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Premier League Vorschau 2/5 |  Liverpool, ManUtd, Bournemouth, Southampton

5. August 2019 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Nach einer der spannendsten Spielzeiten, die die Fußballinsel je erlebte, startet die Premier League am Freitag, den 9. August mit dem Spiel zwischen dem FC Liverpool und Norwich City in die Saison 2019/2020. In unserer fünfteiligen Vorschau analysieren wir alle 20 Teams.

Teil 1: Manchester City, West Ham United, Newcastle United, Brighton and Hove Albion

Teil 2: Liverpool, ManUtd, Bournemouth, Southampton

Liverpool FC

(Letzte Saison: 2. Platz)

Der FC Liverpool spielte eine größtenteils beeindruckende Saison. Nicht nur der schon im Winter zuvor verpflichtete Innenverteidiger Virgil van Dijk versprach Besserung im bis dato problematischsten Bereich der Reds, der Defensive. Alle im vergangenen Sommer getätigten Transfers schienen clever auf die Baustellen des Kaders abgestimmt. Fabinho aus Monaco und Keita aus Leipzig für das zentrale Mittelfeld, Alisson aus Rom für die Torhüterposition. Oben drauf gab es mit Xherdan Shaqiri noch ein vielseitiges Schnäppchen für die Offensive. Und trotz einiger Anpassungsprobleme schien die Idee hinter den Transfers zu funktionieren. Der Vollgasfußball von Jürgen Klopp, offensiv attraktiv aber eben oft auch riskant, verabschiedete sich in den meisten Pflichtspielen und machte Platz für ein deutlich pragmatischeres Gesicht.

Der FC Liverpool gewann. Und zwar souverän. Zitterpartien oder Punktverluste wurden zur Seltenheit. Durch die verstärkte Defensive geriet man kaum in Gefahr, spielte deutlich kontrollierter mit erhöhten Ballbesitzanteilen und konnte sich zudem auf die hohe individuelle Klasse des Angriffstrios verlassen.  Weniger Spektakel, aber eben auch deutlich weniger Gegentore. Mit der besten Defensive Englands und nur einer Niederlage während der gesamten Saison unterlag man dennoch in einem knappen Meisterschaftsduell Manchester City. Ein Trost dürfte deshalb das Besiegen des kloppschen Finalfluchs gewesen sein. Der Trainer und seine Mannschaft krönten sich in Madrid zu Gewinnern der Champions League.

Die Sache mit der Kreativität

Nach dem CL-Sieg und der denkbar knapp verpassten Meisterschaft war der Tenor aus den Reihen der Reds einstimmig. Das soll erst der Anfang sein. Das komplette Grundgerüst der Mannschaft, also van Dijk, Alisson, Salah, Mané und co., sind im besten Fußballeralter und langfristig an den Klub gebunden. Beste Voraussetzungen also um die nächsten Jahre weiterhin auf absolutem Topniveau zu agieren und auf Titeljagd zu gehen.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Auf dem Transfermarkt tat sich in diesem Sommer auch deswegen vergleichsweise wenig. Schon früh machte Jürgen Klopp klar, dass nicht mit einer ähnlichen Einkaufspolitik wie im letzten Jahr gerechnet werden sollte. Weder könne man jedes Jahr solche Summen ausgeben, noch sei dies bei dem Kader nötig. Eine an sich richtige Einschätzung. Dennoch hat der Kader weiterhin eine große Schwachstelle. Das Mittelfeld ist im Gegensatz zu anderen Mannschaftsteilen nicht herausragend besetzt. Mit Fabinho, Milner, Henderson und Wijnaldum dominiert körperliche Präsenz und Kampfgeist das Zentrum, der etwas kreativere Keita bleibt bis heute unter den erhofften Möglichkeiten und über Lallana schwebt trotz aller Fähigkeiten aufgrund der zahlreichen Verletzungen ein Fragezeichen.

Deshalb fehlt Liverpool auffällig oft eine Lösung Defensive und Offensive zu verbinden. Entweder man erobert den Ball und schaltet schnell um, oder ist auf die individuelle Klasse von Mané, Salah und Firmino angewiesen. Steht der Gegner tief kommen die „Reds“ häufig eher über Wucht anstatt über die Kreativität, auch wenn man im Ballbesitzspiel wie erwähnt Fortschritte sehen konnte.

