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Über Umwege zum Leistungsträger: Rony Lopes im Porträt

11. März 2018 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Geboren ist er in Brasilien, doch er besitzt einen portugiesischen Pass. Ausgebildet wurde er in der Jugend von Benfica, ehe er in die Nachwuchsabteilung von Manchester City wechselte, wo er sich den nötigen Feinschliff holte. Nach einer Leihe zum OSC Lille sah er seine Zukunft nicht in der Premier League, wechselte zur AS Monaco. Dort ist er nun Leistungsträger, nach einer gewissen Anlaufzeit und einem erneuten Umweg: Rony Lopes. 

Die Jugendabteilung von Benfica ist nicht nur in Portugal hoch angesehen, trotzdem entschied sich Rony Lopes im Januar 2012 für einen Wechsel nach England. Für 1 Million Euro ging es von der U17 von Benfica zur U18 von Manchester City. Sein Talent war bekannt, seine Leistungen im Nachwuchsteam waren gut, trotzdem gelang der Sprung in die erste Mannschaft nicht.

Erste Lille-Leihe: Gute Leistungen trotz Ausfall

Die Leihe nach Lille im Sommer 2014 war folgerichtig. Der Klub spielte im Europapokal, hatte zuletzt einige junge Spieler hervorgebracht und ausgebildet und schien die ideale Station für Lopes zu sein. Zu Saisonbeginn kam er bereits regelmäßig zum Einsatz, ehe ihn eine Sehnenreizung längerfristig außer Gefecht setzte und ihm komplett den Rhythmus nahm. Doch nach seiner Rückkehr war er schnell wieder ein wichtiger Faktor, absolvierte im Endeffekt 27 Pflichtspiele.

(Photo by PHILIPPE DESMAZES/AFP/Getty Images)

Häufig wurde der junge Offensivspieler ein- oder ausgewechselt, trotzdem hatte er regelmäßig einen großen Einfluss auf das Spiel des OSC Lille. Ihm gelangen in seiner ersten Saison auf Profiniveau drei Treffer und drei Vorlagen, Konstanz und eine große Effizienz waren noch nicht wirklich vorhanden, sollten sich in der Zukunft aber noch entwickeln. Diese positiven Eindrücke riefen unter anderem die AS Monaco auf den Plan, die den talentierten Lopes nach seiner Rückkehr zu den Citizens für 12 Millionen Euro verpflichtete.

Zweite Lille-Leihe: Der erhoffte Schritt nach vorne

In Monaco kam er zu Beginn so gut wie überhaupt nicht zum Einsatz, lediglich ein Spiel absolvierte Lopes in der Hinrunde. Dementsprechend stand im Winter erneut ein Leihgeschäft an, Monaco verlieh ihn erneut zum OSC Lille, wo er sofort wieder ein wichtiger Teil der Offensive wurde. In 17 Pflichtspielen für Lille gelangen Lopes in der Rückrunde 3 Tore und eine Vorlage, die Leihdauer wurde von Beginn an auf 1 1/2 Jahre festgelegt, was sich als eine hervorragende Leistung herausstellte.

(Photo by DENIS CHARLET/AFP/Getty Images)

Einen riesengroßen Entwicklungsschritt konnte Rony Lopes dann in der Saison 2016/17 machen, in seinem letzten Jahr in Lille. Nicht nur die Zahlen verbesserten sich (29 Spiele, 6 Tore, 5 Vorlagen), sondern auch der Einfluss auf das Spiel wurde noch einmal größer. Lopes spulte seine Leistungen konstant ab, traute sich mehr, spielte mittlerweile auch deutlich häufiger auf der Außenbahn, wo er seine Qualitäten noch besser ausspielen, mit seinem Tempo in Räume vorstoßen und diese nutzen konnte. In der Saison deutete er an, dass er durchaus das Zeug dazu hat, bei einem Topteam eine elementare Rolle einzunehmen, die Rückkehr nach Monaco stand bevor.

