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Premier League Vorschau 5/5 | Arsenal, Everton, Burnley, Aston Villa

8. August 2019 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Nach einer der spannendsten Spielzeiten, die die Fußballinsel je erlebte, startet die Premier League am Freitag, den 9. August mit dem Spiel zwischen dem FC Liverpool und Norwich City in die Saison 2019/2020. In unserer fünfteiligen Vorschau analysieren wir alle 20 Teams.

Teil 1: Manchester City, West Ham United, Newcastle United, Brighton and Hove Albion

Teil 2: Liverpool, Manchester United, Bournemouth, Southampton

Teil 3: Tottenham Hotspur, Wolverhampton Wanderers, Crystal Palace, Norwich City

Teil 4: Chelsea FC, Leicester City, Watford FC, Sheffield United

Teil 5: Arsenal FC, Everton FC, Burnley FC, Aston Villa

Arsenal FC

(Letzte Saison 5. Platz)

Arsenal will in die Top-Four

Zum ersten Mal seit 1997 stand letztes Jahr am ersten Spieltag einer Premier-League-Saison nicht Arsene Wenger an der Seitenlinie des FC Arsenal. Mit frischen Impulsen, einem taktischeren Ansatz und mehr Intensität sollten die stagnierenden Gunners unter Unai Emery wieder einen Schritt nach vorne machen. Vieles blieb gleich: Die Qualität des unwesentlich besseren Kaders, die miserable Defensive und am Ende der Saison sogar die eigentlich totgeglaubte schwache Mentalität. Arsenal ging die Puste aus, Emery wirkte ratlos und so wurde die zwischenzeitlich beinahe sichergeglaubte Rückkehr in die Champions League aus den Händen gegeben.

(Photo by Francesco Pecoraro/Getty Images)

Nachdem die Nordlondoner im Finale der Europa League gegen Chelsea regelrecht implodierten, muss man im Emirates Stadium nun zum dritten Jahr in Folge auf die Einnahmen der Königsklasse verzichten. Das spürten die Gunners vor allem auf dem Transfermarkt. Doch obwohl sich die Verhandlungen als zäh erwiesen, war das Transferfenster überaus erfolgreich. Arsenal wurde kreativ, holte durch Ratenzahlungen und Leihen das absolute Maximum aus dem limitierten Budget.

Der aus Preis-Leistungs-Sicht verständliche Abgang Aaron Ramseys (28; Juventus; ablösefrei) wird durch den spielstarken Dani Ceballos (22; Real Madrid, Leihe) sowie dem aufstrebenden Nachwuchstalent Joe Willock abgefedert. Mit Kieran Tierney (22; Celtic; etwa 25 Millionen Euro) ist endlich ein kompletter Linksverteidiger im Anflug (Verkündung steht aus), nachdem Sead Kolašinac (26) defensiv einige Schwächen offenbarte. Königsneuzugang Nicolas Pépé (24; Lille; 80 Millionen Euro) gibt Arsenal endlich eine torgefährliche Komponente auf dem Flügel. Ebenfalls gute Chancen sich zu zeigen haben Leih-Rückkehrer Reiss Nelson (19; TSG Hoffenheim) und Top-Talent Bukayo Saka (17) aus der Academy.

Neue Waffen auf dem Flügel, zwei absolute Top-Stürmer in Pierre-Emerick Aubameyang und Alexandre Lacazette: An Abnehmern fehlt es Mesut Özil nun wahrlich nicht mehr. An Abnehmern auf dem Transfermarkt für ihn selbst dagegen schon, sodass Arsenal auf Özils Gehalt sitzen bleibt und hofft, dass er den Schalter endlich wieder umlegen kann.

Ob mit ihm in der Startelf, der Zehner hat eine gute Vorbereitung hinter sich, oder mit dem defensiveren Ceballos: Die vergangene Saison viel zu statische Offensive, die sich oftmals auf die Produktivität der Außenverteidiger verlassen musste, hat diesen Sommer zweifelsohne an Kreativität, Dynamik und damit an Nachhaltigkeit gewonnen.