Stand heute hat Liverpool am wenigsten Geld aller Teams in der Premier League investiert. Nur der 17-jährige Innenverteidiger Sepp van den Berg und Fulham-Youngster Elliott (16) fanden den Weg an die Anfield Road, Daniel Sturridge und Albert Moreno verließen den Verein ablösefrei. Und innerhalb der Fanszene breitet sich eine Nervosität aus. Es wird auf jeden Fall spannend zu sehen sein ob Klopp das Mittelfeld ohne Neuzugänge auf ein neues Level heben kann.

Um vollumfänglich als Spitzenmannschaft zu agieren ist dies dringend notwendig. Gerade im erneuten Duell gegen Manchester City um den Titel. Denn Guardiolas Mannschaft hat es mittlerweile perfektioniert gegen tiefstehende Mannschaften Lösungen zu finden. Klopps Mannschaft hingegen hat auf der Habenseite neben dem Motivationbonus der letzten Saison vor allem eine starke Defensive und herausragend besetzte Offensivreihe zu verbuchen. Während Klopps vornehmliches System immer noch das 4-3-3 ist, zeigte sich schon in der vergangen Saison eine neue Neigung zum flexibleren 4-2-3-1. In diesem System könnte Mo Salah die Rolle des Stürmers und Firmino die Zehnerposition einnehmen. Eine Lösung, die den kreativen Brasilianer ins Zentrum rücken würde um das Mittelfeld zu bereichern.

Prognose

Der FC Liverpool hat nach der letzten Saison den klaren Anspruch wieder um den Titel mitzuspielen. Ob es nochmal zu einer solch starken Saison wie im letzten Jahr kommt, ist aber von vielen Faktoren abhängig. Liverpool ist eine Mannschaft mit hoher Qualität, einer klaren Identität und einem Toptrainer. Wenn jemand Manchester City den Platz an der Sonne streitig machen kann, dann die Elf von der Anfield Road.

Im Fokus: Roberto Firmino

Der Name Roberto Firmino fällt selten als erstes, wenn man an die Schlüsselspieler des FC Liverpool denkt. Vielleicht ist seine Wichtigkeit für das Spiel der Reds schwerer zu greifen als bei anderen Topspielern. Nichtsdestotrotz ist sie nicht von der Hand zu weisen. Firmino ist der erste Verteidiger in Klopps System, leidenschaftlich und taktisch deutlich disziplinierter bei der Sache als seine beiden Offensivkollegen.

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images,)

Zudem ist der Brasilianer in Klopps 4-3-3 der Spieler, der die Wege für Salah und Mané öffnet. Seine extrem cleveren Laufwege und sein stetiges Fallenlassen aus dem Sturmzentrum heraus, macht es möglich, dass die beiden Flugelspieler in die Zentrale ziehen können. Sollte es bei diesem Kader bleiben, kommt dem Angreifer außerdem, wie oben beschrieben, die Rolle des kreativsten Elementes auf dem Platz zu. Vor allem im 4-2-3-1 wird Liverpool auf „Bobby“ angewiesen sein um Lösungen zu finden. Mit einem Firmino in Topform ist jeder Mitspieler besser und damit zwangsläufig auch die gesamte Mannschaft.

Newcomer: Rhian Brewster

Der 19-jährige Rhian Brewster gilt als großes Talent. In der Jugendabteilung der „Reds“ machte er mit seiner Dynamik auf sich aufmerksam, Brewster bewegt sich im letzten Drittel enorm gut. Nach einer langen Verletzungspause hat es der Youngster nun endlich in den Fokus der Profimannschaft Liverpools geschafft. Brewster ist nicht nur bei den Fans beliebt, auch Jürgen Klopp scheint große Stücke auf den Angreifer zu halten. Der Stürmer könnte in dieser Saison durchaus häufiger im Kader der „Reds“ stehen, dennn nach dem Abgang von Daniel Sturridge stehen die Chancen auf Einsätze besser denn je.

