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La Liga Vorschau 2016/17

18. August 2016 | Spotlight | BY Christoph Albers


Am kommenden Freitag ist es endlich soweit, La Liga startet in die neue Saison. Die spanische Elite-Liga hat mal wieder einiges zu bieten, über den Sommer hat sich schließlich einiges getan. Wir haben deshalb mal die Teams betrachtet und unsere Einschätzung abgegeben. Wie immer seid ihr herzlich dazu eingeladen mit uns darüber zu diskutieren, wenn ihr andere Meinungen vertretet.

 

 

Die Titelanwärter

FC Barcelona, Real Madrid, Atletico Madrid Lange Jahre gab es in der spanischen Liga bestenfalls einen Zweikampf, zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid, um den Meistertitel, mittlerweile ist daraus aber, dank Atletico Madrid, ein Dreikampf geworden. Und auch in der kommenden Saison gehen wir davon aus, dass keine andere Mannschaft mit den drei Schwergewichten ernsthaft konkurrieren kann.

Denn diese drei sind nicht nur in Spanien Spitze, sie sind es sogar europaweit, bzw. weltweit. Die letzten drei Champions League Titel gingen alle an dieses Trio (2x Real Madrid, 1x FC Barcelona), zudem stellten diese drei Vereine fünf der letzten sechs Finalteilnehmer in der Königsklasse (2x Real Madrid, 2x Atletico Madrid, 1x FC Barcelona), nur Juventus schaffte es 2015 die Phalanx zu brechen.

Diese Dominanz drückt die Stärke treffend aus. Daher gehen wir auch davon aus, dass diese drei den Titel unter sich ausmachen, schließlich haben sie sich alle eher verstärkt als dass sie geschwächt wurden.

Der amtierende Meister ist der FC Barcelona. Den Katalanen reichte am Ende ein Punkt Vorsprung vor den „Königlichen“. Barca´s großes Faustpfand war natürlich das starke Sturm-Trio um Messi, Neymar und Top-Torjäger Luis Suarez. Allerdings zeigte sich auch des Öfteren, dass die zweite Reihe den hohen Ansprüchen nicht wirklich genügte. Deshalb hat man sich nun auch dahingehend verstärkt. Mit Samuel Umtiti und Lucas Digne kommen zwei junge, hochveranlagte Verteidiger, die sicherlich eine gute Rolle spielen können und auf Sicht vielleicht sogar den arrivierten Kräften Javier Mascherano und Jordi Alba die Plätze streitig machen können, gerade Umtiti wusste bei der EM zu überzeugen.

Für das Mittelfeld kommt mit Andre Gomes sogar ein Europameister. Der Portugiese hat beim FC Valencia bereits Erfahrungen in La Liga gesammelt und kann mit seiner Dynamik nochmal eine neue Farbe ins Spiel der Katalanen bringen. Zudem ist er mit seinen 1,88m einer der größten im Team. Außerdem holten die Katalanen Denis Suarez zurück, für nur 3,25 Millionen Euro, die per Klausel festgelegt waren. Der 22-jährige Spanier hat bei seinen Stationen beim FC Sevilla und bei Villareal nachgewiesen, dass er über die nötige Qualität verfügt, um dem Team weiterzuhelfen. Technisch stark, kreativ und stark im Dribbling ist er eine gute Alternative im Mittelfeld.

Bis zum Ende der Transferperiode soll noch ein neuer Stürmer (Paco Alcacer) verpflichtet werden, möglicherweise auch noch ein zweiter Torwart (Diego Alves) verpflichtet werden. Da Keeper Claudio Bravo womöglich noch den Verein verlässt. Ansonsten wiegen die Abgänge nicht allzu schwer, abgesehen von Dani Alves. Den Brasilianer zog es zu Juventus Turin, er wurde bisher nicht ersetzt. Es sieht momentan danach aus, dass Sergi Roberto und Aleix Vidal den Abgang auffangen sollen. Ansonsten bleibt die Startelf aber zusammen, mit den Verstärkungen in die Breite scheint die Mannschaft von Luis Enrique erneut gut gerüstet zu sein, für uns der Favorit auf den Titel, auch wenn die Konkurrenz natürlich nicht geschlafen hat.

Den Vize-Meister und Champions-League-Sieger Real Madrid als Außenseiter zu bezeichnen verbietet sich nämlich schon naturgemäß. Allerdings hielten sich die Merengues auf dem Transfermarkt auffällig zurück. Alvaro Morata kam von Juventus zurück, per Rückkaufoption (30 Millionen Euro). Er ist eine dringend benötigte Alternative zu Karim Benzema, der zwar eine starke Saison gespielt hat, aber zuletzt des Öfteren mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Über Moratas Klasse braucht man eigentlich nicht zu diskutieren, wenn man die vergangene Champions League Saison verfolgt hat, er wird den Kader verstärken.

