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Serie A Vorschau (3/4) | Inter, Lazio, Sassuolo, Udinese, Frosinone

17. August 2018 | Vorschau | BY Marius Merck

Am kommenden Samstag startet wieder der Spielbetrieb in Italien. Die Serie A, in den 1990er Jahren die attraktivste Liga der Welt, erlebt nach etwas dürftigen Jahren gerade eine kleine Renaissance – in sportlicher wie auch in finanzieller Hinsicht: So stand Dauermeister Juventus Turin seit 2015 zwei Mal im Finale der Champions League, in diesem Sommer fand der amtierende Weltfußballer Cristiano Ronaldo den Weg nach Italien. Doch auch neben der „Alten Dame“ gibt es genug interessante Klubs, auf die es sich zu blicken lohnt. Im dritten Teil unserer Serie A-Vorschau nehmen wir Inter, Lazio, Sassuolo, Udinese und Frosinone unter die Lupe.

Hier findet ihr die anderen Teile:

1/4) Napoli, Fiorentina, Sampdoria, Bologna, Empoli.

2/4) Milan, Atalanta, Cagliari, Genua, Chievo.

Anmerkung: Momentan ist noch das Transferfenster ist der Serie A geöffnet, weswegen es zu weiteren Veränderungen in den Kadern kommen kann. Die Teams entsprechen dem Stand vom 17. August 2018 um 12:00.

In der Saison 2018/19 ist die Serie A erneut auf DAZN zu sehen (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

 

Inter Mailand

Platzierung 2017/18: 4. Platz; 72 Punkte; 66:30 Tore

Neuzugänge: Rajda Nainggolan (30/AS Roma/38 Mio EUR); Lautaro Martinez (20/Racing Club/16 Mio EUR); Federico Dimarco (20/Sion/7 Mio EUR); Sime Vrsaljko (26/Atletico/6,5 Mio EUR Leihgebühr); Matteo Politano (24/Sassuolo/5 Mio EUR Leihgebühr); Keita Balde (23/AS Monaco/5 Mio EUR Leihgebühr); Kwadwo Asamoah (29/Juventus/ablösefrei); Stefan de Vrij (26/Lazio/ablösefrei); Joao Mario (25/West Ham/Leihende); Raffaele Di Gennaro (24/Spezia/Leihende)

Abgänge: Geoffrey Kondogbia (25/Valencia/25 Mio EUR); Davide Santon (27/AS Roma/9,5 Mio EUR); Federico Valietti (19/Genua/7,5 Mio EUR); Davide Bettella (18/Atalanta/7 Mio EUR); Eder (31/JS Suning/5,7 Mio EUR); Jens Odgaard (19/Sassuolo/5 Mio EUR); Marco Carraro (20/Atalanta/5 Mio EUR); Nicolo Zaniolo (18/AS Roma/4,5 Mio EUR); George Puscas (22/Palermo/3,3 Mio EUR); Yuto Nagatomo (31/Galatasaray/2,5 Mio EUR); Jonathan Biabiany (30/Parma/1,5 Mio EUR); Francesco Bardi (26/Frosinone/1 Mio EUR); Rey Manaj (21/Albacete/Leihe); Michele Di Gregorio (20/Avellino/Leihe); Alessandro Bastoni (19/Parma/Leihe); Samuele Longo (26/Huesca/Leihe); Federico Dimarco (20/Parma/Leihe); Axel Bakayoko (20/St. Gallen/Leihe); Andrei Radu (21/Genua/Leihe); Francesco Forte (25/Beveren/Leihe); Rafinha Alcantara (25/Barcelona/Leihende); Lisandro Lopez (28/Benfica/Leihende); Joao Cancelo (24/Valencia/Leihende)

(Photo by JAVIER SORIANO/AFP/Getty Images)

Ausblick: Nur wenige Experten hatten nach dem Triple-Sieg von 2010 einen derartigen Absturz prognostiziert. Die damalige „alte Garde“ um Klublegende Javier Zanetti schwang sich unter Trainer Jose Mourinho zum letzten Mal zu absoluten Höchstleistungen auf. Mit dem Abgang des Portugiesen kehrte jedoch eine Instabilität auf der Bank zurück, wie man es von den „Nerazzurri“ aus den frühen 00er-Jahren kannte. Dadurch wurde der notwendige Umbruch der Mannschaft nur sporadisch und vor allem inkonsequent voran getrieben, worunter die sportlichen Erfolge enorm litten. So spielte der Dauermeister (fünf Titel von 2006 bis 2010) in der Saison 2011/12 bis heute (!) zum letzten Mal in der Champions League und pendelte zwischen enttäuschenden Europa League-Teilnahmen und noch enttäuschenderen Mittelfeld-Plätzen. Dieser Fluch konnte in der letzten Saison gebrochen werden: Im direkten Duell bei Lazio behielt man am letzten Spieltag die Nerven und verdrängt aufgrund des besseren sportlichen Vergleichs die Römer noch von dem vierten Platz. Doch geht dieser Trend auch in der neuen Runde so weiter?

