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Fabinho unterschreibt in Liverpool: Was bringt der Brasilianer den „Reds“?

29. Mai 2018 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Am Montagabend in dieser Woche ging auf einmal alles sehr schnell. Der FC Liverpool verpflichtete Fabinho von der AS Monaco, der Deal wurde von beiden Vereinen offiziell bestätigt und das nur kurz nachdem Medien wie RMC Sport oder der Telegraph exklusiv von einer Verpflichtung des Brasilianers berichteten. 

Die „Reds“ haben damit namhafte Konkurrenz ausgestochen, unter anderem sollen Paris Saint-Germain, Atletico Madrid und Manchester United an Fabinho interessiert gewesen sein. Doch welche Elemente kann der 24-jährige beim Team von Jürgen Klopp einbringen, wie sinnvoll ist der Transfer?

Teil des monegassischen Tafelsilbers

Die Liste der Verkäufe bei der AS Monaco in den letzten Jahren ist lang. Tiemoue Bakayoko, Bernardo Silva, Kylian Mbappe und Benjamin Mendy waren nur vier absolute Topspieler, die den Verein aus dem Fürstentum für sehr viel Geld verließen, mit Thomas Lemar könnte in Kürze noch ein weiterer Spieler dieser Kategorie folgen, auch Djibril Sidibé wird heiß umworben. Zu diesen Spielern zählt auch Fabinho, der nun für rund 45 Millionen Euro zum FC Liverpool wechseln wird – exklusive einiger erfolgsabhängiger Boni.

(Photo by Carlos Rodrigues/Getty Images)

Ausgebildet wurde Fabinho in der Jugend von Fluminense, 2012 wechselte er nach Portugal, schloss sich für rund 500.000 Euro Rio Ave an. Von dort aus ging es zur 2. Mannschaft von Real Madrid, allerdings nur auf Leihbasis. Dort konnte er zumindest nicht derart überzeugen, dass die „Königlichen“ ihn langfristig binden wollten, die nächste Leihe führte ihn nach Monaco, wo Fabinho nach und nach aufblühen konnte. Dort wuchs er zu einem immer besseren Spieler heran und nach zwei Spielzeiten auf Leihbasis verpflichteten die Monegassen den Brasilianer im Sommer 2015 für 6 Millionen Euro. Mi dem Klub stand er im Halbfinale der Champions League und konnte den Titel in der französischen Ligue 1 feiern.

Flexibel einsetzbar, viele Stärken

Defensive Mittelfeldspieler, die eine Körpergröße im Bereich der eines Fabinho (1,88m) haben, zeichnen sich häufig durch eine enorme Physis und Kopfballstärke aus. Es wäre aber zu einfach Fabinho auf diese Attribute zu reduzieren, denn der Brasilianer ist durchaus in der Lage saubere, öffnende Pässe zu spielen und ist alles andere als ein grobschlächtiger Spielzerstörer. Seine Zeit als Rechtsverteidiger hat ihm enorm weitergeholfen, ihm überdies eine gewisse Dynamik verliehen. Auch heute kann Fabinho durchaus noch als rechter Außenverteidiger eingesetzt werden.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Acht Tore und fünf Vorlagen sind ein guter Wert für einen defensiv ausgerichteten Spieler, doch Fabinho liebt es sich in die Offensive einzuschalten, ist nicht nur bei Standardsituationen in den gefährlichen Zonen, sondern wagt nach Möglichkeit auch den ein oder anderen Vorstoß, solange eine Absicherung vorhanden ist. Seine durchschnittliche Passquote liegt bei knapp über 85 %, er gewinnt 3 Luftzweikämpfe pro Spiel, begeht 1,7 Fouls und spielt 4,7 lange Bälle (alle Daten von „Whoscored“). Signifikante Schwächen? Sind eigentlich nicht vorhanden.