Ansonsten kamen ausschließlich Leihgaben zurück. Wirklich erwähnenswert ist davon aber nur Marco Asensio, der 20-jährige Edel-Techniker konnte in der abgelaufenen Saison bei Epanyol Barcelona überzeugen und kehrt nun mit viel Selbstvertrauen zurück. Es ist ihm durchaus zuzutrauen, dass er seine Spielanteile bekommt, Trainer Zidane scheint ebenfalls Gefallen an ihm zu finden. Er könnte die Rolle von Jese Rodriguez einnehmen, der zu Paris Saint-Germain wechselte. Auch wenn er möglicherweise sogar mehr spielt.

Abgegeben wurde ansonsten auch kein bedeutender Spieler, sodass Real Madrid auf einen funktionieren Kader zurückgreifen kann. Die wirklich spannende Frage rund um die Blancos wird ohnehin die sein, ob Trainer Zinedine Zidane an seine bisher hervorragende Quote anknüpfen kann. Seitdem er im Amt ist (5.1.2016) kommt er in 28 Spielen auf einen Punkteschnitt von 2,57 Punkten pro Spiel. Damit würde Real, auf eine Saison hochgerechnet, sicherlich den Titel holen. Er hat aber jetzt erstmals eine komplette Vorbereitung hinter sich und kann sich dementsprechend daran messen lassen.

Rund um das Estadio Santiago Bernabeu erwartet man natürlich nichts geringeres als den Titel, Konkurrenz hin oder her. Die Mannschaft ist herausragend gut besetzt, sodass sogar ein James Rodriguez kaum eine Rolle in den Planungen spielt. Es gab kaum Veränderungen, zudem ist es auch ungewohnt ruhig im Umfeld. Nach nunmehr vier Jahren ohne Meisterschaft lechzt der Rekordmeister nach dem 33. Titel. Ein Triumph wäre alles andere als eine Überraschung, auch wenn wir die Königlichen erneut auf Rang 2 erwarten.

Letztes Team im Bunde ist Atletico Madrid. Nach Platz 3 in der Liga und dem verlorenen Champions-League-Finale stellte Coach Diego Simeone seinen Job öffentlich in Frage, ein Abgang des Erfolgstrainers hätte logischerweise alles rund um die Colchoneros ins Wanken gebracht. Doch der Argentinier konnte sich schlussendlich doch zum Verbleib durchringen. Anstatt eines kompletten Umbruchs wurde der Kader daher erneut nur gezielt verstärkt.

Die Ansatzpunkte waren schnell gefunden. Mit nur 18 Gegentoren (darauf folgt Barcelona mit 29) stellte man die beste Defensive der Liga, hier bestand kein Bedarf. Mit Sime Vrsaljko kam ein neuer Außenverteidiger, als Ersatz für den abgewanderten Jesus Gamez (Newcastle), da war´s. Denn die Probleme lagen eher im Offensivbereich. In der Liga kam Atletico auf 63 Treffer, im Barca im Vergleich dazu auf 112, Real Madrid auf 110. Hier hatte man Nachholbedarf.

Vor allem auch um Top-Torjäger Antoine Griezmann zu entlasten, der mit seinen 22 Liga-Toren mehr als ein Drittel der Tore für Atletico erzielte. Der zweitbeste Torjäger, Fernando Torres, wurde dazu fest verpflichtet. Dazu kommt der Franzose Kevin Gameiro, der für 32 Millionen Euro vom FC Sevilla geholt wurde. Ein schneller Stürmer, der gnadenlos vor dem Tor ist. 16 Liga-Tore und weitere 8 in der Europa-League (9 Spiele) sprechen eine deutliche Sprache. Zudem wurde der argentinische Nationalspieler Nico Gaitan für 25 Millionen Euro von Benfica Lissabon losgeeist. Ein klassischer Flügelspieler, dribbelstark, kreativ und ein guter Vorbereiter. Ebenfalls eine klare Verstärkung.

Gameiro und Gaitan sind definitiv Optionen für die Startelf. Ansonsten konnte auch Atletico seine Stammspieler zusammenhalten. Diese ist ohnehin bestens organisiert und gut eingespielt. Man kann also durchaus sagen, dass die Colchoneros sich von allen Spitzenteams am meisten verstärkt hat. Mit Ihnen wird sicherlich wieder zu rechnen sein. Die Qualität im Kader ist hoch wie nie, fußballerisch ist die Mannschaft ohnehin immer besser geworden über die letzten Jahre. Der Titelgewinn ist daher sicherlich nicht unmöglich, dennoch wäre sie für uns aber eine Überraschung, vor allem, weil man offensiv nicht so viel zu bieten hat wie die anderen beiden Top-Teams.