Ein entscheidender Mann von dem zitierten Herzschlagfinale fand im Sommer erst den Weg zu Inter: Stefan De Vrij patzte im Mai noch im Dress von Lazio entscheidend, wodurch Inter überhaupt erst auf die Siegesstraße geriet. Die Dienste des Niederländers wurden sich ohne Ablöse gesichert, was als herausragender Deal einzuordnen ist. De Vrij wird mit Milan Skriniar (wohl die Entdeckung der Vorsaison) und Miranda um die beiden Plätze in der Abwehrzentrale konkurrieren. Daneben kam mit Kwadwo Asamoah von Juventus ein weiterer Spieler von Format in die Lombardei. Der 29-Jährige stellt für die linke Abwehrseite eine hervorragende Ergänzung dar. Mit Vizeweltmeister Sime Vrsaljko gab es zudem ein ähnliches Upgarde auch für die rechte Außenverteidiger-Position.

Der teuerste Transfer des 18-Fachen Meisters ist im Mittelfeld zu finden: Von der Roma kam für 38 Millionen Euro Rajda Nainggolan. Der Belgier gehört seit mehreren Jahren zu den absoluten Topspielern der Serie A. Allerdings erscheint die Ablöse für den mittlerweile 30-Jährigen ein wenig zu hoch, daneben ist Nainggolan in der Hauptstadt auch durch seinen unprofessionellen Lebenswandel (ständiger Gast im Nachtleben, bekennender Raucher) häufig aufgefallen. In Normalform ist der im Nationalteam ausgemusterte Spieler jedoch auf jeden Fall eine Verstärkung. Daneben hatte Inter eine noch größere Lösung für die Zentrale im Sinn: Über mehrere Wochen baggerte der Klub an Luka Modric, doch am Deadline-Day deutet sich an, dass der beste Spieler der Weltmeisterschaft von Real Madrid keine Freigabe erhalten wird.

Auf den offensiven Flügeln hat Trainer Luciano Spalletti durch die Verpflichtungen von Keita Balde und Matteo Politano zwei Alternativen von hoher Qualität hinzugewinnen können. Gerade Keita kennt die Serie A noch aus seiner Zeit bei Lazio, wo er eine herausragende Saison 2016/17 spielte. Die beiden Neuzugänge werden wohl um den Platz auf der rechten Seite kämpfen, während auf dem linken Pendant ohne Frage Ivan Perisic, der sich bei Inter zu einem Spieler von internationaler Klasse entwickelte, weiterhin gesetzt sein dürfte. In der Sturmmitte ist dies ohnehin Kapitän und Torschützenkönig Mauro Icardi, für welchen Spalletti mit Lautaro Martinez einen geeigneten jungen Back-Up hat. Martinez deutete sein großes Potential in der Vorbereitung bereits an. Die „Nerazzurri“ hatten auf den ersten Blick einen äußerst erfolgreichen Sommer und wirken qualitativ besser aufgestellt als im Vorjahr. Eine erneute Qualifikation für die Königsklasse ist mit diesem Team eine absolute Pflicht, man müsste es sogar als kleine Enttäuschung einordnen, sollte dies erneut „nur“ mit dem vierten Platz erreicht werden.