In Monaco im Fokus

Nachdem die Monegassen im Sommer einen großen Aderlass hinzunehmen hatten, indem unter anderem Kylian Mbappe, Bernardo Silva und Tiemoue Bakayoko den Verein verließen, mussten die jungen und talentierten Spieler mehr Verantwortung übernehmen, die Zeit von Spielern wie Youri Tielemans, Adama Diakhaby, Keita Balde oder eben Rony Lopes sollte anbrechen. Der Klub steht aktuell auf Platz 2 in der Ligue 1, spielt eine sehr gute Saison, dürfte in der kommenden Spielzeit auch wieder in der Königsklasse vertreten sein, kann allerdings den Hauptstadtklub aus Paris in dieser Saison nicht ärgern, dafür war der Qualitätsverlust zu hoch.

(Photo by PASCAL PAVANI/AFP/Getty Images) 

Die im Vergleich zu Lille höhere Qualität in Monaco kommt Lopes entgegen. Hier kann er sich keinere Auszeiten nehmen, hat nicht ganz so viel Verantwortung zu tragen. Die Statistiken unterstreichen das, 11 Tore und 12 Vorlagen gelangen ihm bisher in dieser Saison, hinzu kommt, dass er bisher schon fast 2500 Pflichtspielminuten absolviert hat. Eine homogene Offensive, die auch bei Rotation sehr gut miteinander harmoniert, ist dabei der Schlüssel zum Erfolg, sowohl für Monaco, als auch für diesen Spieler. Lopes hat noch Luft nach oben und muss weiter hart an sich arbeiten, aber die Entwicklung ist definitiv sehr positiv, Monaco wäre gut beraten den bis 2020 laufenden Vertrag vorzeitig zu verlängern, um diesen Spieler zu binden.

Viel zu verbessern, trotzdem sehr effizient

Die größte Stärke von Rony Lopes ist in dieser Saison seine Effizienz. 23 Scorerpunkte zu erzielen obwohl noch in einigen Bereichen seines Spiels Luft nach oben herrscht, ist durchaus beeindruckend. Betrachtet man die Statistiken abseits der Scorerpunke, dann fällt auf, dass keine Werte besonders hervorstechen. Eine Passgenauigkeit von etwas unter 75 % ist nicht überragend, auch sonst fallen viele durchschnittliche Werte auf. Lopes muss noch ruhiger am Ball werden, präziser passen und dabei lernen das Risiko abzuwägen, zudem benötigt er konstantere Flanken um ein noch wichtigerer Spieler für die Monegassen zu werden. Auch aufgrund dieser noch vorherrschenden Defizite wäre es wichtig in Monaco in Ruhe den nächsten Schritt zu machen.

(Photo by VALERY HACHE/AFP/Getty Images)

Abgesehen von den einzelnen Defiziten, an denen ein 22-jähriger, der gerade erst auf diesem hohen Niveau angekommen ist, noch arbeiten kann, gelingt eben auch vieles. Lopes ist ein Instinkt- und Spaßfußballer, der gerne auch mal ein Kabinettstückchen zeigt, viele kurze Pässe spielt, versucht seine Mitspieler einzubinden und gerne auch mal einen Weg nach hinten geht, auch wenn sein Zweikampfverhalten sich noch verbessern muss. Von der Außenbahn aus zieht es ihn gerne auch einmal in die Mitte, wo er den Ball mit seiner Dynamik nach vorne treiben kann. Sein Tempo ist gut, sein Dribbling ebenfalls und sein Abschluss häufig sehr präzise. Rony Lopes ist noch kein Spieler, den man in die Weltklasse einordnen kann, aber er bringt das Talent mit um bei entsprechend harter Arbeit eben in jene vorstoßen zu können. Die Topteams in Europa sollten die Entwicklung dieses Spielers jedenfalls weiterhin verfolgen, es könnte sich lohnen.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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