 

 

Die Verfolger: FC Sevilla, FC Villareal, Athletic Bilbao, Celta Vigo, Espanyol Barcelona

Den wahrscheinlich größten Umbruch hat der FC Sevilla hinter sich. Erfolgstrainer Unai Emery zog es zu Paris Saint-Germain, Mittelfeldspieler und Herz des Spiels Grzegorz Krychowiak folgte ihm. Auch Kapitän Coke (Schalke), Top-Torjäger Kevin Gameiro und Spielmacher Ever Banega (Inter) verließen die Andalusier. Auch Beto, Reyes, Fazio, Figueiras, Immobile, Llorente und Andreolli sind nicht mehr da.

Doch der wahrscheinlich wichtigste Mann blieb erhalten, Sportdirektor Monchi. Auch er hatte einige Angebote, blieb aber doch. Er war in der Vergangenheit die Erfolgsgarantie des Vereins, er hat ein gutes Händchen und ihm ist es zuzutrauen, dass er auch diesen Umbruch bestens meistern wird. Neu an seiner Seite ist Coach Jorge Sampaoli. Der Argentinier war zuletzt Trainer der chilenischen Nationalmannschaft und das mit großem Erfolg. Er steht für einen dominanten Fußball, hohe Flexibilität und Unterhaltung. Schon in der Vorbereitung war zu sehen wohin der Weg geht, Ballbesitz wird immer wichtiger, man versucht nun noch mehr dem Gegner das eigene Spiel aufzudrängen.

Dieser Stil könnte gerade in der Liga großen Erfolg bringen, wir sehen hier eine große Chance. Zudem wurde die Mannschaft auch darauf ausgelegt. Mit Luciano Vietto und Wissam Ben Yedder kamen zwei neue Stürmer, die beide gut am Ball und sehr dynamisch sind und zudem wissen, wo das Tor steht. Außerdem verpflichtete man einige torgefährliche Mittelfeldspieler, wie Hiroshi Kiyotake, Pablo Sarabia, Ganso und Joaquin Correa. Franco Vazquez ist zudem ein Spieler der zwischen Mittelfeld und Sturm zum Einsatz kommt. Alle fünf sind noch nicht an ihr Leistungsgrenze gestoßen und verfügen über viel Potenzial. Dazu kommen noch die beiden Flügelspieler Vitolo und Konoplyanka, die bereits da waren.

Damit ist die Mannschaft offensiv sehr breit aufgestellt, sodass es auch nicht weiter ins Gewicht fällt, wenn ein Transfer nicht voll einschlägt. Sevilla wird dennoch schwerer auszurechnen sein, zudem wurde die Offensive deutlich verjüngt, sodass die Perspektive sehr gut ist. Für die Defensive kam lediglich der Argentinier Gabriel Mercado, der die Optionen erweitert, auch er ist sehr flexibel, was perfekt zu Coach Sampaoli passt.

Ansonsten bleibt die Defensive, die ohnehin gut funktionierte so zusammen, mit Keeper Sergio Rico im Rücken, der ebenfalls immer besser wird. Problem könnte aber der Verlust von Krychowiak sein, der nicht adäquat ersetzt wurde. Mit N´Zonzi hat man einen wirklich starken „Sechser“, daneben fehlt aber ein weiterer Top-Spieler, hier kämpfen Iborra und der geliehene Kranevitter um den Platz. Dem Umbruch zum Trotz trauen wir dem FC Sevilla sehr viel zu, die Breite im Kader stimmt, sodass die Belastung durch die Champions League gut aufgefangen werden kann, was ja auch in den vergangenen Jahren kein Problem war. Mit Sampaoli wird auch ein neuer Stil etabliert werden, der in der Liga ein Vorteil sein kann, die Qualität im Kader ist weiterhin enorm. Wir glauben, dass der amtierende Europa-League-Sieger Platz 4 in der Liga erreichen kann.

Einen kleineren Umbruch gab es auch beim FC Villareal, obwohl das „Gelbe U-Boot“, wie der FC Sevilla, auch auf eine sehr erfolgreiche Vorsaison zurückblicken kann. Angefangen mit einem Trainerwechsel. Trainer Marcelino trat einigermaßen überraschend zurück, daraufhin übernahm der langjährige Co-Trainer von Espanyol-Trainer Quique Sanchez Flores, Fran Escribar. Escribar war zuvor bei Getafe und Elche, dennoch ist seine Verpflichtung ein gewisses Risiko.