 

Lazio Rom

Platzierung 2017/18: 5. Platz; 72 Punkte; 89:49 Tore

Neuzugänge: Joaquin Correa (23/Sevilla/15 Mio EUR); Francesco Acerbi (30/Sassuolo/10 Mio EUR); Valon Berisha (25/RB Salzburg/7,5 Mio EUR); Riza Durmisi (24/Betis/6,5 Mio EUR); Mattia Sprocati (25/Salernitana/2,5 Mio EUR); Djavan Anderson (23/Bari/ablösefrei); Silvio Proto (35/Olympiakos/ablösefrei); Milan Badelj (29/Fiorentina/ablösefrei); Lorenzo Filippini (22/Pisa/Leihende); Christopher Oikonomidis (23/Sydney/Leihende); Joseph Minala (21/Salernitana/Leihende); Ravel Morrison (26/Atlas/Leihende); Mauricio (29/Warschau/Leihende); Danilo Cataldi (23/Benevento/Leihende); Alessandro Rossi (21/Salernitana/Leihende); Cristiano Lombardi (22/Benevento/Leihende); Ricardo Kishna (23/Den Haag/Leihende); Luca Germoni (20/Perugia/Leihende)

Abgänge: Felipe Anderson (25/West Ham/38 Mio EUR); Filip Djordjevic (30/Chievo/ablösefrei); Federico Marchetti (35/Genua/ablösefrei); Stefan de Vrij (26/Inter/ablösefrei); Francesco Orlando (21/Salernitana/ablösefrei); Simone Palombi (22/Lecce/Leihe); Luca Grecco (22/Pescara/Leihe); Nani (31/Valencia/Leihende)

(Photo by Marco Rosi/Getty Images)

Ausblick: Die Mannschaft von Trainer Simone Inzaghi schien in der letzten Saison endlich die langersehnte Qualifikation für die Königsklasse zu schaffen. Die Römer landeten seit der Saison 2010/11 zwar immer auf einem einstelligen Platz in der Endabrechnung, mehr als Teilnahmen in der Europa League sprang dabei aber nicht heraus. Selbst der dritte Platz aus der Saison 2015/16 genügte nicht für die Champions League, da man in der Qualifikation von Bayer Leverkusen ausgeschaltet wurde. In der abgelaufenen Spielzeit hatte es Lazio am letzten Spieltag zuhause gegen den direkten Konkurrenten Inter selbst in der Hand, doch das Team verspielte den vierten Platz durch eine 2:3 Heimniederlage (nach 2:1 Führung). So finden sich Inzaghi und seine Männer abermals in der Europa League wieder.

Fußballerisch wäre eine Teilnahme an der Königsklasse auf jeden Fall verdient gewesen, spielte doch in der Serie A vielleicht nur der SSC Neapel so einen attraktiven Fußball wie Lazio im Vorjahr. Unter dem ehemaligen Stürmer Inzaghi kennt das Team nämlich primär eine Devise: Attacke. Davon zeugen überragende 89 (!) Treffer der Mannschaft – Spitzenwert der Liga! Der absolute Garant für diese Ausbeute war Ciro Immobile, welcher nach tristen Jahren im Ausland in Dortmund und Sevilla von seinem Coach „wiederbelebt“ und mit 29 Toren zum zweiten Mal in seiner Karriere Torschützenkönig (gemeinsam mit Mauro Icardi) der Serie A wurde. Als sein kongenialer Partner im Angriff stach Luis Alberto hervor, welcher selbst elf Mal traf und überragende 16 weitere Treffer vorbereitete. Der Erhalt des Duos über den Sommer hinaus kann als großer Erfolg für Lazio verbucht werden.

Der (ablösefreie) Abgang von Stefan De Vrij in der Abwehr wiegt allerdings schwer, gerade weil sich der niederländische Nationalspieler mit Inter einem direkten Konkurrenten ohne finanzielle Kompensation angeschlossen hat. Ihn soll in der Abwehrzentrale Francesco Acerbi ersetzen, welcher seine Karriere nach einer enttäuschenden Phase bei Milan in Sassuolu wieder in Schwung bringen konnte. Mit Valon Berisha und Milan Badelj wurde daneben die Breite im Mittelfeld qualitativ verbessert. Auch in diesem Mannschaftsteil ist allerdings der Erhalt eines Spielers wichtiger als etwaige Neuzugänge: Sergej Milinkovic-Savic wird ebenso in der nächsten Saison das himmelblaue Trikot tragen, außer irgendein Klub macht noch etwas vollkommen Verrücktes im dreistelligen Millionen-Bereich. Der serbische Shootingstar ist das absolute Herzstück der Mannschaft, daneben besticht er auch noch die große Torgefahr, was zwölf Treffer aus dem Vorjahr untermauern.

