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U21 EM | Ein Hauch von Beckham: Carlos Soler im Portrait

16. Juni 2019 | Spotlight | BY Christoph Albers

Spotlight | Die spanische Auswahl gehört stets zu den Favoriten der U21-Europameisterschaft, so auch in diesem Jahr. Die Mannschaft ist hochklassig besetzt und verfügt nicht zufällig über den höchsten Gesamtmarktwert aller Teilnehmer (laut tm.de). Spieler wie Fabian Ruiz, Mikel Oyarzabal, Pablo Fornals oder auch Unai Nuñez sind längst über den Status eines Talents hinaus und sind ihren Vereinen absolute Leistungsträger. Dennoch sticht Carlos Soler für uns aus dieser prominenten Mannschaft nochmal hervor. Warum erfahrt ihr hier…

Der „wide playmaker“

Zunächst einmal zur Einordnung: Carlos Soler ist sicherlich kein weniger prominenter Name, als die oben genannten. Er ist mit seinen 22 Jahren schon seit zwei Jahren Stammspieler beim FC Valencia, einem Top-Klub in Spanien, ist mit einem Marktwert von 50 Millionen Euro (laut transfermarkt.de) einer der wertvollsten Spieler der Mannschaft (neben Fabian Ruiz und Mikel Oyarzabal) und stand auch bereits im Kader der spanischen A-Nationalmannschaft (ohne Einsatz). Er ist also alles andere als ein No-Name oder Underdog, sondern viel mehr eine relativ offensichtliche Wahl, wenn man über die interessantesten Spieler dieses Turniers spricht. Dennoch lohnt sich ein genauerer Blick auf einen sehr speziellen Spieler.

Warum ist Carlos Soler denn so speziell? Diese Frage lässt sich kurz oder lang beantworten. Kurz: Er lässt sich als „äußerer Spielertyp“ oder auch „wide playmaker“ bezeichnen, eine „Gattung“, die es mittlerweile kaum noch gibt. Die lange Antwort würde beschreiben, was das genau ist: Der „wide playmaker“ ist kein typischer Außenspieler, der seine Stärken im Dribbling bzw. im Eins-gegen-eins hat und mit dem Tempo bestechen kann, sondern viel mehr ein Spieler, der den Rhythmus seiner Mannschaft von der Außenbahn aus bestimmt, mit seiner Kreativität überzeugt und seine Mitspieler in Szene setzt. Der „wide playmaker“ geht nicht ausschließlich in die Tiefe oder zieht zum Tor, er bespielt auch gerne mal den Achter- oder auch den Zehnerraum, er geht in die Räume, die dem Gegner wehtun, und versucht von da aus die Schnittstellen zu finden oder auch die weiten Bälle in die gefährlichen Räume zu spielen. Der Prototyp-Typ dieses Spielertypen ist David Beckham.

(Photo by Aitor Alcalde/Getty Images)

Kick it like Beckham

Der Engländer hat diese Rolle wie kein zweiter geprägt und dürfte sich wohl durchaus in Carlos Soler wiederfinden. Erst kürzlich durfte er seinen „Erben im Geiste“ beim Copa del Rey Finale begutachten, als er den Sieg des FC Valencia über den FC Barcelona im Estadio Benito Villamarin von der Tribüne aus miterlebte. Ob er sich ein Stück weit wiedererkannt hat ist leider nicht überliefert.

Solers Profil dürfte sich nach der bisherigen Darstellung ganz gut ableiten lassen, doch wir führen das gerne nochmal für euch aus. Soler ist nicht außergewöhnlich schnell, doch er überzeugt durch eine hohe Laufleistung – nach vorne und nach hinten. Er ist ein „echter“ richtiger Mittelfeldspieler, der seinen Flügel in beide Richtungen beackert, dabei hat er auch im Rückwärtsgang seine Qualitäten und er scheut auch kein Tackling, was den meisten Fans sicherlich gut gefallen dürfte.

Dennoch hat er seine größten Qualitäten natürlich in der Offensive: Er ist brillant am Ball und verfügt über ein hervorragendes Passspiel, mit einer großen Variabilität. Er hat ein gutes Auge für seine Mitspieler und überzeugt vor allem als Vorlagengeber. In Sachen Torgefahr kann er aber sicherlich noch zulegen. Ansonsten bespielt er Räume sehr gut und weicht gerne auch ins Zentrum aus, wenn er das Gefühl hat von dort mehr Einfluss auf das Spiel ausüben zu können. Ansonsten ist er auch stark im direkten Duellen und kann auch auf engen Raum Lösungen entwickeln. Mit seinen 1,80m ist er zudem auch physisch durchaus gut aufgestellt für einen Flügelspieler. Darüber hinaus schießt er auch gute Standards. Die Parallelen zu David Beckham lassen sich angesichts dieses Profils wohl noch besser erkennen – nur um unsere Headline nochmal zu erklären.

Valencia durch und durch

Zum Werdegang nur so viel: Carlos Soler ist durch und durch ein Spieler des FC Valencia. Er stammt aus der Jugend der „Ches“ und arbeitete sich über deren zweite Mannschaft, für die er zwei Jahre spielte, in die erste Mannschaft hoch, für die er nun schon seit der Saison 2017/18 fest spielt. Sein La Liga Debüt feierte er im Dezember 2016, damals noch unter Trainer Prandelli. Doch sein größter Förderer ist sein aktueller Trainer, Marcelino, der seit dem 1. Juli 2017 in Valencia auf der Bank sitzt, und ihm seither vollkommen vertraut.

Soler ist wie geschaffen für dessen 4-4-2-System und profitiert daher logischerweise auch sehr von ihm. Er bildet das perfekte Pendant zu Goncalo Guedes auf der linken Seite, der eigentlich ein klassischer Flügelstürmer ist und eher zu einem 4-3-3-System passt. Soler ist daher gewissermaßen auch sein Gegengewicht, um die Balance zu stärken. Darüber hinaus ist er die dringend benötigte kreative Verstärkung für Kapitän Dani Parejo und damit geradezu unersetzbar.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Mit Schwung zur Euro

In der abgelaufenen Saison wusste er, wie auch das ganze Team des FC Valencia, vor allem in der Rückrunde zu gefallen. Platz 4 und der Einzug in die Champions League waren der verdiente Lohn. Diesen Schwung wird er nun hoffentlich, zumindest aus Sicht der Spanier, mit in die U21-Europameisterschaft nehmen.

Dort dürfte er im 4-2-3-1-System von Trainer de la Fuente auf der rechten Außenbahn beginnen und damit ein leicht offensivere Rolle einnehmen als im Verein. Dennoch dürfte er auch hier seinen Stammplatz auf der rechten Bahn sicher haben. Euch sei an dieser Stelle auf jeden Fall geraten, etwas genauer auf ihn zu schauen. Ihr wisst ja nun, wo ihr ihn finden könnt!

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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