Die „Auferstehung“ des Christoph Kramer
17. September 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert
Manchmal gibt es Momente, in denen die Karriere eines Fußballers entscheidende Wendungen nimmt. Momente, in denen die Entwicklung der letzten Wochen, vielleicht sogar Monate komplett auf den Kopf gestellt wird. Momente, die der Beginn einer Neuausrichtung sind. Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach hatte gestern womöglich genau so einen Moment. Und zwar die zweite Halbzeit beim Abendspiel in Leipzig.
Nach seiner Rückkehr zur Borussia wollte Kramer wieder ganz der Alte werden. Mit seiner phasenweise erstaunlich geschmeidigen Art, seiner Cleverness und dem unbändigen Willen wollte er etwas beitragen, das ihn schon während seiner ersten Zeit in Mönchengladbach stark gemacht hat. Zwischenzeitlich hatte Kramer in Leverkusen kleinere Schwierigkeiten, fand nicht in seinen Rhythmus. Man hatte das Gefühl, dass er einfach nicht ideal zur „Werkself“ passt, die Liaison beider Parteien nicht homogen genug verlief.
Probleme auch in Gladbach
15 Millionen Euro bezahlte Gladbach im Sommer 2016 für Kramer. Er sollte das defensive Mittelfeld festigen, nachdem sowohl Nordtveit als auch Xhaka den Klub in Richtung England verließen. Doch eine triumphale Saison spielte Kramer nicht. Probleme und eine Negativserie zum Saisonstart, fehlende Konstanz der anderen Mittelfeldspieler und natürlich die Tatsache, dass Kramer gemessen am eigenen Anspruch nicht die Leistungen erbrachte, die er sich vorgestellt hat – all das spielte eine Rolle. 38 Pflichtspiele mit 5 Torvorlagen sind in Ordnung, aber eben auch nicht mehr.
In dieser Saison waren diese Probleme auch in den ersten Pflichtspielen zu sehen. Mit Zakaria hat Kramer einen Spielertypen an seine Seite gestellt bekommen, der anders ist als Dahoud, der nach Dortmund ging. Zakaria ist größer, wuchtiger und wirkt manchmal einem Kramer nicht unähnlich. Die Automatismen müssen sich einstellen, Ansätze sind zu sehen, es wächst etwas zusammen. Gerade aufgrund der Ausfälle von Strobl und Benes werden diese beiden Spieler viel Zeit haben um sich auf dem Platz kennenzulernen und einzuspielen.
Die 2. Halbzeit in Leipzig
Nachdem die guten Ansätze im zentralen Mittelfeld in der ersten Halbzeit im gestrigen Abendspiel nur schleppend sichtbar wurden, passierte in der 2. Halbzeit etwas erstaunliches. Plötzlich steigerte sich Kramer immens, spielte hervorragende 45 Minuten. Der Mittelfeldspieler war überall zu finden, schloss genau die Lücken, die Leipzig in der ersten Halbzeit nutzen konnte. Kramer schaltete sich gelegentlich in die Offensive ein, hielt die Balance, war zweikampf- und laufstark und ging in jeden Zweikampf, wie beim Platzverweis von Keita. Er war mit Abstand der beste Spieler in der 2. Halbzeit und war der Anführer der Gladbacher.
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.