Der teuerste Abgang war der Wechsel von Felipe Anderson für fast 40 Millionen Euro zu West Ham. Vor noch einigen Jahren schien der Brasilianer kaum ersetzbar, nach seinen Leistungen im letzten Jahr (nur 21 Einsätze) dürfte dies nun nicht mehr der Fall sein. Sein Nachfolger Joaquin Correa kam für annehmbare 15 Millionen Euro aus Sevilla und sollte den Brasilianer durchaus ersetzen können. Inzaghi tritt somit mehr oder weniger mit dem identischen Team aus dem Vorjahr an, welches eigentlich nur den Abgang von De Vrij verkraften muss. Die Mannschaft ist eingespielt und könnte daher in ähnliche Regionen wie im Vorjahr vorstoßen. Da die Konkurrenz sich im Sommer jedoch deutlich verbessert hat, dürfte es für Lazio in dieser Spielzeit noch schwieriger sein, unter den ersten Vier in der Tabelle zu landen. Die Qualität dafür ist aber auf jeden Fall weiterhin vorhanden.

 

US Sassuolo

Platzierung 2017/18: 11. Platz; 43 Punkte; 29:59 Tore

Neuzugänge: Marlon (22/Barcelona/6 Mio EUR);Federico Di Francesco (24/Bologna/10 Mio EUR); Khouma Babacar (25/Fiorentina/9 Mio EUR); Jens Odgaard (19/Inter/5 Mio EUR); Giangiacomo Magnani (22/Juventus/5 Mio EUR); Jeremie Bogia (23/Chelsea/3,9 Mio EUR); Enrico Brignola (19/Benevento/3,5 Mio EUR); Mehdi Bourabia (26/Konyaspor/2,25 Mio EUR); Manuel Locatelli (20/AC Milan/2 Mio EUR Leihgebühr); Leonardo Sernicola (20/Ternana/200.000 Euro); Kevin-Prince Boateng (31/Frankfurt/ablösefrei); Filip Djuricic (28/Sampdoria/ablösefrei); Gianmarco Ferrari (26/Sampdoria/Leihende); Marcello Trotta (25/Crotone/Leihende); Gianluca Scamacca (19/Cremonese/Leihende)

Abgänge: Gregoire Defrel (27/AS Roma/15 Mio EUR); Diego Falconelli (27/Bologna/10 Mio EUR); Francesco Acerbi (30/Lazio/10 Mio EUR); Matteo Politano (24/Inter/Leihgebühr 5 Mio EUR); Pietro Iemmello (26/Benevento/5 Mio EUR); Luca Antei (26/Benevento/3 Mio EUR); Luca Mazzitelli (22/Genua/Leihgebühr 1 Mio EUR); Davide Biondini (35/Cesena/ablösefrei); Riccardo Marchizza (20/Crotone/Leihe); Federico Ricci (24/Benevento/Leihe); Filippo Bandinelli (23/Benevento/Leihe); Edoardo Goldaniga (24/Frosinone/Leihe); Antonino Ragusa (28/Hellas/Leihe); Nicholas Pierini (19/Spezia/Leihe)

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Ausblick: Nur wenige Experten trauten dem Klub aus der Emilia-Romagna bei dem Serie A-Debüt im Jahr 2013 einen langfristigen Verbleib im Oberhaus zu. Doch der damalige Trainer Eusebio Di Francesco schrieb mit Sassuolo eine der bemerkenswertesten Geschichten in der jüngeren Epoche der Liga. War die Rettung im ersten Jahr noch eine äußerst knappe Geschichte, so hatte der Verein in den folgenden Jahren kaum noch etwas mit dem Abstieg zu tun. In der Saison 2015/16 sprang sogar ein sensationeller sechster Platz und damit die erste Teilnahme am internationalen Geschäfts der Vereinsgeschichte heraus. Irgendwann war Di Francesco nicht mehr zu halten, der Klub etablierte sich dennoch weiter in der Serie A. In der abgelaufenen Spielzeit gab es jedoch zum ersten Mal etwas Unruhe auf der Trainerbank. So wurde Nachfolger Cristian Bucchi bereits nach drei Monaten entlassen, daraufhin führte Giuseppe Iachini die Mannschaft auf den elften Platz in der Abschlusstabelle. In die neue Saison geht man allerdings mit Roberto De Zerbi, dem dritten Übungsleiter in nur zwölf Monaten.