Julius Eid

Manchester United

(Letzte Saison: 6. Platz)

Nach vorne schauen

Die Saison 2018/19 war für die meisten Anhänger der „Red Devils“ wohl eine Spielzeit zum vergessen. Sowohl auf als auch neben dem Platz präsentierte sich der Verein nicht selten plan- und hilflos, was sich am Ende in der Ligaplatzierung widerspiegelt: United beendete die Saison auf dem letzten Platz der englischen „Top-Six“ und hat mit 32 Punkten Abstand auf den Stadtrivalen Manchester City den höchsten Rückstand auf den Meister der Premier League seit 1981. Die Lichtblicke in der vergangenen Spielzeit waren dementsprechend rar gesät, die positiven Eindrücke nach dem Trainerwechsel von José Mourinho zu Ole Gunnar Solskjaer hielten zudem nicht allzu lange.

(Photo OLI SCARFF/AFP/Getty Images)

Zwei Momente, die sicher zu den positiven gehören, waren die beiden Auswärtssiege im FA Cup Anfang des Jahres, als man zuerst den FC Arsenal mit 1:3 aus dem Turnier warf und sich in der nächsten Runde auch noch gegen den FC Chelsea mit einem 0:2 in London durchsetzen konnte. Das größte Spiel der Saison für das Team von Trainer Ole Gunnar Solskjaer war aber zweifellos das Rückspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen PSG. Nach einer 0:2- Hinspielniederlage im eigenen Stadion noch den Schritt in die nächste Runde zu schaffen, hätte United wohl niemand zugetraut, schon gar nicht wenn man dafür ins Stadion eines der Favoriten auf den Titel reisen muss. Doch auch dieser Triumph war dann eher von kurzer Dauer, da die Reise im Viertelfinale gegen den FC Barcelona deutlich ihr Ende fand.

Neuausrichtung rund um Pogba

Der Verein wird sich nun für die kommende Saison ein weiteres Mal neu formieren müssen. Trainer Ole Gunnar Solskjaer wird nun zeigen müssen, dass er die richtigen Ideen und Führungsqualitäten mitbringt, um den Verein wieder nach vorne zu bringen. Doch das wird keine leichte Aufgabe für den Norweger, denn im Kader gibt es noch einige Fragezeichen. So zum Beispiel Alexis Sanchez (30), der mit einem enorm hohen Gehalt mehr im Fokus stand als durch entsprechende Leistungen. Solskjaer muss einen Weg finden die Qualität, die Alexis zweifelsohne mitbringt, auch aus dem Chilenen herauszukitzeln.

Eine gute Nachricht ist, dass derzeit alles darauf hindeutet, dass Paul Pogba (26) weiter im Team bleiben wird. Der Franzose blühte unter dem neuen Trainer wieder auf, fand zwischenzeitlich zu alter Stärke zurück und war mit 16 Treffern und elf Assists der Top-Scorer der „Red Devils“ in der vergangenen Saison. Real Madrid wollte und will Pogba noch immer verpflichten, doch die Ablöseforderungen von Manchester United sind zu hoch, Solskjaer sprach überdies zuletzt von einem Verbleib.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Um ihn wird Solskjaer sein Team für die kommende Saison aufbauen, wobei noch mit dem ein oder anderen Transfer zu rechnen sein wird. Solskjaer lässt United bevorzugt im 4-3-3 System spielen, in dem Pogba im zentralen Mittelfeld den Ton angibt. Daneben übernimmt in der Regel Nemanja Matic (31) oder aber Scott McTominay den Part des defensiven Abräumers vor der Abwehr, während für die dritte Mittelfeld-Position derzeit mit Juan Mata und dem in der letzten Saison glücklosen Fred (26) zwei weitere offensive Akteure zur Verfügung stehen. Insgesamt ist die Zentrale noch relativ dünn und nicht übermäßig stark besetzt, hier könnte man sich auf dem Transfermarkt noch verstärken.