Dazu kommen einige schwerwiegende Abgänge, Keeper Areola kehrt nach seiner Leihe zu PSG zurück, Innenverteidiger Eric Bailly wurde für stolze 38 Millionen Euro an ManUtd verkauft und Denis Suarez kehrte zum FC Barcelona zurück. Weitere Substanz wurde in Form von Adrian, Tomas Pina, Baptistao, Samu Garcia und Moi Gomez verloren. Allerdings kaufte man auch kräftig ein. Um es schon mal vorweg zu nehmen, die Offensive wurde deutlich verstärkt.

Als Ersatz für Denis Suarez wurde mit Roberto Soriano ein italienischer Nationalspieler verpflichtet. Außerdem wurden mit Nicola Sansone, Denis Cheryshev und Cristian Espinoza drei richtige Flügelstürmer verpflichtet, die allesamt Stammspielerformat mitbringen, ein deutliches Zeichen, dass der neue Trainer verstärkt über die Flügel spielen lässt. Zudem wurde Alexandre Pato als Ersatz für den langzeitverletzten Roberto Soldado geholt, außerdem hat man natürlich noch den Top-Scorer Cedric Bakambu. Hier liegen die klar die Stärken des Teams.

Die Defensive dagegen ist klar geschwächt, Keeper Areola und Innenverteidiger Bailly wurden nicht ausreichend ersetzt. Asenjo ist zwar ein guter Keeper, aber schwächer als der Franzose und zudem verletzungsanfällig. Anstelle von Bailly wird wohl Victor Ruiz mehr Spielanteile bekommen, an der Seite von Abwehrchef Musacchio, aber auch hier ein klarer Qualitätsverlust. Villareal wird wohl wieder eine gute Rolle spielen können, allerdings ist die klare Schwächung in der Defensive und der Trainerwechsel für uns Grund genug zu sagen, dass es nicht erneut für Rang 4 reichen wird. Es wird aber wohl ein Platz in der Europa League.

Deutlich weniger Veränderung gab es bei Athletic Bilbao, wie üblich. Kein Leistungsträger wurde abgegeben, Neuzugänge gab es, abgesehen von Leih-Rückkehren und Spieler aus der Jugend, nicht. Sogar der viel umworbene Aymeric Laporte konnte gehalten werden, ihn hätte man nicht gleichwertig ersetzen können. Interessant wird sein, ob U21-Nationaltorwart Kepa Arrizabalaga sich durchsetzten kann, es ist ihm zuzutrauen.

Ansonsten ruhen die Hoffnungen auf Top-Talent Inaki Williams, der zuletzt immer stärker wurde. Ansonsten muss man befürchten, dass einige andere ihre Form nicht mehr lange halten können, da viele bereits über dem Zenit sind. Top-Torjäger Aritz Aduriz ist ausdrücklich nicht dazuzuzählen, er scheint mit fortlaufendem Alter immer besser zu werden. Dennoch denken wird, dass es schwer wird den fünften Platz des Vorjahres zu toppen. Platz 5 bis 7 ist aber durchaus realistisch.

Auch bei Celta Vigo bleibt das meiste beim Alten. Lediglich Nolito wurde verkauft, dafür erhielt Celta aber stolze 18 Millionen Euro als Entschädigung für 29-jährigen. Als Ersatz wurde der acht Jahre jüngere Däne Pione Sisto verpflichtet. Er besticht durch Tempo und Dynamik und machte einige Vereine auf sich aufmerksam. Er könnte, bei guter Entwicklung, seinen Vorgänger schnell vergessen machen, vor allem, weil dieser gerade in der Rückrunde der vergangenen Saison nicht mehr an seine Form der Hinrunde anknüpfen konnte.

Der Verlust dürfte damit auf lange Sicht gut aufzufangen sein. Zudem kam der argentinische Innenverteidiger Facundo Roncaglia ablösefrei von Florenz. Die Mannschaft ist ansonsten gut besetzt und eingespielt, die große Herausforderung wird aber die Mehrfachbelastung durch die Europa League sein. Der Kader ist nicht sehr breit besetzt, hier könnten Probleme aufkommen, allerdings sind wesentliche Positionen schon doppelt besetzt. Platz 6 wird es wahrscheinlich dennoch nicht wieder werden, wir prognostizieren Rang 7 bis 9.

Eine Art Geheimtipp ist für uns Espanyol Barcelona. Ein Grund dafüür ist auf jeden Fall der neue Trainer, Quique Sanchez Flores. Der Nachfolger von Constantin Galca verfügt über viel Erfahrung in La Liga (u.a. Valencia, Atletico, Getafe) und bewies auch in der abgelaufenen Saison beim FC Watford, dass er eine Mannschaft zu führen weiß. Zudem wurden einige hochkarätige Spieler verpflichtet, die alle schon ihre Qualitäten in der Liga nachgewiesen haben und über ausreichend Erfahrung verfügen.

