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U20-WM: Mit Lainez, Haland und Weah: Player to Watch, Teil I

22. Mai 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Spotlight | Vom 23. Mai bis zum 16. Juni findet in Polen die U20-Weltmeisterschaft statt. 24 Teams kämpfen um den Titel, zahlreiche spannende junge Talente nehmen an diesem Turnier teil. Spieler wie Gedson Fernandes, Diogo Dalot, Dan-Axel Zagadou oder Evan N’Dicka sind bereit bekannt, andere hingegen weniger oder hierzulande noch nicht bei jedem Fußballfan auf dem Radar. Wir stellen einige spannende Spieler dieses Turniers kurz vor!

Diego Lainez (18, Flügelspieler, Mexiko)

Als Diego Lainez im Januar 2019 den Schritt aus der mexikanischen Liga in die höchste spanische Spielklasse ging und im Alter von nur 18 Jahren für rund 14 Millionen Euro zu Real Betis wechselte, waren die Vorschusslorbeeren groß. Der 1,67m große Lainez galt als herausragender Techniker, der über ein extrem gutes Dribbling verfügt. Betis verpflichtete ihn nicht ohne Hintergedanken schon im Winter, denn so konnte sich Lainez einerseits in Sevilla einleben, andererseits besteht nicht die Gefahr, dass noch andere Teams nach einer gelungenen Weltmeisterschaft auf den Spieler aufmerksam werden. Seine Bilanz in La Liga: 12 Spiele, knapp 350 Einsatzminuten und eine Torvorlage, in der Europa League gegen Rennes erzielte er bisher sein einziges Tor für den Klub.

 (Photo by CRISTINA QUICLER / AFP)

Die Art und Weise, wie Lainez Fußball spielt, erinnert unverzüglich an den klassischen „Straßenfußballer“. Der Mexikaner ist dribbelstark, schnell, wendig und verfügt über eine extrem enge Ballführung. Er ist ein Spieler, der spezielle Momente kreieren kann, sich aber auch noch an die höheren Erwartungen in Europa gewöhnen muss. Im Defensivbereich hat der 18-jährige natürlich noch Mängel, auch effizienter muss er noch werden. Doch Lainez bringt alles mit um sukzessive die nächsten Schritte in seiner Karriere zu gehen. Bei Betis und auch bei Mexikos U20 wird Lainez in der offensive flexibel eingesetzt, spielt sowohl im Zentrum als auch auf dem Flügel. Eine Position halten kann der quirlige Offensivspieler über 90 Minuten ohnehin nicht, vor allem in der Nationalmannschaft ist er Dreh- und Angelpunkt in der Offensive und initiiert viele Angriffe schon aus dem Mittelfelddrittel. Diego Lainez ist ein spannender Spieler und gilt nicht zu Unrecht als Hoffnungsträger der mexikanischen Auswahl.

Agustin Almendra (19, Mittelfeld, Argentinien)

Der 19-jährige Agustin Almendra, der im zentralen Mittelfeld Zuhause ist, ist ein echtes Eigengewächs der Boca Juniors. Dort zählt er nun seit Anfang 2018 zum Kader der 1. Mannschaft und durchläuft eine sehr gute Entwicklung. Almendra soll bereits bei einigen Klubs aus Europa auf der Liste stehen, ist aber noch bis 2022 an den Verein gebunden. In der argentinischen U20-Nationalmannschaft ist Almendra ein tonangebendes Element, zudem ist er der Kapitän dieser Mannschaft.

Almendra ist ein typischer, dynamischer Antreiber im Mittelfeldzentrum. Er ist lauf- und sprintstark, sehr viel unterwegs und treibt den Ball gerne nach vorne, setzt dann seine Mitspieler ein. In die Offensive schaltet er sich regelmäßig ein, sucht häufig den Abschluss aus der 2. Reihe. Auch defensiv ist Agustin Almendra sehr aktiv und führt viele Zweikämpfe. Der 19-jährige versucht immer möglichst schnell hinter den Ball zu kommen, ist sehr engagiert und schließt viele Lücken. Punktuell ist er noch etwas übermotiviert im Zweikampfverhalten oder zu hektisch im Spiel nach vorne, aber noch hat er viele Jahre Zeit um diese Dinge abzustellen.

