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FC Bayern | Wichtige Zukunftsplanungen: Salihamidzic und die Vertragsverlängerungen

24. September 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Spotlight | Sportdirektor Hasan Salihamidzic vom FC Bayern München steht nicht selten in der Kritik. Sein öffentliches Auftreten und ein Transferfenster, das gerade mittelfristig nur wenige Probleme behoben hat, spielen dabei eine Rolle. Für Salihamidzic, dessen Vertrag beim Rekordmeister 2020 endet, geht es zurzeit auch um seine Zukunft.

Und die kann er maßgeblich beeinflussen. Denn neben Neuverpflichtungen gehören auch Vertragsverlängerungen zur Kaderplanung dazu. Nun hat es Salihamidzic bisher vor allem geschafft mit vielen jungen Perspektivspielern zu verlängern, auch Robert Lewandowski wurde überzeugt. Das war aber nur der Anfang. Es kommt eine sehr große Aufgabe auf den FC Bayern zu.

Neuer, Thiago und Alaba genießen Priorität

Denn innerhalb der kommenden zwei Jahre laufen viele Verträge von wichtigen Akteuren bei Rekordmeister aus. Priorität genießt dabei vor allem Manuel Neuer. Der 33-jährige Torhüter ist derzeit noch bis 2021 an den Verein gebunden, die Verantwortlichen signalisierten aber bereits, dass sie eine zeitnahe Verlängerung anstreben. Da auch Neuer grundsätzlich bereit zu sein scheint sein Arbeitspapier zu verlängern, werden wohl eher Details wie die Vertragslaufzeit zu klären sein. Neuer, darauf deutet derzeit vieles hin, könnte zeitnah der nächste Spieler im Starensemble des FC Bayern sein, der einen neuen Vertrag unterschreibt.

(Photo by Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images)

Interessanter ist die Sachlage bei Thiago Alcantara und David Alaba. Beide fühlen sich in München rundum wohl, beide sind essenzielle Bestandteile der erste Elf und beide stehen – wie Neuer – bis 2021 unter Vertrag. Und beide besitzen hohe sportliche Ambitionen, wollen den Titel in der Champions League gewinnen. Grundsätzlich dürften auch diese beiden Spieler die Bereitschaft zur Verlängerung besitzen, man wird ihnen aber auch einen klaren Plan offerieren müssen und nach der vergangenen Transferperiode und einigen offenen Fragezeichen bleibt zumindest abzuwarten, ob es Salihamidzic & co. gelingen wird, die Verträge zeitnah zu verlängern.

Müller und Martinez in der Warteschleife?

Während die Marschrichtung aus Sicht des FC Bayern München bei den drei zuletzt genannten Spielern klar ist, befinden sich die Personalien Thomas Müller und Javi Martinez laut einem „Kicker“-Bericht derzeit in der Warteschleife. Neuer, Thiago und Alaba gehören zu den Leistungsträgern und sollen auch eine entsprechende Wertschätzung erfahren, wie es bei Robert Lewandowski auch der Fall war. Müller und Martinez hingegen sind zwar im Team absolut anerkannt und gehören zu den erfahreneren Spielern, bei beiden bestehen aber Zweifel hinsichtlich der langfristigen Einbindung. 

Der Spanier Javi Martinez, der zu Beginn seiner Zeit in München enorm wichtig war, ist dies schon länger nicht mehr. Das Spiel auf der „6“, der Königsposition im Fußball hat sich weiterentwickelt, die Anforderungen mit dem Ball sind gestiegen. Nicht umsonst wurde der Rekordmeister im vergangenen Sommer mit Spielern auf dieser Position in Verbindung gebracht. In einigen Spielen  kann Martinez seine Fähigkeiten gegen den Ball aber definitiv noch gewinnbringend auf dem Platz umsetzen, zudem scheint er ein wichtiger Spieler für das Mannschaftsklima zu sein. Hier deutet sich eine Entscheidung aber erst zum Ende der Vertragslaufzeit an. 

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Anders gestaltet sich der Fall Thomas Müller. Bei vielen Anhängern des FC Bayern ist das Eigengewächs einer der Lieblinge in der Mannschaft, der viel zitierte Satz „Müller spielt immer“ gilt aber schon lange nicht mehr. James Rodriguez, nun Philippe Coutinho, in der kommenden Spielzeit entweder der Brasilianer oder Kai Havertz – die Konkurrenz für den Bayer mit der Nummer 25 ist prominent und hätte im Fall von  Havertz die Zukunft vor sich. Müller ist zudem ein Spieler, dem es neben sportlicher Perspektive auch um die entsprechende Wertschätzung geht. Da der mittlerweile 30-jährige zu den Topverdienern gehört wollen die Vertragsverhandlungen mit Müller wohl überlegt sein. Zwar kann Müller dem Team immer noch einiges geben, vor allem durch sein häufig kluges Pressingverhalten und seine instinktiven Lösungen, die er immer wieder findet, die Effizienz ist dem Offensivspieler aber in den letzten Jahren abhanden gekommen und es häuften sich die Spiele, in denen er der Mannschaft weniger gab.