Mit Manuel Jurado brachte er sogar einen Spieler von seinem Ex-Klub mit, zudem kamen Javi Fuego und Pablo Piatti vom FC Valencia. Mit Keeper Roberto und Jose Antonio Reyes arbeitete er ebenfalls schon zusammen. Außerdem kam Abwehr-Routinier Martin Demichelis ablösefrei von Manchester City. Alle Spieler haben das Zeug direkt einen Platz in der Startelf zu ergattern, zudem kennt der Trainer die meisten Spieler schon von vorherigen Stationen, sodass er genau weiß, was diese der Mannschaft geben können.

Auf der Abgangsseite fällt nur Marco Asensio wirklich ins Gewicht, da er aber nur von Real Madrid ausgeliehen war, war der Abgang eingeplant. Das Team wurde damit deutlich verstärkt, der Kern ist zudem zusammengeblieben, der neue Trainer weckt Hoffnungen. Wir trauen den Katalanen eine Überraschung zu, in diesem Falle wäre das ein Platz im internationalen Geschäft. Platz 5 bis 8 lautet unsere Prognose.

 

 

Das Mittelfeld: FC Valencia, Betis Sevilla, Real Sociedad San Sebastian, FC Malaga, Deportivo La Coruna

Der FC Valencia blickt auf eine sehr enttäuschende Saison zurück. Nur Platz 12 in der Liga, zwischendurch sogar in den Abstiegskampf abgerutscht, zwei Trainerwechsel, so hatte man sich das sicherlich nicht vorgestellt, dabei war man doch sogar für die Champions League qualifiziert. Aber auch dort scheiterten die Fledermäuse in der Gruppenphase. Die Konsequenzen daraus folgten nun in diesem Sommer, in Form eines enormen Aderlasses.

Bisher wurden Andre Gomes, Javi Fuego, Antonio Barragan, Pablo Piatti, Rodrigo de Paul, Sofiane Feghouli, Yoel und Alvaro Negredo abgegeben. Weitere Spieler wie Mustafi, Abdennour, Diego Alves und Paco Alcacer werden demnächst wohl noch folgen. Das bedeutet natürlich einen enormen Umbruch.

Mit Nani holte man dafür aber einen Spieler, der zuletzt bei der EM bewiesen hat, dass er immer noch einiges draufhat, zudem wurde der erfahrene Mario Suarez von Watford ausgeliehen. Dazu kommen die beiden Talente Martin Montoya und Alvaro Medran, die aber beide bisher noch nicht wirklich den Durchbruch geschafft haben. Weitere Neuzugänge sollen auch bald noch folgen.

Einige starke Spieler hat man zudem noch im Kader, u.a. Ryan, Gaya, Parejo, Enzo Perez, Rodrigo, Santi Mina. Der Kader hat also durchaus noch Qualität. Dennoch glauben wir, dass der Umbruch Zeit braucht und die Mannschaft sich erstmal finden muss, um wieder an die besseren Zeiten anzuknüpfen. Allerdings sollte trotzdem eine bessere Saison als die letzte dabei rumkommen. Platz 8 bis 10 sollte mit der Mannschaft immer noch möglich sein, wenn denn etwas Ruhe rund um den Verein einkehrt.

Über eine sehr interessante Mannschaft verfügt auch Betis Sevilla. Die Andalusier haben einige große Talente in ihren Reihen, Stürmer Antonio Sanabria (20) wurde aus Rom geholt und überzeugte zuletzt bei Gijon, dies gelang auch dem vom Chelsea ausgeliehenen Charly Musonda (19). Zudem wurde der ebenfalls 19-jährige Matias Nahuel für zwei Saisons von Villareal ausgeliehen, auch er gilt als Riesentalent. Mit Riza Durmisi (22) kam zudem ein sehr talentierter Linksverteidiger von Bröndby Kopenhagen. Die in Deutschland bekannten Heiko Westermann (Ajax Amsterdam) und Rafael van der Vaart (Midtjylland) wurden unterdessen abgegeben.

Das Team verfügt also über eine Menge Potenzial und könnte für Furore sorgen, allerdings besteht auch das Risiko, dass man im Mittelfeld der Liga stagniert. Mit etwas Glück könnte es sogar für Europa reichen, wir prognostizieren dennoch Platz 8 bis 11.

Ein weiteres Jahr im Tabellenmittelfeld steht wohl auch dem Team von Real Sociedad San Sebastian bevor. Das Team bleibt im Wesentlichen zusammen, das Grundgerüst besteht erneut aus Keeper Rulli, der nun fest verpflichtet wurde und über viel Potenzial verfügt, Inigo Martinez, Asier Illaramendi, Ruben Pardo, Carlos Vela und Agirrexte.