Erling Braut Haland (18, Stürmer, Norwegen)

Der 1,91m große Angreifer Erling Braut Haland wurde im englischen Leeds geboren, spielte in Norwegen in seiner Jugend für den Byrne FK, ehe er sich für den Schritt nach Molde entschied. Nach knapp 2 erfolgreichen Jahren in Molde zog es Haland im Winter weiter, diesmal nach Österreich zu RB Salzburg. Dort akklimatisierte sich der Angreifer in der Rückrunde bereits, kam auch immerhin zu 5 Einsätzen und erzielte im Spiel gegen Linz seinen Debüttreffer. Auch wenn die Rückrunde noch nicht ideal verlief ist Haland in Salzburg ein Spieler für die Zukunft.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Eigentlich spielt Haland bereits für die U21-Nationalmannschaft Norwegens, wurde aber im März – auch in Vorbereitung auf die WM – zur U20 berufen, überzeugte dort gleich mit zwei entscheidenden Toren in den Freundschaftsspielen. Der großgewachsene Stürmer sollte keinesfalls nur auf sein Kopfballspiel reduziert werden, Haland ist mehr als nur ein Zielspieler. Natürlich ist seine körperliche Präsenz ein Faktor, aber Haland bewegt sich nicht nur im und um den Strafraum, sondern nimmt aktiv am Spiel teil. Und auch wenn seine Technik noch ausbaufähig ist und ihm der ein oder andere Ball versprengt, bringt er viele wichtige Elemente mit. Sein Antritt ist gut, er handelt im Offensivdrittel oft instinktiv und vor allem instinktiv richtig. Er könnte ein Entscheidungsspieler für Norwegen werden.

William Saliba (18, Verteidiger, Frankreich)

Frankreich verfügt über viele gute und junge Verteidiger in der A-Nationalmannschaft, auch die U21 stellt eine sehr gute Defensive. Da kommt es wenig überraschend, dass auch die U20 hier sehr gut besetzt ist. Und das auch abseits der großen Namen wie Kamara (OM), Zagadou (BVB) und N’Dicka (Frankfurt). Mit William Saliba stellt Frankreich nämlich einen der Shootingstars der Saison in der Ligue 1. Saliba zeigte in seinen 19 Spielen für den AS Saint-Etienne derart ansprechende Leistungen, dass sich schon der FC Arsenal um den Spieler bemühen soll. Kostenpunkt: 25 Millionen Pfund.

Trotz der großen Konkurrenz, die Saliba schon in der 20 hat, könnte er eine wichtige Rolle im Turnierverlauf spielen. Saliba besticht nicht nur durch eine schon jetzt beeindruckende Physis, sondern auch durch ein enormes Spielverständnis. Der 18-jährige kann potenzielle Gefahrenherde frühzeitig erkennen und beseitigen, verfügt über ein gutes Timing im Zweikampf, auch wenn er das ein oder andere unnötige Foul begeht. Auch im Spielaufbau hat er durchaus einiges drauf, behält vor allem auch in Drucksituationen die Ruhe am Ball. Aus Saliba kann durchaus ein sehr, sehr guter Innenverteidiger werden, bei der U20-WM präsentiert er sich erstmals auf der großen Bühne.

Cucho Hernandez (20, Stürmer, Kolumbien)

Im Januar 2017 sicherte sich der FC Watford die Dienste des kolumbianischen Angreifers Cucho Hernandez, verpflichtete ihn direkt aus Kolumbien. Bis zum Sommer wurde der Stürmer in seine Heimat verliehen, nach der Rückkehr folgte sofort eine Zweijahresleihe nach Huesca. La Liga ist für den mittlerweile 20-jährigen eine ideale Umgebung um sich weiterzuentwickeln. Cucho Hernandez spricht die Sprache, spielt in einer Liga, in der viele Klubs Wert auf einen technisch anspruchsvollen Fußball legen und steht bei Huesca nicht so im Rampenlicht, wie es in der Premier League der Fall wäre. In der Saison 2018/19 war Cucho an 7 Treffern direkt beteiligt, pendelte oft zwischen Startelf und Ersatzbank.