Damit die Erfolgsgeschichte von Sassuolo noch ein wenig weiter andauert, muss die Abschlussstärke im der nächsten Runde deutlich besser werden: Die 29 erzielten Treffer stellten den schlechtesten Wert aller Erstliga-Mannschaften dar. Damit hier eine Steigerung stattfindet, wurden 9 Millionen Euro an Florenz für die Dienste von Khouma Babacar überwiesen. Dazu gesellen sich mit Flügelstürmer Federico Di Francesco und dem vielseitigen wie auch talentierten Younster Enrico Brignola zwei weitere Alternativen von einer gewissen Qualität.

Aber auch die Defensive stach bei einer Bilanz von 59 Gegentreffern negativ hervor. Der etatmäßige Abwehrchef Francesco Acerbi verließ darüber hinaus noch den Verein in Richtung Lazio. Der 30-Jährige soll durch Marlon und den von Sampdoria zurückgekehrten Gianmarco Ferrari ersetzt werden. Mit Mauricio Lemos hat man zudem einen weiteren potentiellen Stammspieler im Kader. Der Uruguayer ist noch bis kommenden Sommer von Las Palmas ausgliehen, wo er 2016/17 eine herausragende Runde in La Liga ablieferte.

In diesem Sommer trifft er in Sassuolo auf einen ehemaligen Mitspieler aus eben jenem Jahr: Kevin-Prince Boateng schloss sich etwas überraschend dem Verein an. Der 30-Jährige könnte auf Anhieb zu dem Herzstück der Mannschaft und rückblickend womöglich einer der besten Transfers des ganzen Sommers werden. Als ein ähnlich cleverer Coup kommt zudem die Leihe von Manuel Locatelli in Frage, welcher vor zwei Jahren noch als der kommende Milan-Kapitän gehandelt wurde. Dem Vernehmen nach besitzt Sassuolo für den 20-Jährigen sogar noch eine Kaufoption, was den Deal in dieser Variante dann noch weiter aufwerten würde. Je nachdem, wie De Zerbi es schafft, die angesprochenen Problem-Bereiche anzugehen, wird auch am Ende die Platzierung in der Serie A ausfallen. Das Team hat eigentlich genug Qualität um auf einem einstelligen Platz in der Tabelle zu landen. Zeigt sich die Defensive aber weiterhin so löchrig und/oder trifft die Offensive weiterhin kaum ein Scheunentor, so muss man sich deutlich weiter nach unten in der Tabelle orientieren.

 

Udinese Calcio

Platzierung 2017/18: 14. Platz; 40 Punkte; 48:63 Tore

Neuzugänge: Rolando Mandragora (21/Juventus/20 Mio EUR); Ignacio Pussetto (22/Huracan/8 Mio EUR); Felipe Vizeu (21/Flamengo/5 Mio EUR); Juan Musso (24/Racing Club/3,85 Mio EUR); Nicholas Opoku (20/Club Africain/1,5 Mio EUR); Hidde ter Avest (21/Twente/ablösefrei); Darwin Machis (25/Granada/Leihe); Petar Micin (19/Cukaricki/Leihe); Nicolas (30/Hellas/Leihe); Thomas Hertaux (29/Hellas/Leihende); Mamadou Coulibaly (19/Pescara/Leihende); Emmanuel Badu (27/Bursaspor/Leihende); Molla Wague (27/Watford/Leihende); Yrondu Musavu-King (26/St. Gallen/Leihende); Panagiotis Kone (31/AEK/Leihende)

Abgänge: Silvan Widmer (25/Basel/4,5 Mio EUR); Lucas Evangelista (23/Nantes/4 Mio EUR); Albano Bizzarri (40/Foggia/ablösefrei); Igor Bubnjic (25/Zapresic/ablösefrei); Maxi Lopez (34/Vasco da Gama/ablösefrei); Danilo (34/Bologna/Leihe), Mauro Coppolaro (21/Venezia/Leihe); Orestis Karzenis, Alex Meret (32, 21/SSC Neapel/beide per Leihe); Melker Hallberg (22/Vejle/Leihe); Ewandro Costa (22/Austria/Leihe); Jakub Jankto (22/Sampdoria/Leihe); Emil Hallfredsson (34/Frosinone/Leihe); Edenlison (28/Internacional/Leihe); Stipe Perica (23/Frosinone/Leihe); Francesco Zampano (24/Pescara/Leihe); Alexandre Coeff (26/vereinslos)

(Photo by Alessandro Sabattini/Getty Images)

