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Vision, Technik, Spielfreude | Warum Dani Ceballos der perfekte Spieler für Arsenal sein kann

27. Juli 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Spotlight | Der FC Arsenal sicherte sich vor wenigen Tagen die Dienste von Dani Ceballos. Der Mittelfeldspieler, der in diesem Sommer mit der U21-Nationalmannschaft Spaniens Europameister wurde, wechselte auf Leihbasis zu den „Gunners“. Ein schlechter Deal? Mitnichten! Denn aufgrund des begrenzten Budgets war die Verpflichtung eines Topspielers wohl kaum möglich. 

Doch auch die begrenzte Aufenthaltsdauer des feinen Technikers sollte ausreichen, damit er seine Qualitäten in der Premier League zeigen und sich als Stammkraft auf hohem Niveau beweisen kann. Ceballos bringt viele Elemente mit, die dem Spiel von Unai Emery und dem FC Arsenal sofort weiterhelfen. 

Mehr als nur ein Ramsey-Ersatz

Da Aaron Ramsey den FC Arsenal im Sommer ablösefrei zu Juventus Turin verließ suchte man einen Ersatz auf der Mittelfeldposition. In Ceballos hat man nicht nur einen Spieler gefunden, dessen Wirkungsbereich ähnlich dem von Ramsey im offensiven Drittel liegen kann, sondern der auch etwas weiter hinten agieren kann. Ceballos ist enorm spielstark und kann seine technischen Qualitäten sowohl im letzten Drittel ausspielen, indem er seine Mitspieler in Szene setzt und selbst den Abschluss sucht, sondern er ist auch im Spielaufbau enorm wertvoll.

(Photo by Alessandro Sabattini/Getty Images)

Ceballos ist ein Spieler, bei dem man Freude alleine vom Zuschauen bekommt. Er ist enorm spielfreudig, mag es sich aus Pressingsituationen herauszukombinieren oder herrauszudribbeln, verfügt über enorm schnelle Richtungswechsel und kann den Ball auf engstem Raum behaupten. Bei der U21-Europameisterschaft konnte man viele Situationen beobachten, in denen Ceballos mit dem Rücken zum Gegenspieler agierte, sich auf engstem Raum Freiheiten verschaffen und Situationen mit einer Spielverlagerung lösen konnte. Im System von Unai Emery ist ein solcher Spieler durchaus zu gebrauchen – und dieser Spielertyp fehlte vor der Ankunft von Ceballos.

Ceballos kann mehrere Rollen übernehmen 

Das wird beim Blick auf die Besetzung im Mittelfeld deutlich. Unabhängig der Systemwahl lässt Unai Emery zumeist drei Spieler im Mittelfeldzentrum auflaufen, sowohl vor einer Vierer- als auch vor einer Fünferkette. Abweichend ist nur die Rollenverteilung, durch Ceballos ergeben sich mindestens so viele Möglichkeiten wie in der vergangenen Saison. Während Mohamed Elneny ebenso wie die Youngster klar in die Kategorie Ergänzungsspieler einzuordnen ist, melden die anderen Spieler im Zentrum durchaus ihre Ansprüche an.

So zum Beispiel Matteo Guendouzi, der sich als absoluter Topgriff entpuppte und vor allem mit seiner Dynamik für Furore sorgt. Guendouzi zeichnet vor allem seine unermüdliche Laufarbeit und seine Fähigkeit den Ball nach vorne zu treiben aus, in vielen Dingen muss er sich aber noch verbessern. Das gilt nicht für Lucas Torreira, der vor allem in den ersten Monaten nach seinem Wechsel überragende Leistungen zeigte. Torreira ist ein Fighter, der eher defensiv orientiert ist, Lücken zuläuft, viele Zweikämpfe führt und sich von der ersten bis zur letzten Sekunden bemüht das gegnerische Angriffsspiel zu verhindern, gleichermaßen zeigt er sich immer wieder engagiert in der Offensive.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Auch Granit Xhaka lebt von seinem Einsatz, läuft viele Lücken zu, führt Zweikämpfe und schaltet sich mit Distanzschüssen gerne in die Offensive ein, wohingegen Mesut Özil ein klassischer Spielmacher ist, der sich nur sukzessive in der von Emery geforderten Defensivarbeit verbessert und Henrik Mkhitaryan eher ein Spieler ist, der gerne mal auf die Außen ausweicht, sehr dynamisch und spielfreudig ist, aber häufig auch ein hohes Risiko geht. Kurzum: Dani Ceballos bringt ein ganz neues Element ein und könnte dabei helfen das Mittelfeld auf ein neues Level zu hieven.

Positiv für Arsenal, selbst wenn er nicht bleibt

Von Ceballos wird also eine Menge erwartet. Er soll dem Spiel Struktur verleihen, er soll in engen Situationen Verantwortung übernehmen, als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive fungieren. In der vergangenen Saison merkte man vor allem wenn Aaron Ramsey fehlte, dass technische Qualitäten im Mittelfeld und der Blick nach vorne unabdingbar sind und wie Ramsey ist auch Ceballos ein Spieler, der sich viel im Kombinationsspiel einbringt, technische Finessen zeigt ohne dabei den Fokus zu verlieren. Zudem ist Ceballos ein hervorragender Standardschütze! Auch das kann den Unterschied machen, der Spanier ist sowohl bei direkten Freistößen als auch bei Hereingaben eine absolute Waffe.

(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

Das einzige „Problem“ ist, dass Arsenal den Spieler nur für einen Jahr und ohne Kaufoption ausgeliehen hat. Doch dennoch kann man auch positive Dinge aus diesem Modell entnehmen. Alle Baustellen könnten in diesem Sommer sowieso nicht behoben werden, mit der Ceballos-Verpflichtung erhöht man die Qualität signifikant, besetzt eine wichtige Position mit dem idealen Spielertypen und verschafft sich Zeit. Dani Ceballos kann und will sich bei Arsenal beweisen, ist hochmotiviert, will als Stammspieler zeigen, was in ihm steckt und sich für größere Aufgaben empfehlen.

Und wer weiß, was passiert, wenn Arsenal es schafft und sich für die Champions League qualifiziert. Möglicherweise will Ceballos den Weg mit den „Gunners“, auch wenn das noch Zukunftsmusik ist, ja weitergehen. Auch wenn die Chancen dafür nicht allzu groß sind muss Arsenal in diesem Jahr alles versuchen um sich in eine gute Position zu manövrieren. Und selbst wenn Ceballos wieder zu Real Madrid zurückkehrt hat man lange Zeit um einen anderen, ähnlichen Spielertypen zu finden um diese Lücke zu schließen. Für alle Beteiligten wirkt dieser Deal in erster Linie sehr durchdacht. Jetzt muss Ceballos nur noch seine umfassenden Qualitäten auf den Platz bringen.

Manuel Behlert

 (Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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