In der Offensive ist man mit Anthony Martial (23), Jesse Lingard (26) und vor allem Marcus Rashford (21), der zur neuen Identifikationsfigur des Vereins heranwachsen soll, gut besetzt. Außerdem wechselte mit dem 21-jährigen Daniel James eine weitere, blitzschnelle Alternative für die Außenbahn nach Manchester. Abzuwarten bleibt, wie es mit Romelu Lukaku weitergehen wird. Der bullige Angreifer wird derzeit mit einem Wechsel in Verbindung gebracht und sich sogar mit Juventus Turin einig sein. Im Gegenzug könnte Paulo Dybala (25) zu den „Red Devils“ stoßen, der flexibel einsetzbar ist und zum Anforderungsprofil Solskjaers passt. Doch dieses komplizierte Transferkonstrukt könnte sich erst am Deadline-Day auflösen.

Die Defensive ist bereits sehr breit aufgestellt, man verfügt tendenziell eher über ein Überangebot, weil man nun mit Harry Maguire auch noch den Wunschspieler des Trainers holt – für rund 85 Millionen Pfund. Maguire würde zum teuersten Verteidiger aller Zeiten werden und sicher einen Stammplatz erhalten, die offizielle Bekanntgabe des Transfers fehlt noch. Die Frage ist dann, ob Manchester United noch den ein oder anderen Verteidiger abgibt. Marcos Rojo ist hier ein heißer Kandidat.

Prognose

Manchester United wird in der kommenden Saison darum kämpfen, um zu alter Stärke zurückzufinden. Nach dem Verpassen der Champions League wird man sich zumindest vorerst in erster Linie auf die Premier League konzentrieren, um hier in der kommenden Saison besser abzuschneiden. Aufgrund der starken Konkurrenz wäre ein Platz unter den Top-4 ein Erfolg. Möglich ist das definitiv, wenn Maguire entsprechend einschlägt und man Pogba tatsächlich halten kann.

Im Fokus: Aaron Wan-Bissaka

Ein ganz wichtiger Neuzugang ist ohne Zweifel Rechtsverteidiger Aaron Wan-Bissaka. Der 21-Jährige, für den man rund 55 Millionen Euro an Crystal Palace überwies, spielte sich in der vergangenen Saison in den Fokus der internationalen Topklubs und zeigte schon in der Vorbereitung seine Klasse. Durch seine enorme Geschwindigkeit und sein starkes Timing und Gespür für das richtige Timing im Zweikampf ist er ein extrem unangenehmer Gegenspieler.

 (Photo by Fred Lee/Getty Images )

Wan-Bissaka ist ein eher defensiv ausgerichteter Außenverteidiger, der vergleichsweise selten Ausflüge in die Offensive unternimmt, dafür aber die Balance auf seiner Seite sehr gut aufrecht erhalten kann. Er soll den offensiven Freigeistern den Rücken freihalten und die gegnerischen Angriffe unterbinden. Wan-Bissaka hat definitiv das Potenzial um sich über mehrere Jahre auf dieser Position festspielen zu können.

Newcomer: Scott McTominay

Das Eigengewächs der „Red Devils“ ist nun kein völlig unbekannter Name mehr, da er sich vor allem in der vergangenen Saison häufiger auf dem Feld beweisen konnte. Zunächst wurde er wiederholt von Mourinho eingesetzt, der ihn häufig als Ersatz für Pogba spielen ließ, später fand McTominay (22) dann auch bei Solskjaer seinen Platz. Insgesamt bestritt er in der vergangenen Saison 16 Ligaspiele, davon acht über die volle Spielzeit, und konnte seine ersten beiden Treffer in der Premier League erzielen. In dieser Saison wird spannend zu beobachten sein welche Rolle McTominay einnehmen kann. Mit den Erfahrungen aus der Vorsaison und basierend auf den bisherigen Eindrücken darf man einiges vom Schotten erwarten.

Jasper Glänzer

AFC Bournemouth

(Letzte Saison 14. Platz)

Das Ende der Stagnation?

Neun Jahre nachdem Eddie Howe den AFC Bournemouth als Trainer in der vierten Liga übernahm, kehrte im Vitality Stadium im Sommer 2018 erstmals ein Gefühl der Stagnation ein. Rein tabellarisch wurde das Gefühl letzte Saison zwar bestätigt (14.), doch auf dem Rasen gehörte das Team vor allem in der Vorrunde zu den aufregendsten der Premier League. Die hungrige Mannschaft um talentierte Einzelkönner wie Nathan Aké (24), Lewis Cook (22), David Brooks (22) oder Ryan Fraser (25) beeindruckte durch mutigen und intensiven Angriffsfußball. Diesem Spielstil war es letztendlich auch geschuldet, dass den plötzlich dezimierten und ausgelaugten Cherries in der zweiten Saisonhälfte allmählich die Luft ausging.