An dieser Stelle sei nochmal hingewiesen auf Mikel Oyarzabal, der 19-jährige Jung-Nationalspieler verfügt über riesiges Potenzial und könnte der Star des Teams in der kommenden Saison werden, ihn sollte man definitiv im Auge behalten. Dennoch wird es erneut nicht für den Angriff auf die Europacup-Plätze reichen, mit dem Abstieg hat man aber definitiv auch nichts zu tun. Platz 9 bis 12 ist unsere Prognose.

Beim FC Malaga gab es dagegen etwas mehr Veränderung. Der zu Rubin Kazan abgewanderte Trainer Javi Gracia wurde durch den erfahrenen Juande Rams ersetzt, zudem wurden unter anderem die talentierten Sandro Ramirez (ST, 20), Diego Llorente (IV, 22) und Keko (RA, 24) verpflichtet. Abgegeben wurden in der Mehrzahl Routiniers. Der Kader ist insgesamt solide besetzt, verfügt aber über nur sehr wenige Highlights.

Demzufolge erwarten wir den FC Malaga erneut im gesicherten Mittelfeld der Tabelle. Der achte Platz aus der Vorsaison erscheint uns nicht realistisch, wir prognostizieren Platz 10 bis 13.

Auf einem sehr ähnlichen Niveau sehen wir Deportivo La Coruna. Hier wurde die Mannschaft in Gänze etwas verjüngt, viele ältere Spieler wie Lopo, Cani oder Manuel Pablo sind nicht mehr dabei, dafür wurden einige hoffnungsvolle Talente verpflichtet.

Ein besonderes Augenmerk darf dabei auf Marlos Moreno gerichtet werden. Der 19-jährige Kolumbianer kam per Leihe von Manchester City, die ihn gerade für 5,5 Millionen Euro von Atletico Nacional geholt haben. Zudem könnten auch Carles Gil (23) und Florin Andone (23) große Verstärkungen für die Offensive von Depor sein.

Zudem konnte man Top-Stürmer Lucas halten, sodass die Offensive durchaus vielversprechend ist. Der Kader wirkt insgesamt wesentlich besser besetzt als in der Vorsaison, deshalb glauben wir, dass sich Depor auch in der Tabelle verbessern kann. In der Vorsaison reichte es nur zu Rang 15, nun gehen wir von einem Rang zwischen 10 und 13 aus.

 

Der Abstiegskampf SD Eibar, UD Las Palmas, FC Granada, Sporting Gijon, CD Leganes, Deportivo Alaves, CA Osasuna

SD Eibar (Platz 14) und UD Las Palmas (Platz 11) konnten beide in der abgelaufenen Saison durchaus überraschen mit ihren Platzierungen, beiden wurde im Vorfeld weniger zugetraut. Ob es ihnen nochmals gelingen kann? Zweifel bestehen. Der SD Eibar muss die Abgänge einiger Leistungsträger auffangen. Besonders schwer wiegt der Verlust von Top-Torjäger Borja Baston, der von Atletico Madrid ausgeliehen war, seine 18 (!) Tore werden fehlen.

Aber auch Keko, Saul Berjon oder Jon Ansotegi werden fehlen. Mit Alejandro Galvez, Pedro Leon, Keeper Yoel und Bebe wurden zwar auch durchaus vielversprechende Neuzugänge präsentiert, dennoch bleiben die Zweifel, ob man offensiv stark genug ist. Wir rechnen mit ihnen im Abstiegskampf. Platz 15 bis 18 ist unsere Prognose.

Bei Las Palmas wird ebenfalls besonders der Top-Torjäger vermisst werden, hier ist es Willian Jose (jetzt Real Sociedad). Ansonsten konnten allerdings alle Leistungsträger gehalten werden, speziell zu erwähnen sind dabei Innenverteidiger Mauricio Lemos (20), Mittelfeldspieler Roque Mesa und Flügelspieler Jonathan Viera. Dazu kommen die Neuzugänge Marko Livaja und natürlich Kevin-Prince Boateng, beide kamen ablösefrei.

Gerade Boateng könnte mit seiner Erfahrung Gold wert sein für Las Palmas, allerdings nur, wenn er fit ist. Platz 11 trauen wir ihnen zwar nicht nochmal zu, allerdings glauben wir, dass sie den Abstiegskampf gut überstehen werden und zwischen Platz 13 und 15 ins Ziel einlaufen werden.

Der FC Granada und Sporting Gijon beendeten die vergangene Saison punktgleich auf Rang 16 und 17, je einen Punkt vor dem ersten Absteiger, so knapp soll es, wenn es nach ihnen geht, natürlich nicht nochmal werden, doch der Klassenerhalt wird trotzdem das primäre Ziel bleiben.