Die große Baustelle der Gunners bleibt allerdings die Defensive. 51 Gegentore waren deutlich zu viel, nach Manchester United (54) die meisten aus der oberen Tabellenhälfte und genauso viele wie im Jahr zu vor. Und das obwohl die letztjährigen Neuzugänge Bernd Leno (27, Tor), Sokratis (31, Innenverteidigung) und Sechser Lucas Torreira (23) die Erwartungen sogar allesamt zu übertreffen wussten! Das genügte allerdings nicht, erst recht nach den Verletzungen von Rob Holding (23) und Hector Bellerin (24).

Es bedarf weiterhin eine qualitativ hochwertige Abwehrsäule, im Idealfall zugleich ein Organisator, um die Gesamtdefensive auf ein neues Level zu hieven.

Shkodran Mustafi (27), die personifizierte Achillesferse der Defensive, wird niemals diese Abwehrsäule werden. Laurent Koscienly (33), der sich als gestandener Führungsspieler und Kapitän plötzlich in die Heimat (Bordeaux) streikte, ebenfalls nicht. Neuzugang William Saliba (18; 30 Millionen Euro) soll es in Zukunft werden, doch der Franzose wird zunächst zurück an Saint-Étienne verliehen. Rob Holding zeigte Ansätze, es werden zu können, wird nach seinem Kreuzbandriss allerdings erst eine gewisse Anlaufzeit benötigen.

Dayot Upamecano (20; RB Leipzig) passt dagegen in das Profil des langersehnten Innenverteidigers. Die Bemühungen der Gunners scheinen wenige Stunden vor Transferschluss jedoch ohne Erfolg zu sein. Der spielstarke David Luiz (Chelsea), sofern zumindest dieser Transfer gelingt, wäre immerhin eine Art Übergangslösung und ein Upgrade zu dem, was man hat. Immerhin: Am Morgen des Deadline Day wurde von einer Einigung zwischen Arsenal und Chelsea berichtet. Der Deal wird heute noch über die Bühne gehen.

Prognose

Arsenal hat für seine Möglichkeiten ein sehr starkes Transferfenster hinter sich und sich in allen Mannschaftsteilen etwas bis erheblich verbessert. Die Besetzung der Innenverteidigung ist (stand jetzt) nicht ideal. Doch in einem Jahr, in dem Chelsea und Manchester United vermutlich um eine Top-Four-Platzierung kämpfen müssen, könnte der Kader genügen, um endlich wieder in die Champions League zurückzukehren. Dazu müssen die Neuzugänge allerdings einschlagen, Leistungsträger fit bleiben und vor allem, Unai Emery in Jahr zwei deutliche Fortschritte an der Seitenlinie machen.

Im Fokus: Mesut Özil

Über Mesut Özil wurde in den vergangenen zwölf Monaten genügend geschrieben, leider nicht immer aus sportlichen Gründen. Aber auch hier erlitt der Ex-Nationalspieler einen Absturz. Unai Emery bemängelt nicht nur die Fitness des technisch versierten Spielmachers, sondern schien auch ein Problem mit seiner vielzitierten Körperhaltung und seinem Einsatz zu haben.

(Photo by Clive Rose/Getty Images)

Letztendlich wurde Özil begnadigt und kehrte in die Startelf zurück. Der erhoffte Leistungssprung blieb aber aus. Der Deutsche blieb mit fünf Toren und zwei Assists den Erwartungen, die sowohl sein enormes Talent als auch sein Rekordgehalt mit sich bringen, deutlich zurück. Letzteres verhinderte im Sommer einen Wechsel, der das Gehaltsbudget der Gunners enorm entlastet hätte.

In der Vorbereitung deutete Özil nun an, sich nicht nur auf seinem Gehalt ausruhen zu wollen. Der Techniker kam seinem kritischen Trainer entgegen, ging weite Wege, arbeitete defensiv auffällig mit und setzte dabei dennoch viele Offensivakzente.

Nach zwei nahezu verschwendeten Jahren, hat der 30-Jährige mit dem wohl besten Offensivpersonal seit Jahren nun die letzte Chance, seine Kritiker eines Besseren zu belehren.