(Photo by Charlie Crowhurst/Getty Images)

2019/2020 soll der Stagnation weiter getrotzt und das Leistungspensum länger gehalten werden. Die Voraussetzungen dafür stehen alles andere als schlecht. Der Vater des Erfolgs, Eddie Howe, steht weiterhin an der Seitenlinie und alle Leistungs- sowie Hoffnungsträger konnten gehalten werden. Vom Stammpersonal der letzten Rückrunde wird lediglich Liverpool-Leihgabe Nathaniel Clyne (28) nicht zurückkehren. Der Engländer erlitt in der Vorbereitung der Reds einen Kreuzbandriss, wodurch Gedankenspiele um eine feste Verpflichtung endgültig beendet wurden. Kaum zu spüren dagegen ist der Abgang von Tyrone Mings (26), der sich nach erfolgreicher Leihe Aufsteiger Aston Villa fest anschließt. Der Abwehrspieler spült eine ordentliche Summe in die Kasse: 22 Millionen Euro – ein gutes Geschäft für die Südengländer.

Stichwort „gutes Geschäft“, das ist nun seit einigen Jahren die Devise auf dem Transfermarkt. Auch diesen Sommer blieben die Cherries ihrer unspektakulären, dafür aber so durchdachten und erfolgreichen Herangehensweise treu. Mit Lloyd Kelly (20; 15 Millionen Euro; Bristol City) wurde das nächste vielversprechende Talent aus den unteren Ligen an Land gezogen. Ebenfalls lobend zu erwähnen ist die Verpflichtung von Philip Billing (24; 17 Millionen Euro), der sich von Absteiger Huddersfield anschließt. Ob mit Jefferson Lerma (24), Lewis Cook, der seinen Kreuzbandriss auskuriert hat, oder gar neben beiden, der Däne sollte dank seiner Physis, Spielintelligenz und Defensivstärke ein elementarer Bestandteil der Startelf werden und das Mittelfeld facettenreicher machen. Das wirkt sich sowohl auf den Angriff als auch die Defensive aus.

Die Abhängigkeit von einem kräftezehrenden, intensiven Offensivspiel sollte sinken und der potente Angriff (56 Tore) um Entdeckung Ryan Fraser (7 Tore und 14 Assists) sowie Callum Wilson (27; 14 Tore und 10 Assists) nachhaltiger werden. Daran sollte kein Zweifel bestehen, sofern Jordon Ibe (23), Dominic Solanke (21) sowie der teuerste Neuzugang Arnaut Danjuma (22; Flügel, Brügge, 18 Millionen Euro) ihr Potential erfüllen und dadurch den Druck auf die Offensive erhöhen, bzw. dieser mehr Entlastung verschaffen.

(Photo by GABRIEL BOUYS / AFP)

Die kontrolliertere Spielweise nach vorne und die Zweikampfstärke Billings wird auch die Defensive entlasten. Dort kann sich Howe trotz einer herausragenden Saison weiterhin auf Abwehrchef Nathan Aké verlassen. Einzig die Frage nach der Nummer eins ist noch ungeklärt. Mark Travers (20) scheint nach ordentlichem Debüt im Vorjahr und einer starken Vorbereitung gegenüber den wackeligen Asmir Begovic (32) und Artur Boruc (39) die Nase vorne zu haben.

Prognose

Bournemouth hat sich im Sommer clever und gezielt verstärkt. Der Kader hat etwas an Quantität, vor allem aber an Qualität zugelegt. Eddie Howe dürften mit seinen jungen, hungrigen und talentierten Spielern 2019/2020 endlich auch tabellarisch die Stagnation bremsen. Die Konkurrenz ist groß, doch wenn die Schlüsselspieler fit bleiben, ist ein Angriff auf Platz zehn durchaus realistisch.