(Photo by CRISTINA QUICLER / AFP)

Der 1,76m große Angreifer wird im Sommer – zumindest vorerst – zum FC Watford zurückkehren. Was genau mit ihm passiert ist noch nicht klar, ein gutes Turnier in Polen könnte aber dafür sorgen, dass sich andere Klubs für ihn interessieren. Beobachtet man Cucho, dann fällt vor allem sein wuchtiger und präziser Schuss auf. Der Kolumbianer traut sich viel zu, geht gerne in Dribblings und verfügt über eine enge Ballführung. Gerne holt er sich den Ball außerhalb des Strafraums ab, geht einige Schritte und versucht sich entweder im 1-gegen-1 oder schließt ab. Er ist technisch versiert, kann seinen Körper gut einsetzen und sich so auch gegen physisch starke Verteidiger behaupten. Sein Zug zum Tor und sein Wille sind beeindruckende Elemente, allerdings muss er noch lernen den richtigen Pass im richtigen Zeitpunkt zu spielen, sich teilweise früher vom Ball zu trennen.

Diogo Leite (20, Verteidiger, Portugal)

Diogo Leite kennt man hierzulande wohl vor allem aufgrund der Transfergerüchte hinsichtlich eines möglichen Wechsels zu Borussia Mönchengladbach. Max Eberl warf der Spielerseite damals vor die Borussia lediglich benutzt zu haben um einen besseren Vertrag auszuhandeln. Doch Leite sollte auch aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten genauer beobachtet werden. Der 20-jährige spielt beim FC Porto und absolvierte einen Großteil seiner Karriere in der Jugend in diesem Klub. In der abgelaufenen Saison kam er nur sporadisch zum Einsatz, spielte viel in der Reserve, in der kommenden Saison hofft er aber durch den Abgang von Militao und den möglichen Abgang von Felipe auf deutlich mehr Spielzeit.

Für sein Alter ist Diogo Leite bereits sehr weit, er spielt vor allem aufgrund der hochkarätigen Konkurrenz so selten. Leite besticht durch ein gutes Stellungsspiel, das ihm eine gewisse Abgeklärtheit verleiht. Besonders in der UEFA Youth League zeigte er auch seine Klasse im Aufbauspiel, er scheut sich nicht ins Risiko zu gehen, auch mal einen heranstürmenden Angreifer auszuspielen und dann einen klugen Pass zu spielen. Er ist der Initiator zahlreicher gefährlicher Angriffe, weiß aber auch in welchen Situationen es klug ist das Risiko zu erhöhen und in welchen nicht. Sein Timing bei Zweikämpfen ist ebenso gut wie sein Kopfballspiel, zudem ist der 1,88m große Leite durchaus schnell im Antritt, kann auch enteilte Gegenspieler vor Probleme stellen. Was er nun vor allem benötigt ist Selbstvertrauen und Partien auf hohem Niveau!

Timothy Weah (19, Stürmer, USA)

Zuerst einmal ist Timothy Weah wegen seines Vaters, George Weah, bekannt. Aber auch Timothy spielte sich früh in die Notizbücher einiger Topklubs, schon als er in der Jugend für die New York Red Bulls auflief. 2014 zog es ihn aus der dortigen Academy zu Paris Saint Germain, wo er den Rest seiner Jugend verbrachte und punktuell bei den Profis reinschnuppern durfte. Doch in Paris ist die Konkurrenz groß, die Spielanteile sind gering. Im Winter entschlossen sich alle Partien zu einem wichtigen Schritt, einer Leihe für die Rückrunde. Es ging nach Schottland, zu Celtic – und dort spielte Weah immerhin einige Male, erzielte 3 Tore und bereitete einen weiteren Treffer vor.

In der individuell schwächeren schottischen Liga konnte Weah seine Klasse mehrfach andeuten. Auch wenn der Youngster noch sehr ungeschliffen ist und sich noch in einigen Bereichen seines Spiels deutlich verbessern muss, erkennt man bestimmte Abläufe und Automatismen, die zeigen, dass er durchaus in der Lage ist auf hohem Niveau mitzuhalten. Weah taucht in der Offensive nahezu überall auf, spielt im Zentrum und auch auf den Flügeln, versucht immer sich ins Kombinationsspiel einzubringen und den schnellsten Weg zum gegnerischen Tor zu finden. Er bewegt sich oft in den Schnittstellen und versucht den Verteidigern zu enteilen, kommt somit in einige lukrative Anschlusspositionen. Die Erwartungen, die man in der US-Amerikanischen Juniorenauswahl an ihn hat, sind hoch – es bleibt abzuwarten, ob er diese nun auch erfüllen kann.

(Photo by Mark Runnacles/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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