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S04 | Mit Harit und einer Menge Selbstvertrauen: Schalke peilt Sieg im Derby an

22. Oktober 2019 | Vorschau | BY Kilian Thullen

Spotlight | Schalke steht unter David Wagner nach acht Spieltagen auf dem siebten Platz und damit kurioserweise nur zwei Punkte hinter der Tabellenspitze. Der neue Trainer hat damit alle Erwartungen erfüllt und kann mit einem Derbysieg am Samstag eine regelrechte Euphorie auf Schalke entfachen.

Wagners klare Handschrift

Als David Wagner nach Gelsenkirchen geholt wurde, erwartete man eine gewisse Aufbruchstimmung, die in und um den Verein entstehen soll. Wie viele seiner Bundesliga-Kollegen, ist auch er einer aus der neuen Generation von Trainern, die einen modernen Fußball pflegen. Aus einem 4-2-3-1 oder einem 4-Raute-2-System heraus, legt er enorm viel Wert auf eine intensive Arbeit gegen den Ball. Häufig werden die Gegner schon sehr hoch und intensiv angelaufen, was am vergangenen Wochenende gegen 1899 Hoffenheim auch vereinzelt gute Chancen kreierte. Charakteristisch bei Wagner ist der klare Fokus auf enge Mannorientierungen im Mittelfeld, die viele Gegner vor Probleme stellen. Mit dem Ball soll schnell Vertikalität erzeugt werden und stets ein hohes Tempo aufrechterhalten werden, um dem Gegner keine Pause zu lassen.

Ohnehin ist es dem 48-jährigen innerhalb kürzester Zeit gelungen eine klare Spielidee zu verwirklichen, die bereits jetzt von Erfolg gekrönt ist. Nach zuletzt vier Spielen ohne Niederlage, von denen sogar drei gewonnen werden konnte, musste man am vergangenen Sonntag eine unverdiente 2:0-Niederlage in Sinsheim hinnehmen. Besonders bitter ist, dass die „Knappen“ gerade in der ersten Halbzeit klar die bessere Mannschaft waren, jedoch zu fahrlässig mit ihren Chancen umgingen. Dieser kleine Dämpfer wird aber nichts an der großen Sicherheit und dem Selbstvertrauen ändern, mit dem die Mannschaft unter Wagner bislang auftritt. Trotz der Niederlage kann man mit einer breiten Brust in die Derbywoche gehen und wird selbstbewusst einen Sieg anpeilen, mit dem man den großen Rivalen in der Tabelle überholen könnte.

(Photo by Thomas F. Starke/Bongarts/Getty Images)

Beachtlich ist dabei, dass Wagner es geschafft hat, eine stabile Defensive auf die Beine zu stellen, ohne dass – im Gegensatz zu Stevens und Tedesco – die Offensive darunter leidet. Damit einher gehen freilich einige Personalentscheidungen, bei denen der Trainer ein gutes Händchen bewiesen hat. Zu nennen ist an dieser Stelle sicherlich Suat Serdar, der unter Wagner deutlich mehr Verantwortung übernimmt als noch bei Stevens oder Tedesco und es sogar in die Nationalmannschaft geschafft hat. Dieser laboriert aktuell jedoch an einer Adduktorenverletzung und könnte gegen den BVB ausfallen. Vor allem profitiert jedoch Amine Harit von seiner neuen Rolle als „Zehner“ hinter den Spitzen, die er seit dieser Saison bekleidet.

Harit als Schlüsselspieler?

Die Augen in Gelsenkirchen waren in den letzten Tagen vor allem auf einen Akteur gerichtet: Amine Harit. Der Marokkaner blüht unter Wagner regelrecht auf und konnte in dieser Saison bereits vier Tore und zwei Vorlagen erzielen. Außerdem wurde er zum Bundesliga-Spieler des Monats September gewählt, was auch Scouts internationaler Top-Teams nicht verborgen blieb. Gerade gegen Dortmund könnte der quirlige Rechtsfuß wertvoll sein, da gegen die eng gestaffelten und kompakt verschiebenden Defensivreihen des BVB, ein technisch starker Spieler wie er von enormen Wert ist. Häufig gelingt es dem 22-jährigen sich mit cleveren Körpertäuschungen und dynamischen Bewegungen aus engen Räumen zu befreien und das Offensivspiel anzutreiben. Gegen das typische tief absinkende 4-4-2 von Lucien Favre sind solche Qualitäten sehr wichtig und können den Unterschied machen.

(Photo by Ronny Hartmann / AFP)

Die Euphorie mitnehmen

Ein weiterer Faktor, der im Derby eine Rolle spielen wird, ist die Kondition der Borussen. Erst am Mittwoch müssen die Schwarz-Gelben im Champions-League-Spiel bei Inter Mailand ran, ehe sie am Samstag um 15:30 im Derby spielen. Nur zwei Tage Regeneration und die Reisestrapazen werden nicht spurlos an den Akteuren vorbei gehen. Auch diesen Umstand müssen sich die „Knappen“ zunutze machen und den Gegner 90 Minuten lang beschäftigen. Doch trotz dieser guten Aussichten plagen auch David Wagner einige Sorgen, die aber rein personeller Natur sind. Mit Suat Serdar und Weston McKennie sind gleich zwei wichtige Akteure aus dem zentralen Mittelfeld fraglich vor dem Derby. Während bei Serdar, wie oben beschrieben, Adduktorenprobleme vorliegen, kehrte der Amerikaner mit einer leichten Muskelverletzung aus der Länderspielreise mit den US-Boys zurück.

Ungeachtet dieser personellen Fragezeichen hat sich auf Schalke bereits ausreichend Selbstvertrauen entwickelt, um mit dem klaren Ziel des Derbysiegs in dieses Spiel zu gehen. Gerade weil die letzten Wochen gezeigt haben, dass der BVB zurzeit durchaus schlagbar ist, wird Wagner auf Sieg spielen und seine Mannschaft gewohnt aktiv auftreten lassen. Die ersten Spiele lieferten den Eindruck, dass zwischen Wagner und der Mannschaft eine gute Chemie herrscht. Wenn es ihnen nun gelingt, auch das Derby siegreich zu gestalten, wird die Euphorie in Gelsenkirchen sicherlich nicht geringer werden.

Kilian Thullen

(Photo by RONNY HARTMANN/AFP/Getty Images)

Kilian Thullen

Bosz, Rose & Co. im Herzen, die Bundesliga im Blick. Seinen Durst nach Gegenpressing und dynamischem Offensivspiel stillt Kilian vor allem in Deutschland. Seit 2018 bei 90PLUS.


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