Ulreich, Boateng und die Auswirkungen auf die Jugend

Weitere Verträge, die 2021 auslaufen, sind die von Sven Ulreich und Jerome Boateng. Sven Ulreich wird sich wohl selbst Gedanken machen müssen, ob er 2021, mit 33 Jahren, nicht vielleicht doch noch einmal einen Wechsel vornimmt und Stammtorhüter wird oder den Konkurrenzkampf sucht. Für den FC Bayern ist Ulreich ein solider Backup, der, sobald er seinen Rhythmus hatte, fast immer sehr gute Leistungen brachte, Neuer gut vertrat. Auch im Fall von Jerome Boateng ist noch vieles unklar. Im Sommer gab es einige Wechselgerüchte, Boateng ist nicht mehr erste Wahl und höchstens noch ein Rotationsspieler. Der Innenverteidiger nimmt diese Rolle aber derzeit an, stellt sich dem Konkurrenzkampf und versucht, sich anzubieten.

Photo by Thomas Eisenhuth/Bongarts/Getty Images)

In den Gedanken von Jerome Boateng spielt ein Wechsel also durchaus eine Rolle, wohingegen genau das bei Sven Ulreich nicht eindeutig ist. Die Personalien Ulreich und Boateng haben möglicherweise aber auch Auswirkungen auf die jungen Spieler, die sukzessive an die Profis herangeführt werden sollen. Dabei ruht der Fokus im Tor auf Christian Früchtl, dessen Vertrag sogar 2020 ausläuft. Auch ihm muss eine entsprechende Perspektive aufgezeigt werden. In der Innenverteidigung gilt das für Lars Lukas Mai, der bereits Profiluft schnuppern durfte und auch „nur“ noch bis 2021 an den Rekordmeister gebunden ist.

Auch das „Wie“ ist entscheidend

Es wird also deutlich, dass die Vertragsverlängerung nicht einzeln betrachtet werden müssen, sondern, dass jede Personalie wichtig für die gesamte Kaderplanung ist. Verlängerungen haben Auswirkungen auf die Transferpolitik, Plätze im Kader werden frei oder eben nicht. Dieses Gesamtgefüge müssen die Verantwortlichen um Hasan Salihamidzic im Blick haben, wenn sie die Gespräche mit den Spielern intensivieren. Doch noch eine weitere Komponente spielt eine Rolle, nämlich das „Wie“. Es existieren nämlich Spieler, die sensibler sind als andere. Und diese Spieler müssen in den Verhandlungen mehr umgarnt werden, müssen das Vertrauen spüren, unter anderem durch intensive Gespräche, in denen ein klarer Plan für die Zukunft aufgezeigt wird.

Im Fall von Robert Lewandowski, der kürzlich verlängerte, spielten auch die öffentlichen Lobeshymnen eine Rolle. Auch Thiago, Alaba und Neuer können alleine aufgrund ihrer Rolle entsprechend beeinflusst werden. Das gilt aber nicht für alle Spieler – und erneut kommen wir auf Thomas Müller und Javi Martinez zu sprechen. Müller verfügt nicht mehr über das Standing vergangener Tage, der Klub muss den Spielern also signalisieren, dass sie weiterhin gebraucht werden, ihnen aber auch keine falschen Versprechungen machen.

Die Frage nach der Salihamidzic-Zukunft

Es ist ein wichtiger und nicht einfacher Spagat, den Hasan Salihamidzic zu bewältigen hat. Er muss die Gesamtplanung im Blick haben, die wichtigen Verlängerungen schnellstmöglich vollziehen, gleichzeitig aber auch den Spielern, die sich in Wartestellung befinden, Aufmerksamkeit schenken. Ein weiterer Vertrag, der ausläuft, ist nämlich der von Hasan Salihamidzic. Man hört immer wieder aus dem Verein, dass er vieles versucht, akribisch arbeitet und Ideen hat. Im Transferfenster, als „Brazzo“ häufig vor die Kameras treten musste und im Endeffekt späte Lösungen präsentierte, hinterließ er kein allzu gutes Bild in Sachen Außendarstellung.

Das bedeutet allerdings nicht, dass man sich zwingend von Hasan Salihamidzic trennen wird. Oliver Kahn begutachtet die Arbeit des Bosniers intensiv und wird sehr gespannt verfolgen, ob Salihamidzic bei den anstehenden Vertragsgesprächen die Gesamtplanung, die Gehaltsstruktur und die Bedürfnisse der einzelnen Spieler zu jeder Zeit im Blick hat.

Denn mit positiven Resultaten in diesen Gesprächen und dem Vermeiden von Unruhe, weil sich Spieler XY benachteiligt oder nicht wertgeschätzt fühlt, verbessert Salihamidzic auch seine eigene Position im Verein und sorgt zudem dafür, dass die Kritik zumindest vorübergehend leiser wird. Einfach wird diese Aufgabe nicht, er muss sich aber an ihr messen lassen. Denn es gibt nur wenige Dinge, die innerhalb einer Mannschaft für mehr Unruhe sorgen, als Spieler, deren Zukunft offen ist und die möglicherweise in ihr letztes Vertragsjahr gehen und heiß begehrt sind.

(Photo by M. Donato/FC Bayern-Pool/Bongarts/Getty Images)

Manuel Behlert

 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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