Im Fokus: David Brooks

Vergangenen Sommer wechselte David Brooks (22) für knapp zwölf Millionen Euro von Sheffield United zu Bournemouth. Der Waliser meisterte den Sprung von der zweiten in die erste Liga eindrucksvoll. Im Mittelfeld der Cherries überragte der Techniker mit Spielintelligenz, Spielwitz und Übersicht.

Im zweiten Jahr im englischen Fußballoberhaus sollte Brooks die kleineren Konstanz-Probleme überwinden, seine Ausbeute aus dem Vorjahr (7 Tore, 5 Assists) übertreffen und sich endgültig in den Fokus der Top-Klubs spielen.

Das war der Plan. In Realität muss Brooks aufgrund einer erneuten Knöchelverletzung drei Monate auf sein Saisondebüt warten. Der schmächtige Kreativgeist sollte eventuell etwas an Masse zulegen, sonst könnte seine rasante Entwicklung leiden.

Newcomer: Lloyd Kelly

Neues Jahr, neues britisches Talent aus den unteren Ligen, neuer Senkrechtstarter? Geht es nach Bournemouth, soll Lloyd Kelly den Trend bestätigen, den Lewis Cook und David Brooks in den vergangenen Jahren in Bewegung setzten.

Von seinen Anlagen her bringt Kelly alles mit, um nach einer starken Saison bei Zweitligist Bristol City nun auch in der Premier League für Aufsehen zu sorgen. Der Defensivallrounder, der in der Vorbereitung sowohl als Innen- sowie als Linksverteidiger überzeugte, ist großgewachsen (1,90m), kopfballstark, schnell, dynamisch und spielintelligent.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Bei einem Trainer wie Eddie Howe, der bekanntermaßen viel auf junge Spieler setzt, hat Kelly ausgezeichnete Chancen, sich in seiner Debütsaison als Linksverteidiger einen Stammplatz zu ergattern und eine Alternative in der Innenverteidigung darzustellen. Dies dürfte wohl auch ein Grund sein, wieso sich der U-21-Nationalspieler gegen Arsenal, Liverpool und Co. entschied.

Chris McCarthy

Southampton FC

(Letzte Saison 16. Platz)

Hasenhüttl-Effekt…und sonst?

Insgesamt machte Ralph Hasenhüttl nach seiner Einstellung als Trainer des FC Southampton im Dezember 2018 lediglich zwei Tabellenplätze gut. Dieser vermeintlich kleine Sprung hätte allerdings nicht von größerer Bedeutung sein können. Die Saints, bei der Ankunft des Österreichers auf Abstiegsplatz 18, erreichten das rettende Ufer, Platz 16. Der (unerklärlich späte) Trainerwechsel von Mark Hughes zu Hasenhüttl zahlte sich also aus. Sichtbar wurde das nicht nur anhand der Platzierung, sondern vor allem auf dem Rasen. Mit Laufarbeit, Pressing, schnellem Umschaltspiel und einer gesamttaktischen, mannschaftlichen Geschlossenheit wusste der neue Mann an der Seitenlinie die individuellen Defizite Southamptons zu kompensieren.

Der Hasenhüttl-Effekt alleine wird die Saints allerdings nicht wieder in das anvisierte Mittelfeld führen. Dazu benötigt es Verstärkungen – und zwar in allen Mannschaftsteilen. Den Vorrang erhielt im Sommer zunächst die Offensive: Liverpool-Leihgabe und Top-Scorer Danny Ings (26; 22 Millionen Euro; 10 Tore) wurde fest verpflichtet. Der spielstarke, dafür allerdings verletzungsanfällige Stürmer erhält Unterstützung in Person von Che Adams (22; 17 Millionen Euro; Birmingham City), der in der vergangenen Zweitligasaison mit 22 Toren für Furore sorgte. Neben Nathan Redmond (25) soll der Millionensturm nun auch durch den schnellen und trickreichen Neuzugang Moussa Djenepo (21; 16 Millionen Euro; Standard Lüttich) von den Flügeln mit Vorlagen gefüttert werden.

