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Die Situation von Leroy Sane beim FC Bayern: Kein Grund zur Sorge

21. Dezember 2020 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Im Sommer 2020 gelang dem FC Bayern München ein absoluter Wunschtransfer. Nationalspieler Leroy Sane konnte von Manchester City verpflichtet werden, nachdem die Verantwortlichen des Rekordmeisters lange um den Offensivspieler warben.

  • Leroy Sane ist noch nicht beim FC Bayern angekommen
  • In wichtigen Spielen sitzt Sane häufig auf der Bank
  • Fünf Tore, drei Vorlagen: Lediglich ordentliche Statistiken

Leroy Sane: Anlaufprobleme beim FC Bayern 

Es war ein schier endloses Transfertheater rund um Leroy Sane (24), an dessen Ende der FC Bayern die Verpflichtung des Angreifers bekannt gab. Schon im Sommer 2019 wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Nationalspieler nach München zu lotsen. Eine Kreuzbandverletzung stoppte den Wunschtransfer, Sane und der FC Bayern mussten sich in Geduld üben. Seit dem Sommer ist der 24-Jährige nun also zurück in der Bundesliga, den ganz großen Einfluss konnte er aber noch nicht nehmen.

(Photo by Lukas Barth-Tuttas – Pool/Getty Images)

Der Blick auf die Zahlen zeigt solide Werte. 16 Spiele, fünf Tore und drei Torvorlagen sind ordentlich. 805 Pflichtspielminuten nach 22 Pflichtspielen sind aber ausbaufähig. Zuletzt fand sich der Offensivstar mit dem starken linken Fuß häufig auf der Bank wieder, wurde gegen Bayer Leverkusen ein- und wieder ausgewechselt. Trainer Hansi Flick (55) und Mitspieler wie Thomas Müller (31) stärkten den Angreifer zuletzt öffentlich, forderten noch etwas Geduld. Zurecht, denn es gibt Gründe, warum Leroy Sane noch nicht vollumfänglich in München angekommen ist. 

Sane noch nicht im Rhythmus 

Der Start gegen den FC Schalke 04 war vielversprechend. Sane lief im Spiel gegen seinen Ex-Klub dem Gegenspieler nahezu in jeder Aktion davon, bereitete zwei Tore vor, traf selbst, wirkte sehr frisch und spielfreudig. Doch eine Blessur früh in der Saison nahm dem Angreifer ein wenig den Rhythmus. Zwar erzielte Sane einige herausragende Tore, wie zum Beispiel bei seinem Comeback gegen Eintracht Frankfurt, aber viele Szenen waren frustrierend. Ballannahmen, die 20 bis 30 Zentimeter zu weit versprangen, Pässe, die entweder zu unpräzise oder falsch temperiert waren: Kleinigkeiten summierten sich. Und diese Kleinigkeiten ergaben ein unglückliches Gesamtbild.

In den letzten sechs Pflichtspielen blieb Leroy Sane komplett ohne Torbeteiligung. Er versuchte viel, aber es kam einfach zu viel zusammen. Die Form ist nicht gut, das Frustlevel aber sehr hoch. Man versucht in einer solchen Situation, Dinge zu erzwingen, aber es funktioniert nicht. Hinzu kamen noch unglückliche Aktionen in der Defensive wie beim Gegentor zum 0:1 gegen den VfL Wolfsburg. Phasenweise hatte man das Gefühl, dass Sane nach der langen Verletzungspause 2019/20 noch nicht vollumfänglich das Vertrauen in seinen Körper zurückgewonnen hat.

Der FC Bayern muss Geduld haben

Mediale Kritik an einem Spieler, der für viel Geld verpflichtet, als Wunschtransfer betitelt wurde und nicht sofort einschlägt, ist nicht besonders überraschend. Auch Leroy Sane selbst weiß, dass er mehr kann, als er bisher auf dem Feld gezeigt hat. Die Gründe sind vielschichtig, es sind mehrere Mosaiksteine, die nicht zusammen passen. Zunächst einmal spricht man nach einer schweren Verletzung eines Spielers nicht selten davon, dass dieser nach seinem Ausfall nochmal so lange benötigt, um wieder bei 100 % zu sein. Das mag vielleicht nicht immer zutreffend sein, dennoch spielt Sane erst seit einigen Monaten wieder unter voller Belastung. Überdies muss Sane sein Spiel etwas umstellen, mehr arbeiten.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Hinzu kommt, dass der FC Bayern in der Bundesliga, dem DFB-Pokal, der Champions League und mit den Supercup-Spielen ein echtes Mammutprogramm absolvieren muss. Das führt unmittelbar zum nächsten Problem. Reguläre Trainingseinheiten mit der gesamten Mannschaft sind eine Seltenheit. Dazu war die Vorbereitung sehr kurz. Es gab schlichtweg nicht viel Zeit, um Automatismen im Training herzustellen. Maximale Belastung, Regeneration, eine kurze Spielvorbereitung, alles wieder von vorne. So sehen die Wochen bei den Topklubs derzeit aus. Spieltaktische Elemente zu trainieren und einzelne Spieler mannschaftstaktisch zu integrieren ist nicht einfach.

Und auch dieses Problem hat ein anderes zur Folge. Der ganzen Mannschaft fehlt es an Frische, an Konzentration. Das merkt man beim FC Bayern wie bei Topklubs in den anderen Ländern. Wäre die Homogenität auf dem Platz derart vorhanden, wie es in der letzten Saison der Fall war, würde auch die Integration von Leroy Sane deutlich leichter fallen. Es führt also eine Schwierigkeit zur nächsten und es gibt wenig Möglichkeiten, diese zu beheben. Der Rekordmeister muss geduldig bleiben, auf die nächsten Wochen hoffen. Denn dort besteht zumindest punktuell die Möglichkeit einer normalen Trainingswoche.

Leroy Sane: Durchschnaufen, dann angreifen

„Ich bin selbst mein größter Kritiker und weiß einzuordnen, dass ich zuletzt mein Leistungsvermögen nicht abrufen konnte. Aber das wird sich ändern“, teilte Leroy Sane selbst nach dem Spiel gegen Leverkusen gegenüber der Bild mit. Was schon fast wie eine Drohung klingt, ist eine realistische Einschätzung. Die Qualitäten des Nationalspielers sind zweifelsohne immens, die persönliche Anpassung an das neue System und die neue Umgebung und die körperliche Anpassung an das harte Programm insbesondere nach einer Verletzung ergeben insgesamt unglückliche Voraussetzungen für den Spieler.

Es mag eine Floskel sein, doch für den 24-Jährigen kommt die kurze Weihnachtspause nun zum absolut richtigen Zeitpunkt. Sane kann durchschnaufen, regenerieren und im neuen Jahr einen neuen Versuch starten, seinen Spielrhythmus zu finden. Läuft es in der gesamten Mannschaft besser und ist die mentale Frische bei einem Großteil der Mannschaft zurück, wird es für jeden Einzelnen einfacher. Thomas Müller jedenfalls teilte nach dem Leverkusen-Spiel mit, dass er überzeugt sei, dass der Knoten bei Sane bald platzen würde und dass man noch viel Freude an ihm haben werde. Und klar ist auch: Die wichtigsten Wochen der Saison kommen erst noch, bisher ist lediglich die Akklimatisierungsphase abgelaufen. Leroy Sane wird 2021 angreifen.

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(Photo by Martin Meissner – Pool/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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