Newcomer: Joe Willock

Seitdem „Invincible“ Patrick Vieira den FC Arsenal im Sommer 2005 verließ, fehlt es im Zentrum, vielleicht sogar der Mannschaft, an einer physischen sowie dynamischen Präsenz, die sowohl defensiv als auch offensiv seine Duftmarke hinterlässt. Erhoffte Lösungen, wie Dauerpechvogel Abou Diaby oder Granit Xhaka, der trotz seiner Spielstärke immer wieder von seiner Konzentration im Stich gelassen wird, konnten diese Lücke nicht schließen.

Vielleicht sind die Hoffnungen in Nachwuchstalent Joe Willock (19) gerade deswegen so hoch. Der junge Engländer verkörpert im Ansatz die Tugenden, die den großen Patrick Vieira auszeichneten: Willock hat diese Präsenz, diese Dynamik, diesen Drive und vor allem auch das Selbstbewusstsein. Das legte er mit einer herausragenden Leistung beim Testspiel gegen den FC Barcelona im Camp Nou an den Tag, wo er offensiv wie defensiv überall zu finden war.

Nach der Beförderung von Jugend-Trainer Frederick Ljungberg wird Unai Emery Willocks vielversprechender Academy-Jahrgang nun näher gebracht. Der 19-Jährige sollte der erste sein, der den Durchbruch schafft.

Chris McCarthy

Everton FC

(Letzte Saison: 8. Platz)

Knapp daneben ist auch vorbei

An den Ambitionen Evertons gab es im letzten Jahr schon keine Zweifel. Endlich will man wieder in Europa spielen, die Entscheidungen, die man traf, bestätigten das. Als Trainer kam Marco Silva in den blauen Teil Liverpools, ein absoluter Fachmann, der gemeinsam mit einem spannenden Kader die Mission Europa angehen sollte. Die Verpflichtungen von Lucas Digne (26) und Richarlison (22) erwiesen sich zudem als Treffer und hoben die Qualität der Toffees noch einmal an.

(Photo by Alex Livesey/Getty Images)

Dennoch verpasste man am Ende dem europäischen Traum ganz knapp. Und das trotz 54 erzielten Toren und 14 Spielen ohne Gegentor. Ein erster Rückschlag, der bei Evertons Besitzern allerdings zu einer Trotzreaktion geführt hat. Statt am Trainer zu zweifeln wurde ihm auch in diesem Sommer die Möglichkeit gegeben den Kader weiter zu verstärken. In dieser Saison soll es dann endlich mit Europa klappen. Hierfür muss Silva es schaffen, dass seine Ideen noch konsequenter umgesetzt werden. Im letzten Jahr hat Everton nie mehr als zwei Spiele in Folge gewonnen, mehr Konstanz wäre wünschenswert.

Marco Silva ist ein Trainer, der die Offensive schätzt. Auch deshalb musste sich Everton im letzten Jahr erst einmal auf die Philosophie des neuen Trainers einstellen. Vorgänger Sam Allardyce vertritt bekanntlich andere taktische Prioritäten. Dies dürfte einer der Gründe sein warum Silva selbst sich auch anpassen musste. Während er vor den Toffees noch das 4-3-3 präferierte, spielt Everton unter ihm vornehmlich im 4-2-3-1. Die Doppelsechs fungiert hier tatsächlich vor allem als defensive Absicherung, vor allem Idrissa Gueye wär primär für die Arbeit gegen den Ball zuständig. Die Zahl der geschossenen Tore unterstreicht dennoch, wo die Stärken eines Silva-Teams liegen. Auffällig hierbei ist, dass mit Richarlison ein Flügelspieler und Sigurdsson ein „Zehner“ die besten Torschützen sind. Dies liegt in der Flexibilität des Systems und ist in einem häufig zurückfallenden, fluiden Stürmer begründet.

Probleme erkannt – aber auch behoben?