So vielversprechend die offensiven Akquisen sind, so besorgniserregend sieht es in der Defensive aus, besser gesagt in der drittschlechtesten Defensive aller Nichtabsteiger. Außen ist die Abwehr mit Ryan Bertrand (29) und Senkrechtstarter Yan Valery (20) stark besetzt. Die Innenverteidigung dagegen hat sich trotz der 85 Millionen Euro Ablöse nie von dem Abgang Virgil van Dijks (28) erholt. Drei Tage vor Transferschluss ist keine Besserung in Sicht. Jannik Vestergaard (26), Jack Stephens (25), Jan Bednarek (23) und Maya Yoshida (30) werden sich steigern müssen.

Das erhöht den Druck auf das zentrale Mittelfeld, dessen primäre Aufgabe es ist, die Defensive zu entlasten, Ballgewinne zu erzwingen und mit möglichst wenig Kontakten das Spielgerät nach vorne zu leiten. Ex-Bayern-Spieler und Kapitän Pierre-Emile Højbjerg (23) geht mit seiner Aggressivität mit gutem Beispiel voran. Neben dem dänischen Schlüsselspieler muss sich Hasenhüttl auf die Zuarbeit von Oriol Romeu (27), James Ward-Prowse (24) und Stuart Armstrong (27) verlassen. Mario Lemina (25), im Vorjahr einer der wenigen Lichtblicke, pocht auf einen Wechsel.

Prognose

Besonders viel hat die konservative Vereinsführung der Saints diesen Sommer nicht getan, um die Arbeit von Ralph Hasenhüttl zu erleichtern. In Southampton sollte man die Abstiegssorgen des Vorjahres also nicht so schnell aus dem Kopf verbannen. Djenepo muss einschlagen und vor allem Ings fit bleiben, damit die Probleme der Defensive aufgefangen werden können und aus den Sorgen kein bitterer Kampf wird. Einzig das Geschick des Trainers sollte allerdings genügen, um den Gang in die Championship zu vermeiden.

Im Fokus: Che Adams

Mit einer stolzen Ablösesumme von knapp 20 Millionen Euro ist Che Adams der Top-Transfer der Saints in diesem Sommer. Noch vor wenigen Jahren hätte der englische Stürmer wohl selbst kaum mit solch einem Preisschild gerechnet, denn er ist ein wahrer Spätzünder.

(Photo by Nathan Stirk/Getty Images)

Anders als viele andere Talente verbrachte der 23-Jährige seine Jugend nicht in einer Academy, sondern im Amateurbereich Englands. Erst mit 18 Jahren wechselte er zu Sheffield United. Auch hier, damals in der dritten Liga, ließ sein Durchbruch auf sich warten. Elf Tore in 36 Spielen machten den Zweitligist Birmingham City letztendlich aufmerksam, der sich Adams‘ Dienste für knapp drei Millionen Euro sicherte. Wieder benötigte er eine längere Anlaufzeit. Nach zwei Saisons mit einer Gesamtausbeute von lediglich zwölf Toren explodierte der physisch kaum zu bremsende Angreifer 2018/2019 und erzielte stolze 22 Treffer.

Beim FC Southampton wird man nun hoffen, dass sich Adams dieses Mal etwas schneller zurecht findet als bisher…

Newcomer: Callum Slattery

Früher zählte die Academy des FC Southampton zu den erfolgreichsten des Landes. Mittlerweile ist der Brunnen etwas ausgetrocknet. Es wird also Zeit, dass die Saints wieder einen Spieler hervorbringen, der dem exzellenten Ruf der Talentschmiede gerecht wird.

Callum Slattery könnte so ein Spieler sein und das obwohl er nach seinem Startelfdebüt im Februar diesen Sommer nicht mal zum vergrößerten Kader gehörte, der zur Vorbereitung nach Österreich flog. Doch der Mittelfeldspieler ließ sich nicht unterkriegen, überzeugte bei der U-23 mit Physis sowie Spielintelligenz und stieß nun wieder zum A-Kader auf. Die Belohnung: Ein neuer Zweijahres-Vertrag.

Damit nicht genug. Aufgrund des drohenden Abgangs von Mario Lemina könnte Slattery seine steigende Form schon bald wieder in der Premier League unter Beweis stellen und sich mit etwas Glück festbeißen. Der Academy wäre es zu wünschen.

Chris McCarthy

(Photo by Oli SCARFF / AFP) 


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