Ausblick: Über mehrere Jahre war der Verein aus der Region Friaul-Julisch Venetien eigentlich so immer etwas wie der „erste“ Verfolger der etablierten Kräfte im vorderen Bereich der Tabelle. Dieser Zustand fand seinen Start in den späten 1990er Jahren, wo man zum Beispiel mit dem Traumsturm-Duo aus Oliver Bierhoff (Torschützenkönig mit damaliger Rekord-Ausbeute) und Marcio Amoroso einen sensationellen dritten Rang in der Saison 1997/1998 erreichte. Bis auf einige Ausreißer hielt diese Phase über mehr als eine Dekade an. Ein richtiges Hoch erlebte Udinese dabei noch einmal in der Amtszeit von Trainer Francesco Guidolin, als man von 2011 bis 2013 drei Mal in Folge unter den ersten Fünf landete (Vierter, Dritter, Fünfter). Klublegende Antonio Di Natale sicherte sich in dieser Epoche zwei Mal die Torjäerkanone. Doch nach dieser erfolgreichen Zeit folgte ein Absturz: In den letzten fünf Saisons landete der Verein nie besser als auf dem 13. Platz und musste mehrmals um den Erhalt der Klasse bangen. Durch den Niedergang gab es auch ein munteres Stühlerücken auf der Trainerbank. In der neuen Spielzeit hat nun der Spanier Julio Velazquez das Sagen.

Um den Platz zwischen den Pfosten werden sich mit Neuzugang Juan Musso und Simone Scuffet zwei junge Torhüter streiten. Musso ist zurzeit allerdings noch angeschlagen, weshalb der einst hochgepriesene Scuffet zurzeit bessere Chancen haben dürfte. Die Entwicklung des 22-Jährigen hatte in den letzten Jahren etwas stagniert. So erhielt in der vergangenen Spielzeit noch regelmäßig der 40-Jährige Albano Bizzarri den Vorzug, welcher den Klub nun verlassen hat. Über die Anzahl an Keepern braucht sich Udinese sowieso keine Sorgen zu machen: Mit Orestis Karnezis und Alex Meret verließen gleich zwei (!) potentielle Stammkeeper den Verein auf Leihbasis in Richtung Napoli.

In den Innenverteidigung sollten zu Beginn weiterhin Samir und Bram Nuytinck gesetzt sein. Ein besonderer Blick könnte man in diesem Bereich auf Neuzugang Nicholas Opoku werfen, dem 20-Jährigen werden vielversprechende Ansätze nachgesagt. Dafür hat der Verein mit Danilo kurzfristig (an Bologna verliehen) eine zuverlässige Alternative verloren. Der Königstransfer befindet sich hingegen im zentralen Mittelfeld: Für Rolando Mandragora wurden beträchtliche 20 Millionen Euro investiert. Jene Position war sowieso schon sehr gut besetzt: So stehen Velazquez hier noch Antonin Brak, Valon Behrami, Andrija Balic oder Sekou Fofana zur Verfügung.

Ein weiterer Großteil des weiteren Budgets wurde für den Angriff verbraucht: Die offensiven Flügel erfuhren für 8 Millionen Euro mit dem verheißungsvollen Argentinier Ignacio Pussetto ein Upgrade. Der 22-Jährige steht dort vor allem mit Rodrigo De Paul und Darwin Machis in Konkurrenz. Für der Mitte kam Felipe Vizeu, der junge Brasilianer wird allerdings zunächst keine Chance haben, Kapitän Kevin Lasagna im Zentrum zu verdrängen. Mit diesem Kader müsste in diesem Jahr eigentlich ein Platz im gesicherten Mittelfeld zu erreichen sein. Die Abgänge wurden durch die Zugänge auf den ersten Blick ordentlich aufgefangen, weswegen die Serie der schlechten Platzierungen in dieser Spielzeit ein Ende nehmen sollte.

 

Frosinone Calcio

Platzierung 2017/18: 3. Platz; 72 Punkte; 65:47 Tore (Serie B)

Neuzugänge: Joel Campbell (26/Arsenal/ablösefrei); Francesco Zampano (24/Leihe/Pescara); Andrea Beghetto (23/Genua/1,5 Mio EUR); Francesco Bardi (26/Inter/1 Mio EUR); Luka Krajnc (23/Cagliari/1 Mio EUR); Raman Chibsah (25/Benevento/1 Mio EUR); Nicola Citro (29/Trapani/300.000 Euro); Alessandro Iacobucci (27/Entella/ablösefrei); Cristian Molinaro (34/Torino/ablösefrei); Paolo Ghiglione (21/Genua/Leihe); Edoardo Goldaniga (24/Sassuolo/Leihe); Emil Hallfredsson (34/Udinese/Leihe); Lorenzo Crisetig (25/Bologna/Leihe); Bartosz Salamon (27/SPAL/Leihe); Marco Sportiello (26/Atalanta/Leihe); Stipe Perica (23/Udinese/Leihe)