Einer der herbsten Verluste für die Toffees dürfte auf den ersten Blick der Abgang von Idrissa Gueye gewesen sein. Der Sechser war unumstritten gesetzt und damit natürlich zentraler Teil des letztjährigen Teams. Doch der Wechsel zu PSG könnte sogar eine Chance für den FC Everton mit sich bringen. Denn trotz aller Defensivqualität war Gueye im Spiel nach vorne häufig mehr Hemmnis als Hilfe. Sein Passspiel war oft unsauber und nicht mit der benötigten Kreativität versehen.

Doch der FC Everton scheint dieses Problem erkannt zu haben! Nach der Leihe im letzten Jahr wurde André Gomes (26) fest von Barca verpflichtet. Hinzu kommt Fabian Delph. Der 30-jährige Engländer bringt nicht nur Erfahrung in die Mannschaft, sondern auch Vielseitigkeit, sei es im defensiven Mittelfeld oder als Backup für Digne auf der linken Abwehrseite. Doch das war noch nicht alles, die „Toffees“ verpflichteten auch noch Jean-Philippe Gbamin. Der 23-Jährige kam für rund 25 Millionen Euro aus Mainz und könnte als Gueye-Ersatz fungieren, bringt allerdings in der Bewegung nach vorne deutlich mehr Qualitäten mit und gibt dem Spiel damit eine neue Facette. Genau wie Moise Kean. Der 19-jährige Stürmer ist eines der heißesten Talente Europas. Beweglich, dynamisch und flexibel passt Kean perfekt in die Offensive und verstärkt diese weiter maßgeblich. Die Weichen sind also gestellt. 

Allerdings musste der FC Everton auch noch einige Niederlagen auf dem Transfermarkt einstecken. So blieben Angebot für Chris Smalling, Wilfried Zaha oder Abdoulaye Doucoure erfolglos. Kurz vor Ende des Transferfensters klopfte man noch bei Arsenal wegen Alex Iwobi an – Ausgang offen.

Prognose

Der FC Everton hat sich im Vergleich zum letzten Jahr weiter sinnvoll verstärkt, verfügt über einen spannenden Kader sowie Trainer. Natürlich gibt es in England die großen 6, doch sollte einer von diesen straucheln, wäre Everton neben den Wolves der realistischste Kandidat dies auszunutzen. Es wird aufgrund der Konkurrenz kein Spaziergang nach Europa, der Weg ist den Toffees dennoch zuzutrauen. 

Im Fokus: Gylfi Sigurdsson

Toptorschütze als Mittelfeldspieler? Das ist isoliert betrachtet schon eine klare Aussage über die offensiven Qualitäten von Gylfi Sigurdsson. Doch die größte Stärke des Isländers liegt sogar woanders. Denn neben seiner Offensivgefahr ist Sigurdsson der Spieler, der das System der Toffees zusammenhält und die Mannschaftsteile verbindet.

Immer wieder bietet der Spielmacher seinen Kollegen auf der Doppelsechs Anspielmöglichkeiten, öffnet so das Spiel und sorgt dafür, dass der Ball das letzte Drittel erreicht. Eine heutzutage enorm wichtige Fähigkeit. Dazu öffnet seine Unberechenbarkeit in der Offensive den Angreifern immer wieder Wege. So besetzt er immer wieder Flügel, Sturm und Zehnerposition im Wechsel und bricht so gegnerische Verteidigung auf, schießt überdies auch noch hervorragende Standards. Kurzum: Er ist die Definition eines Schlüsselspielers.

Im Fokus: Callum Connolly

Ein Spieler auf den man bei Everton ganz besonders schauen sollte ist Callum Connolly. Und das obwohl der 21-jährige Engländer offiziell noch in Evertons U23 gelistet ist. Doch Connolly hat sich als defensiver Mittelfeldspieler schon seine Sporen im Profibereich verdient. Letztes Jahr war der Youngster an die Bolton Wanderers verliehen und unangefochtener Stammspieler in der Championship. Eine Erfahrung, die ihn in diesem Jahr auch zu einer realistischen Alternative für die Toffees machen dürfte, vor allem weil man mit Doucoure das letzte Puzzleteil im Mittelfeld nicht verpflichten konnte.

Julius Eid

Burnley FC

(Letzte Saison 15. Platz)

Status Quo?