Der FC Granada verpflichtete dazu auch gleich einen neuen Trainer, Paco Jemez. Dieser stieg allerdings in der abgelaufenen Saison aus der Liga ab, mit Rayo Vallecano. Dennoch steht er für attraktiven Fußball und offensives Spiel, allerdings ist Erfolg damit nicht garantiert. Zudem gab es einen größeren Umbruch, dabei wurde allerdings auch einiges an Ablöse eingenommen, u.a. wurde Isaac Success für 15 Millionen Euro an Schwesterklub Watford (beide gehören Giampaolo Pozzo, wie auch Udinese) verkauft, Ruben Rochina für 10 Millionen Euro an Rubin Kazan und Jhon Cordoba für 6,5 Millionen an Mainz 05.

Dazu gingen etliche Spieler ablösefrei oder die Leihe endete, sodass insgesamt 24 (!) Spieler den Verein verließen, wobei neun davon auch bereits verliehen waren. Dafür wurden bislang neun Spieler verpflichtet, davon 6 auf Leihbasis. Der prominenteste Neue ist wohl der mexikanische Torwart Guillermo Ochoa, der von Malaga kam, eine klare Verstärkung, auch wenn er in Malaga nur die Nummer 2 war. Dazu kommen einige hochveranlagte Youngster, wie der kolumbianische Stürmer Jose Angulo (21) kam für ca. 4 Millionen Euro aus seiner Heimat. Oder auch die beiden Chelsea-Leihgaben Victorien Angban (19) und Jeremie Boga (19), der schon in der UEFA Youth League nachhaltig auf sich aufmerksam machte.

Auch Roma-Leihgabe Ezequiel Ponce sollte erwähnt werden, ebenfalls ein sehr talentierter Angreifer. Potenzial ist also da, allerdings fehlt bei den eben genannten auch die Erfahrung, die im Abstiegskampf von Bedeutung sein kann, ein Risiko ist also durchaus vorhanden. Die ist aber durchaus vorhanden im Kader, durch Routiniers wie eben Ochoa, David Lomban, Javi Marquez, Fran Rico oder David Barral, der auch im Alter von 33 Jahren immer noch für einige Tore gut ist. Insgesamt ist das Team ganz passabel besetzt, für den Klassenerhalt dürfte es reichen, aber darüber hinaus geht es wohl nicht. Wir prognostizieren Platz 15 bis 17.

Bei Sporting Gijon ist ebenfalls ein größerer Umbruch zu erkennen, nach Platz 17 in der Vorsaison. 11 Abgänge, 11 Zugänge. Allerdings ist hier ein größerer Qualitätsverlust zu erkennen. Die Stamm-Innenverteidigung um Bernardo Espinosa (Middlesbrough) und Luis Hernandez (Leicester) ist weg, auch die Stamm-Offensive um Alen Halilovic, Antonio Sanabria (beide nur geliehen), Jony und Miguel Angel Guerrero hat den Verein verlassen. Dieses Grundgerüst war eminent wichtig für den Klassenerhalt.

Ob die neuen Spieler sie ersetzen können, ist für uns mehr als fraglich, auch wenn mit Marino, Amorebieta, Xavi Torres, Duje Cop durchaus La Liga erprobte Spieler verpflichtet wurden. Auch auf Moi Gomez (22) und Burgui (21) sei an dieser Stelle hingewiesen, da beide durchaus Potenzial für höheres mitbringen. Insgesamt wirkt der Kader aber deutlich geschwächt, wir prognostizieren ein schwieriges Jahr, Platz 17, wie in der Vorsaison, wäre ein großer Erfolg, für uns ein Abstiegskandidat. Unsere Prognose lautet demnach Platz 18 bis 20.

Schlussendlich kommen wir dann zu den Aufsteigern, Deportivo Alaves, CD Leganes und CA Osasuna. Nachdem man sogar bis in die dritte Liga runter musste ist der UEFA-Cup-Finalist von 2001, Deportivo Alaves, nun zurück in Spaniens Elite-Liga und das sogar als Zweitliga-Meister. Doch von der Aufstiegsmannschaft ist nicht mehr allzu viel übrig, angefangen mit dem Trainer.

Mauricio Pellegrino (44), ehemals Co-Trainer von Rafa Benitez, ist neu auf der Bank. Er saß einst auch mal für 20 Spiele auf der Bank des FC Valencia, verfügt aber sonst über keine Erfahrung in La Liga, das könnte ein Nachteil werden, er kann sich aber auch beweisen. Auf die zahlreichen Neuzugänge trifft das jedoch nicht zu. Die meisten der 16 (!) Neuen haben bereits einige Erfahrung in La Liga sammeln können.

