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Roca statt Sanches: Wie der FC Bayern den Kader besser ausbalancieren könnte

21. August 2019 | Vorschau | BY Manuel Behlert

Spotlight | In den letzten Tagen hat sich beim FC Bayern München einiges getan. Die Verpflichtungen von Ivan Perisic, Philippe Coutinho und Michael Cuisance wurden fixiert, die Spieler vorgestellt. Der Rekordmeister ließ sich zudem weiterhin alle Optionen offen und könnte noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden. Doch wo ist das nötig und welche Möglichkeiten besitzt man?

Tendenz: 6er statt Offensivspieler

Vor der Verletzung von Leroy Sane wollte der FC Bayern einen hochkarätigen Offensivspieler für die Außenbahn verpflichten. Dort holte man letztlich mit Ivan Perisic aber lediglich einen Rotationsspieler, verstärkte mit Coutinho das Offensivzentrum. Alles deutet darauf hin, dass niemand mehr für die Offensive verpflichtet wird und man bei Wunschspieler Sané im Winter oder im kommenden Sommer eine neuen Anlauf unternimmt.

Wenn also noch ein Spieler verpflichtet werden sollte, dann im defensiven Mittelfeld. Das Kreativitätsvakuum im Aufbau, das durch den Hummels-Abgang entstanden ist, ist noch immer vorhanden. Die fußballerische Qualität im Offensivzentrum, die durch den James-Abgang verringert wurde, füllte man indes wieder auf. Schon zu Beginn der Saison zeigt sich, dass der Aufbau aus dem Defensivzentrum heraus noch stockt. Pavard hat zwar Potenzial, benötigt aber noch viel Zeit und Lucas Hernandez ist kein typischer Aufbauspieler.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Wie bereits mehrfach beschrieben: Die Abhängigkeit von Thiago, sowohl im Spielaufbau als auch im Kreativbereich in der Schaltzentrale ist ein großes Problem, vor allem wenn dieser Spieler ausfallen sollte. In München deutete man zuletzt mit den getätigten Aussagen auch an, dass noch etwas passieren kann, auch die „Bild“ schrieb von einem möglichen Transfer im zentralen Mittelfeld.

Cuisance ist noch nicht die Lösung

Denn: Michael Cuisance, der von Borussia Mönchengladbach verpflichtet wurde, ist zwar sehr talentiert, aber eben noch keine Spitzenlösung. Er ist technisch versiert, auch in der Defensive verfügt er über gute Fähigkeiten, jedoch fehlt es ihm noch ein wenig an Robustheit, an Pressingresistenz und an Konstanz. Cuisance kann sicher in der Zukunft eine sehr gute Rolle spielen und ist je nach Entwicklung auch ein Kandidat für die 6er-Position, aber die hochkarätige Entlastung für Thiago kann er noch nicht darstellen.

Vielmehr soll Cuisance langsam aufgebaut und an diese Aufgabe herangeführt werden. Das Interesse an Rodrigo Hernandez, der mittlerweile für Manchester City spielt, zeigte jedoch, dass der Rekordmeister im Mittelfeld eigentlich eine Toplösung verpflichten wollte. Rodri ist vom Markt und Cuisance noch nicht der Spielertyp, den man benötigt, was dazu führt, dass das Mittelfeld zum jetzigen Zeitpunkt nicht ideal ausbalanciert ist. Es stehen viele „8er“ im Aufgebot, die sich gegenseitig die Spielzeit wegnehmen. Diese derzeit noch fehlende Balance kann aber noch immer hergestellt werden.

Renato Sanches als Schlüssel?

Und zwar dann, wenn noch ein spielstarker defensiver Mittelfeldspieler gekauft wird. Marc Roca von RCD Espanyol wäre solch ein Mittelfeldspieler. Er vereint Pressingresistenz, ein gutes und vor allem vorausschauendes Passspiel und gleichzeitig defensivtaktische Elemente. An ihm ist der FC Bayern schon seit längerer Zeit interessiert, letztlich scheint ein Transfer eigentlich nur daran zu hängen, dass der Rekordmeister die Ausstiegsklausel in Höhe von 40 Millionen Euro nicht aktivieren und Espanyol nicht verhandeln will.

Nachdem es zuletzt sehr ruhig um Roca war könnte nun noch einmal Bewegung reinkommen. Denn Renato Sanches teilte zuletzt öffentlich mit, dass er unzufrieden ist und den Verein verlassen will. Und heute berichtete die „Bild“, dass der OSC Lille an Renato Sanches interessiert sei. Lille könnte ihm nicht nur ein ruhiges Umfeld, sondern auch gute Einsatzchancen und die Champions League bieten.

Photo by Aitor Alcalde/Getty Images)

Ein Abgang des Portugiesen könnte nicht nur bedeuten, dass Cuisance zunächst einmal den „Spot“ auf der 8er-Position erhält, sondern würde im Umkehrschluss auch dafür sorgen, dass neue Ressourcen freiwerden, die möglicherweise für Marc Roca genutzt werden können. Natürlich spielen hier viele Eventualitäten eine Rolle, aber Renato Sanches ist unzufrieden und will weg, gehört nicht zum Kreis der erweiterten Stammspieler unter Kovac und die Neuorientierung im Kader ohne Sanches und mit Roca würde die eingangs erwähnten fehlenden Elemente in das Mittelfeld des Rekordmeisters einbringen.

Bis zum Ende des Transferfensters sind noch knapp 2 Wochen Zeit um zumindest diese Baustelle im Kader zu lösen. Und wenn sich das Sanches-Interesse aus Lille als konkret herausstellt, dann könnten sich die Dinge in die entsprechende Richtung entwickeln.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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