Nach dem sensationellen Erreichen des siebten Platzes und damit der Europa-League-Qualifikation fürchteten viele, dass der FC Burnley mit der zusätzlichen Belastung nicht klar kommen würde. Sie würden recht behalten. Der Saisonstart wurde trotz verpasster Euro-League-Qualifikation ordentlich verpatzt und von den Clarets der Vorsaison war 2018/2019 anfangs nicht mehr viel übrig. Pragmatiker und Überlebenskünstler Sean Dyche wusste das Ruder glücklicherweise rumzureißen. Zum Jahreswechsel erlebten wir wieder ein gewohnt diszipliniertes, kampfstarkes und effektives Burnley. Auf 12 Punkte und 17:41 Tore in der Hinrunde (Platz 18) folgten 28 Zähler, 28:27 Tore, gleichbedeutend mit der Schlussplatzierung 15.

Photo by Alex Livesey/Getty Images)

2019/2020 lautet das Saisonziel abermals Klassenerhalt. Mehr gibt das kleine Budget, das nun erstmals ein technischer Direktor verwaltet, nicht her. Abgänge gab es keine nennenswerten, die Neuzugänge sind folglich überschaubar. Torhüter Bailey Peacock-Farrell ersetzt den abgewanderten Tom Heaton (33, Aston Villa) und könnte bei einem Abgang Joe Harts (32) die Nummer zwei hinter Nick Pope werden. Rückkehrer Jay Rodríguez (29), der aus der Jugend der Clartes stammt, kommt für knapp 6 Millionen Euro von Zweitligist West Bromwich. Der Engländer verleiht dem Sturm nach dem Rücktritt Peter Crouchs eine weitere, erfahrene Komponente sowie Entlastung für die letztjährigen Top-Torjäger Chris Wood (27; 10 Tore und Ashley Barnes (29; 12). Ob Rodríguez oder der nächste Neuzugang, Abwehr-Alternative Erik Pieters (30; Stoke; 1 Millionen Euro), Burnley setzt weiterhin auf Erfahrung. 2019/2020 werden die Clarets nun zum vierten Jahr in Folge den ältesten Kader der Premier League stellen.

Das hat natürlich seine Vorteile. Die Routine des zentralen Mittelfelds um Ashley Westwood (29) und Jack Cork (30) tut der Mannschaft in Sachen Organisation und Struktur sichtlich gut, wenngleich auf unspektakuläre Art und Weise. Die Verteidigung mit dem Herzstück des Teams, das Innenverteidiger-Duo Ben Mee (29) und James Tarkowski (27), ist eingespielt und souverän.

Dass allerdings auch am Turf Moor ein wenig frisches Blut nicht schaden kann, verdeutlichte vergangene Saison Dwight McNeil (19). Der Engländer brach vergangene Rückrunde in die erste Elf und war mit seinen dynamischen Auftritten auf dem Flügel maßgeblich an der Wiederbelebung der Offensive beteiligt. Die Clartes werden hoffen, dass der ein oder andere Newcomer folgen wird. Ohne das nötige Kleingeld und da die wenigen Neuzugänge zu allem Überfluss nicht zündeten (Matěj Vydra oder Ben Gibson), verlässt man sich 2019/2020 erneut auf die Wunder des Trainers, Sean Dyche.

Prognose

Ohne die zusätzliche Belastung einer Europa-League-Qualifikation sollte Burnley deutlich besser in die Saison kommen als im Vorjahr. Der pragmatische und altmodische spielerische Ansatz der Clarets, vor allem der unglaubliche Einfluss Sean Dyches‘, dürften trotz einem der schwächeren Kader der Liga erneut zum Klassenerhalt genügen. Status Quo wäre zufriedenstellend.

Im Fokus: Dwight McNeil

Trotz seiner gerade einmal 19 Jahre und der überschaubaren Erfahrung aus 22 Premier-League-Spielen ist Dwight McNeil schon jetzt einer der großen Hoffnungsträger der Clarets.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

2018/2019 verhalf er mit seinen drei Tore und fünf Vorlagen – allesamt in der Rückrunde – zur Wende. Damit schaffte er es auf die L’Équipe-Liste der 50 besten Talente Europas.