Im Vergleich zu den absoluten Weltklassespielern im Mittelfeldzentrum fehlt es ihm womöglich an einer Spur Kreativität, vielleicht auch Extravaganz. Doch das, was er auf dem Platz tut, hat Hand und Fuß – und muss deswegen auch nicht spektakulär. Fabinho spielt enorm konzentriert, in seinem Alter schon sehr konstant und gewinnt auch am Boden viele Zweikämpfe. Zudem ist sein Passspiel sehr stark, er kann die Bälle sehr gut behaupten und spielt taktisch sehr diszipliniert. Der letzte Schritt zur absoluten Weltklasse mag vielleicht noch fehlen, in der Premier League könnte er diesen aber nun gehen.

Zum Vorbereitungsstart anwesend

Ein nicht unwichtiger Punkt ist, dass Fabinho bereits zum Vorbereitungsstart beim FC Liverpool anwesend sein wird. Der Brasilianer ist nicht für die Weltmeisterschaft im Sommer in Russland nominiert, kann sich also voll und ganz auf seine neue Aufgabe konzentrieren. Das bietet mehr Vorteile, als man auf den ersten Blick vielleicht vermuten könnte. Im Sommer kann sich der Defensivspieler in Ruhe um den Umzug kümmern, sich in seiner neuen Umgebung akklimatisieren und erste Kontakte knüpfen, sich die Trainingsanlagen, das Stadion und alles weitere notwendige ansehen, ein Gefühl für die neue Aufgabe entwickeln.

(Photo by Michael Steele/Getty Images)

Zudem besteht ein Vorteil gegenüber den WM-Fahrern. Denn von Tag 1 an kann er die Vorgaben des Trainers aufsaugen, auf Kritik reagieren und sich schnellstmöglich in einen guten Fitnesszustand manövrieren, während andere Spieler bei ihrem Einstieg in das Training erst noch nachholen müssen. Fabinho wird also auch bei den ersten Testspielen auf dem Platz stehen, mehr Spielpraxis sammeln können als ein Teil seiner Konkurrenz und ist schneller im Rhythmus, sodass er zu Beginn der Saison in der Premier League einen nicht unerheblichen Vorteil haben könnte, wenn er von Verletzungen verschont bleibt.

Rolle im Liverpool-Mittelfeld

Dass das Mittelfeldzentrum beim FC Liverpool wohl der Mannschaftsteil ist, der als erstes einer kleineren bis mittelschweren Generalüberholen bedarf, hat auch Jürgen Klopp mitbekommen. Denn vor Fabinho wurde bereits Naby Keita von RB Leipzig verpflichtet. Beide Transfers zeigen, dass Klopp mit seinem Mittelfeld nicht zufrieden war. Zusammen mit Keita und Fabinho sieht die grundsätzliche Aufteilung im Mittelfeld nun gut aus. Henderson ist ein aufbauender Spieler, der vor der Abwehr zum Einsatz kommt und sich diese Position, je nach benötigten Qualitäten, mit Fabinho teilen kann. Wijnaldum, Milner und Keita sind offensiver ausgerichtete 8er, Oxlade-Chamberlain ist ein sehr flexibler Spieler für das Mittelfeld und die Außenbahnen und auch Lallana ist offensiver ausgerichtet. Fabinho wird beim FC Liverpool also die Rolle einnehmen, die Emre Can gespielt hat – ebenso bei großer Personalnot als Spieler fungieren, der eine Rolle in der Abwehr einnehmen kann (!), aber gerade hier wird Jürgen Klopp versuchen die Personalsituation derartig zu verändern, dass so wenige Spieler wie möglich auf „ungewohnten“ oder nicht idealen Positionen eingesetzt werden müssen.

Fazit: Beim Transfer von Fabinho zum FC Liverpool passen die Vorzeichen auf jeden Fall. Der Brasilianer steht vor seinem letzten, entscheidenden Schritt und die „Reds“ benötigen einen solchen Spielertypen. Natürlich ist die Aufgabe Premier League eine der schwersten überhaupt, aber Jürgen Klopp versteht es in der Regel gut seine Neuzugänge möglichst gewinnbringend zu integrieren. Der Verlust von Emre Can dürfte durch diese Verpflichtung also keinesfalls wehtun.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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