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Warum der 1. FC Köln Pizarro verpflichtet hat

30. September 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Auf den ersten Blick erscheint die Verpflichtung eines zwar erfahrenen, aber bald 38-jährigen Peruaners, der zuletzt schon verletzungsanfällig war und derzeit über keinerlei Spielpraxis verfügt durchaus riskant, wenn nicht sogar unnötig. Doch es gibt bei genauerem Hinsehen einige Punkte, die für die Verpflichtung von Claudio Pizarro sprechen, dabei sind das noch nicht einmal nur sportliche. 

Werder Bremen wollte nach der abgelaufenen Saison den Vertrag mit Pizarro nicht verlängern. Der Peruaner erzielte zwar 191 Bundesligatreffer, davon aber nur einen in der vergangenen Saison, bei 19 Einsätzen. Bremen wollte mehr Dynamik im Sturm, anderen Spielern die Chance geben, sich zu beweisen.

Erfahrung und Instinkt

Der sportliche Aspekt hinter der Pizarro-Verpflichtung durch den Effzeh beschränkt sich wohl auf die unglaublich große Erfahrung von Pizarro und dem Torinstinkt, den man auch im Alter nicht verliert. Pizarro ist ein technisch feiner Stürmer, der nicht als Dauerläufer oder Sprinter geholt wurde, sondern vielmehr, um von der Bank Akzente zu setzen und vor allem um den gegnerischen Verteidigern Respekt einzuflößen. Und das kann er mit seiner Erscheinung noch heute.

Das Offensivspiel des 1. FC Köln wird durch Pizarro keinesfalls revolutioniert, aber nach dem Karriereende von Rudnevs und der bisher vorherrschenden Torflaute musste etwas unternommen werden. Es ist davon auszugehen, dass Pizarro mit einem stark leistungsbezogenen Vertrag ausgestattet wurde, der für den Verein kein großes Risiko ist. Pizarro selbst hat noch Spaß am Fußball und durfte direkt im Training zeigen, wie fit er noch ist.

Positiver Einfluss von Außen

Ebenso wichtig wie der sportliche Aspekt ist, was Pizarro innerhalb der Mannschaft bewirken kann. Er kann sofort zu einem Ansprechpartner für junge Spieler werden, hat die Ergebniskrise beim „Effzeh“ nicht miterlebt und wird mit seiner guten Laune sofort für positive Impulse sorgen, auch neben dem Platz. Er hat im Gegensatz zu den anderen Spielern im Kader zuletzt nicht mental gelitten und verspürt nicht den großen Druck, zumal er mit eben jenem auch umzugehen weiß.

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Ob Pizarro gegen Leipzig schon auf der Bank sitzt, wird von den Trainingseindrücken abhängen. Klar ist, dass er auch in Kurzeinsätzen in der Lage ist einen entscheidenden Treffer zu erzielen. Vielleicht ist er außerdem genau der richtige Spielertyp, der zusammen mit dem viel arbeitenden, aber wenig erfolgreichen Cordoba auflaufen könnte, und wenn es nur für wenige Minuten ist. Cordoba reißt Lücken, beschäftigt viele Gegenspieler, aber ihm fehlt oftmals die Konzentration und/oder die Energie für den entscheidenden Torabschluss.

Claudio Pizarro wird den 1. FC Köln nicht alleine aus der Krise schießen. Aber er kann ein wichtiger Baustein in einer Entwicklung sein, die nun vor der Länderspielpause beginnt und in dieser weitergeführt wird. Fitnessrückstände lassen sich in diesen zwei Wochen einigermaßen aufholen, die Automatismen generieren. Und was ein Claudio Pizarro im Strafraum zu tun hat, wenn er den Ball bekommt, muss ihm Peter Stöger ganz sicher nicht erklären. Ob es am Ende falsch war Pizarro zu verpflichten, wird sich herausstellen. Das Risiko ist jedenfalls kalkulierbar.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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