Dyche betonte zwar, dass McNeil nicht unter Druck steht, doch in der kommende Saison wird der hart arbeitende Wirbelwind wohl ähnliche Leistungen zeigen müssen, damit die Offensive genügend Tore produziert. 

Newcomer: Josh Benson

Die Wichtigkeit des Burnley-Nachwuchses haben wir bereits offengelegt. Umso wichtiger ist es, dass endlich einige Newcomer in der Academy-Pipeline stehen.

Einer davon ist Josh Benson. Der zentrale Mittelfeldspieler stammt streng genommen nicht aus der Nachwuchsabteilung Burnleys, sondern aus der des FC Arsenal, von der er sich 2018 dem Klub anschloss.

Bei den Clarets avancierte der Engländer auf Anhieb zu einem Leistungsträger der U23. In Folge dessen war Benson diesen Sommer während der Vorbereitung ein fester Bestandteil des Profikaders. In den Testspielen zeigte sich der 19-Jährige sehr unaufgeregt, präzise und zweikampfstark.

Nach dem Erfolg mit McNeil und da das zentrale Mittelfeld Burnleys durchaus von frischen Impulsen profitieren könnte, wäre es kaum verwunderlich, wenn Benson 2019/2020 schon früh zu seinem Debüt kommen würde. Vergangene Saison durfte er in der Premier League immerhin schon mal auf der Bank Platz nehmen.

Chris McCarthy

Aston Villa

(Letzte Saison: Aufstieg)

Wackelige Defensive, große Investitionen

Aston Villa ist nach einer Abstinenz von drei Jahren zurück in der Premier League. Nachdem sie in der Saison 2017/18 noch in den Playoffs scheiterten, qualifizierten sie sich mit Erreichen des fünften Platzes erneut und konnten mit einem 2:1 über Derby County die langersehnte Rückkehr ins Oberhaus besiegeln. Der Gang in die Zweitklassigkeit war der erste in der jüngeren Klubgeschichte und um einen direkten Wiederabstieg zu verhindern, investierte der Klub im Sommer rund 150 Millionen Euro für zwölf neue Spieler.

Für nahezu jede Position wurde ein Neuzugang verpflichtet, wobei der Fokus auf die Verstärkung der Innenverteidigung deutlich zu erkennen ist. Eine Verbesserung der Defensive ist in dieser Saison auch zwingend notwendig, denn Aston Villa hat in der vergangenen Saison 61 Gegentore kassiert, mehr als Stadtrivale Birmingham, welcher auf dem 17. Tabellenplatz landete.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Für die Innenverteidigung wurde deshalb Tyrone Mings (26) verpflichtet, welcher in der abgelaufenen Saison bereits leihweise im Kader der „Villans“ stand und nun fest verpflichtet wurde. Außerdem sicherte man sich die Dienste von Ezri Konsa (21), einem hoffnungsvollen Talent, das ebenfalls in der Innenverteidigung eingesetzt werden kann. Der Königstransfer in diesem Sommer wurde jedoch für das Sturmzentrum verpflichtet und soll den Abgang von Tammy Abraham (21) zum FC Chelsea kompensieren, der nur auf Leihbasis unter Vertrag stand. Um die 25 Tore die Abraham letzte Saison erzielte aufzufangen, wurde der Brasilianer Wesley (22) vom FC Brügge verpflichtet. Der bullige Stürmer konnte in der vergangenen Saison zehn Tore und neun Vorlagen markieren und soll der Offensive des Teams von Trainer Dean Smith Wucht und Durchschlagskraft verleihen.

Die Gefahr von „Fulham 2.0“

Ein Aufsteiger, der enorm viel Geld in die Hand nimmt und eine ganze Reihe an neuen Spieler verpflichtet? Das erinnert natürlich unweigerlich an den FC Fulham, der vor der letzten Saison rund 120 Millionen Euro in neue Spieler investierte und letzlich trotzdem den direkten Wiederabstieg zu beklagen hatte. Davon wollen sie im Birminghamer Stadtteil Aston natürlich nichts wissen und verweisen darauf, dass drei der verpflichteten Akteure (Mings, El Ghazi, Hause) bereits vergangene Saison als Leihspieler überzeugen konnten und sowohl Jota als auch Konsa schon unter Dean Smith spielten.