Abgänge: Moussa Kone (28/Erzurumspor/300.000 Euro); Roberto Crivello (26/Spezia/ablösefrei); Mauro Vigorito (28/Lecce/ablösefrei); Alessandro Frara (35/Karriereende); Massimo Zappino (37/Karriereende); Michele Volpe (20/Rimini/Leihe)

(Photo by Francesco Pecoraro/Getty Images)

Ausblick: Der Klub aus der Region Latium schaffte nach vielen Jahren in der fußballerischen Bedeutungslosigkeit in der Saison 2014/15 zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Aufstieg in die Serie A. Der Aufenthalt im Oberhaus war aber nur von kurzer Dauer: In jenem Jahr erreichte Frosinone mit nur acht Siegen den vorletzten Platz und stieg direkt wieder in die Serie B ab. Nach zwei Jahren Abstinenz ist man nun wieder in der höchsten Spielklasse zurück – und möchte bei dieser Gelegenheit auch gleich länger bleiben. Doch wurde im Sommer genug dafür getan?

Kurz vor dem Ende der Periode hat sich der Aufsteiger mit Joel Campbell einen durchaus bekannten Spieler gegönnt. Der Shootingstar der Weltmeisterschaft 2014 befindet sich seit Jahren auf einer Vereinsodyssee, lediglich als Leihspieler bei Olympiakos vor fünf (!) Jahren konnte der Costa Ricaner über einen längeren Zeitraum überzeugen. Der Schritt zu Frosinone, wo Campbell zu Beginn gesetzt sein dürfte, ist womöglich genau der richtige Schritt, um seine ins Stocken geratene Karriere wieder in Schwung zu bringen. Wenn der 26-Jährige an seine damalige WM Form anknüpfen könnte, wäre er jedenfalls ein absoluter Top-Transfer für den Underdog. Trainer Moreno Longo kann neben dem Neuzugang im Angriff auch auf den ausgeliehenen Stipe Perica zurückgreifen. Der 23-Jährige Stürmer besitzt vielversprechende Ansätze, bei Udinese hätte er jedoch weniger Spielzeit erhalten. Ob dieser Zustand in Frosinone tatsächlich besser wird, ist angesichts der Konkurrenz um Kapitän Federico Dionisi und Daniel Diofani auch eher fraglich, beide Spieler hatten mit einer jeweils zweistelligen Trefferanzahl einen großen Anteil an dem Aufstieg.

Ein großes Budget hatte der Klub im Sommer nicht zur Verfügung, die teuersten Transfers waren die Verpflichtungen von Flügelspieler Andrea Beghetto sowie Mittelfeldspieler Raman Chibsah für etwa 1 Millionen Euro. Ansonsten musste der Aufsteiger von Leihmodellen Gebrauch machen. Mit Lorenzo Crisetig konnte auf diese Variante eine Option im Mittelfeld verpflichtet werden, welche einmal als ganz großes Talent gehandelt wurde. Neben dem heute 25-Jährigen kam mit Emil Hallfredsson ablösefrei ein weiterer, in der Serie A erprobter Spieler.

Im Defensivbereich landete man mit der Leihe von Keeper Marco Sportiello einen echten Coup. Der 26-Jährige ist jedenfalls ein besserer Torwart, als ihn Aufsteiger in der Regel zur Verfügung haben. Auch als Leihspieler kamen die Innenverteidiger Edoardo Goldaniga und Bartosz Salamon, beide Spieler haben ebenfalls bereits Erstliga-Erfahrung sammeln können. Daneben wird die Verpflichtung von Routinier Cristian Molinaro dem Abwehr-Verbund weiterhelfen. Insgesamt kann man dem Aufsteiger ein ordentliches Zeugnis für die Transfer-Aktivitäten ausstellen, vor allem, wenn man die finanziell stark begrenzten Mittel des Vereins bedenkt. Ein Klassenerhalt des Klubs wäre dennoch als eine Überraschung einzuordnen.

(Photo by Gabriele Maltinti/Getty Images)

 

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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