Unter anderem Innenverteidiger Alexis (269 La Liga Spiele) oder Deyverson, der in der vergangenen Saison bei Levante zu überzeugen wusste (9 Liga-Tore). Dazu kommen die ebenfalls La Liga erprobten Ibai Gomez (Bilbao), Victor Camarasa (Levante), Edgar Mendez (Granada), Carlos Vigaray (Getafe) oder Aleksandar Pantic (Villareal).

Auf der anderen Seite stehen dem auch 11 Abgänge gegenüber. Die Mannschaft ist also alles andere als eingespielt. Der Erfolg hängt also davon ab, ob die Puzzleteile zusammenpassen und sich schnell finden. Potenzial ist durchaus vorhanden, aber das Risiko ist natürlich groß. Alles andere als Abstiegskampf wäre eine enorme Überraschung. Wir prognostizieren Platz 16 bis 18.

Als Tabellenzweiter ist Leganes ebenfalls direkt aufgestiegen. Und auch hier ist ein ähnliches Konzept wie bei Alaves zu erkennen, auch wenn man weiterhin auf Trainer Garitano vertraut. Es wurden ebenfalls gleich 11 Spieler verpflichtet, darunter viele mit La Liga Erfahrung, z.B. Carl Medjani (Levante), Ruben Perez (FC Granada) und Miguel Angel Guerrero (Gijon). Zudem wurde der bisher geliehene Gabriel fest von Juventus verpflichtet, der Offensivspieler war auch in der Aufstiegstruppe ein wichtiges Puzzleteil.

Insgesamt bleibt aber, im Vergleich zu Alaves, wesentlich mehr von der Aufstiegsmannschaft übrig, sodass die Findungsphase wahrscheinlich wesentlich kürzer ausfällt, was ein wesentlicher Vorteil im Kampf um den Klassenerhalt werden könnte. Dennoch ist zu befürchten, dass die Qualität im Kader nicht ausreichend ist. Wir haben große Zweifel, ob es für den Klassenerhalt reichen kann, unsere Prognose lautet daher Platz 18 bis 20.

Den wahrscheinlich härtesten Weg hat Osasuna hinter sich. Man landete in der Liga nur auf Rang 6, doch da es in Spanien, wie in England, ein Play-Off-System gibt, reichte es doch noch zum Aufstieg. Da man sogar alle vier Play-Off-Spiele gewann, ist der Aufstieg dann auf jeden Fall auch verdient. Allerdings hatte Osasuna so auch eine wesentlich verkürzte Zeit sich auf die neue Saison vorzubereiten, da das finale Spiel erst am 18. Juni stattfand, also mehr als einen Monat nach Ende der La Liga Saison.

Bisher hielt man sich auch mit großen Veränderungen zurück, mit Mikel Merino (BVB) wurde auch nur ein Leistungsträger abgegeben. Als Ersatz kamen Goran Causic, zudem konnte man den ehemaligen spanischen U21-Nationalspieler Fran Merida für sich gewinnen, der sich allerdings auf Erstliga-Niveau noch nicht recht behaupten konnte. Anders als Oriol Riera, der 30-jährige Stürmer hat bereits 2013/14 bei Osasuna gespielt und mit 13 Liga-Toren bewiesen, dass er auch in La Liga treffen kann. Falls er an diese Zeit anknüpfen kann, wäre er eine enorme Verstärkung. Seitdem konnte er das aber nicht mehr replizieren, bei seinen anderen Stationen.

Star der Mannschaft ist aber definitiv „Zehner“ Roberto Torres (27), der aus dem eigenen Nachwuchs kommt und sich in der abgelaufenen Saison sogar zum Top-Torjäger gemausert hat. Insgesamt scheint der Kader jedoch nicht stark genug besetzt zu sein, um die Klasse zu halten, wobei die Mannschaft immer wieder unter Beweis stellen konnte, dass die Mentalität stimmt und man über sich hinauswachsen kann. Der Klassenerhalt wäre ein erneuter, eindrucksvoller Bewies, dazu müssten aber alle Neuzugänge einschlagen. Wir prognostizieren Platz 16 bis 20.

 

Prognose

1. FC Barcelona

2. Real Madrid

3. Atletico Madrid

4. FC Sevilla

5. FC Villareal

6. Athletic Bilbao

7. Celta Vigo

8. Espanyol Barcelona

9. FC Valencia

10. Betis Sevilla

11. Real Sociedad San Sebastian

12. Deportivo La Coruna

13. FC Malaga

14. UD Las Palmas

15. FC Granada

16. Deportivo Alaves

17. SD Eibar

18. CA Osasuna

19. Sporting Gijon

20. CD Leganes

 

Das war unsere Vorschau zur kommenden La Liga Saison. Wir freuen uns, dass es endlich wieder losgeht und hoffen, dass unser Überblick euch ein wenig helfen konnte.

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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