Diese Gegebenheiten reduzieren natürlich das Risiko, dass die Spieler nicht den gewünschten Effekt haben, eliminieren es jedoch nicht vollständig. Sollte der Saisonstart verpatzt werden, werden die Vergleiche mit Fulham in den Medien nicht lange auf sich warten lassen und den Druck auf Mannschaft, Trainer und die Führungsetage enorm erhöhen.

Prognose

Eine Mannschaft mit so vielen neuen Spielern braucht Zeit. Automatismen müssen sich entwickeln, die Spieler sich aneinander gewöhnen. Der Erfolg von Aston Villa hängt in der kommenden Saison wohl auch davon ab, wie schnell das geschehen wird. Gelingt es Dean Smith seine Mannschaft bereits in der Frühphase der Saison gut einzustellen, ist durchaus ein Mittelfeldplatz möglich. Sollten jedoch zu Beginn die Erfolge ausbleiben, könnte es schnell unruhig im Villa Park werden.

Aufgrund der starken Konkurrenz und der fehlenden Premier-League-Erfahrung einiger Leistungsträger, ist jedoch mit einem schwierigen Jahr zu rechnen. In der abgelaufenen Saison konnte man sich mit einem fulminanten Endspurt doch noch für die Playoffs qualifizieren, nachdem man einen eher durchwachsenen Start erlebte. Auf einen solchen Lauf wird man sich in der höchsten englischen Spielklasse nicht verlassen können.

Im Fokus: Jack Grealish

(Photo by Nathan Stirk/Getty Images)

Der klare Star dieser Mannschaft ist Jack Grealish (23). Der Engländer ist ein Eigengewächs der „Villans“ und reifte in der vergangenen Saison zu einem echten Leader heran. Grealish kommt vornehmlich im offensiven Mittelfeld zum Einsatz, wo er seine starke Übersicht gepaart mit einer enormen Ruhe am Ball gewinnbringend einsetzen kann. Durch seine Beweglichkeit und sein sehr gutes Dribbling gelingt es ihm häufig, in engen Räumen richtige Entscheidungen zu treffen und schwierige Situationen zu lösen. Zudem wurde er in der abgelaufenen Spielzeit etwas torgefährlicher und konnte neben sechs Assists auch sechs Tore erzielen.

Wie wichtig Grealish für seine Mannschaft war zeigt die folgende Statistik: Aston Villa konnte in der Saison 2018/19 nur 22 Prozent der Spiele gewinnen, in denen der 23-jährige fehlte. Außerdem war er der am meisten gefoulte Spieler der gesamten Liga, was seine Qualitäten noch einmal unterstreicht. Nun gilt es für ihn zu beweisen, dass er auch in der Premier League einen solchen Einfluss haben kann und in der Lage ist, konstante Leistungen abzurufen.

Newcomer: Douglas Luiz

Der 21-jährige Brasilianer ist einer der zwölf Neuzugänge und kam für rund 17 Millionen Euro von Manchester City. Luiz war in der vergangenen Saison an den FC Girona verliehen, wo er 29 Pflichtspiele bestritt, jedoch ohne Torbeteiligung blieb. Der Brasilianer ist ein sehr ausgeglichener Spieler, weshalb er im Mittelfeldzentrum sowohl eine defensivere als auch eine offensivere Rolle einnehmen kann. Das macht ihn zu einer optimalen Ergänzung für den Kader und bietet Dean Smith Möglichkeiten der Rotation. Dass der brasilianische U23-Kapitän von Beginn an als Stammspieler aufläuft ist eher unwahrscheinlich, da mit McGinn und Hourihane zwei starke Spieler vorhanden sind, die wohl zunächst das Vertrauen geschenkt bekommen. Sollten jedoch erste Verletzungen Einzug nehmen, wird er seine Chancen bekommen, sich in der Premier League zu beweisen.

Kilian Thullen

(Photo by JOSE JORDAN / AFP)


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