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Die große Bundesliga-Vorschau (4/6): Frankfurt, TSG Hoffenheim, Hertha BSC

22. August 2018 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Am Freitag, den 24. August startet endlich auch die Bundesliga in die neue Spielzeit. Der amtierende Meister FC Bayern München empfängt zum Auftakt in der heimischen Allianz Arena die TSG 1899 Hoffenheim, vorab liefern wir zu allen 18 Mannschaften die obligatorische ausführliche Vorschau auf die neue Saison. 

 

Im vierten Teil beschäftigen wir uns mit Pokalsieger Eintracht Frankfurt, der TSG 1899 Hoffenheim und Hertha BSC!

Teil 1 (S04, Freiburg, Bayer 04)

Teil 2 (FCN, BVB, Werder)

Teil 3 (FC Bayern, Wolfsburg, Düsseldorf)

 

Eintracht Frankfurt

(letzte Saison: 8.Platz)

Zunächst schien die Eintracht nach einer beeindruckenden Hinrunde unter Trainer Niko Kovac auch dank der schwächelnden Konkurrenz auf Kurs Europa zu sein, danach sollte jedoch ein turbulentes 2.Halbjahr folgen. Auch wenn erst einmal ein Platz unter den ersten sechs der Liga gehalten werden konnte, schien gegen Saisonende alles erarbeitete zu zerbrechen. Die Vorzeige-Multikulti-Truppe mit dem fantastischen Teamgeist um einen wiedererstarkten Kevin Prince-Boateng zeigte plötzlich nicht nur in der Liga Abnutzungserscheinungen.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Der Wechsel Kovacs zum FC Bayern sorgte intern und auch im Umfeld für Spannungen und in den letzten Spieltagen verspielte man sich das schon sicher geglaubte Ticket nach Europa. Ausgerechnet der FC Bayern München besiegelte das tabellarische Abrutschen der  Frankfurter mit einer Heimniederlage gegen den VFB Stuttgart am letzten Spieltag. Die Weichen für einen letzten Showdown mit den Münchnern im Pokalfinale waren also gestellt. Und allen Erwartungen zum Trotz konnten die Frankfurter die Münchner bezwingen, den DFB-Pokal gewinnen und sich doch noch für Europa qualifizieren. Ein versöhnlicher Abschluss der Ära Kovac.

 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: Evan N’Dicka (18,AJ Auxerre,5 Mio. Euro), Lucas Torró (23, Real Madrid, 3,5 Mio. Euro), Goncalo Pacienca (23, Porto, 3 Mio. Euro), Frederik Rönnow (25, Bröndby IF, 2,8 Mio. Euro), Carlos Salcedo (24, Chivas, 2,5 Mio. Euro), Chico Geraldes (23, Sporting, Leihe), Felix Wiedwald (28, Leeds United, ablösefrei), Nicolai Müller (30, HSV, ablösefrei), Filip Kostic (25, Hamburger SV, Leihe)

Abgänge: Marius Wolf (23, BVB, 5 Mio. Euro), Omar Mascarell (25, Real Madrid/Schalke 04, 4 Mio. Euro), Aymen Barkok (20, Fortuna Düsseldorf, Leihe), Lukas Hradecky (28, Bayer Leverkusen, Ablösefrei), Renat Dadashov (19, Estoril Praia, ablösefrei), Leon Bätge (20, Würzburger Kickers, ablösefrei), Kevin Prince-Boateng (31, Sassuolo, ablösefrei), Max Besuschkow (21, Saint Gilloise, Leihe), Alexander Meier (35, vereinslos, Ende des Vertrags)

Aderlass der harten Art

Betrachtet man die Transferaktivitäten der Frankfurter, dann fällt eines sofort auf: Wichtige Eckpfeiler des letztjährigen Kaders haben den Verein verlassen. Mit Marius Wolf wechselte einer der Shootingstars dank einer Ausstiegsklausel nach Dortmund. Wolf war flexibel einsetzbar, passte hervorragend zum intensiven Spiel der SGE und brachte wichtige Defensivqualitäten mit. Nicht mehr für die Eintracht spielt auch Kevin-Prince Boateng. Der 31-Jährige hatte sich unter Kovac zum unumstrittenen Führungsspieler aufgeschwungen, konnte auch fußballerisch vollends überzeugen. Der verlängerte Arm des Trainers hatte mit seiner Präsenz und Übersicht entscheidenden Einfluss auf das letztjährige Frankfurter Spiel. Wie Wolf verstärken auch Mascarell (Schalke) und Hradecky (Leverkusen) Ligagegner. Gerade Hradecky bot auf der Torwartposition eine Qualität, die nur schwer zu ersetzen ist. Generell muss man festhalten, dass die Neuverpflichtungen, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, keinen der eben angesprochenen Abgänge wirklich adäquat kompensierten.

Besonders ärgerlich an diesen Abgängen ist allerdings besonders eines für die Eintracht. Man hat wichtige Stützen abgegeben und damit nur neun Millionen eingenommen. Im Gegensatz zu Verkäufen die durch hohe Angebote einen kleineren Verein zum Verkauf bewegen, waren hier auslaufende Verträge und Ausstiegsklauseln das Problem. Alleine Omar Mascarell, der sicher auch für eine zweistellige Millionensumme hätte wechseln können, brachte nur 4 Millionen Euro ein. Boateng und Hradecky wechselten ablösefrei, auch Marius Wolf wurde unter Wert abgegeben. Der Verlust der Spieler ist also nicht nur gefährdend für den Kader, er hat auch finanziell einige Narben hinterlassen. Natürlich sorgt auch das dafür, dass auf der Zugangsseite nicht die größten Möglichkeiten vorhanden waren. Mit Nicolai Müller kommt ein zwar erfahrener Spieler, der in der Offensive durchaus seine Spielzeit bekommen dürfte, allerdings auch fast eine ganze Saison verletzungsbedingt fehlte. Wichtigstes positives Zeichen war der Verbleib von Pokalheld Ante Rebic, der auch in der kommenden Saison zum Schlüsselspieler avancieren dürfte.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Auch auf der Trainerposition kam es zu einem Wechsel. Niko Kovac schloss sich – dank einer Klausel – dem Rekordmeister aus München an und musste ersetzt werden. Die Vielzahl der Ausstiegsklauseln wurde den Hessen zum Verhängnis, „kleinere“ oder finanzschwächere Teams sind häufig von diesem Problem betroffen. Entsprechend muss man als Verein versuchen Alternativpläne in der Hinterhand zu haben, möglichst frühzeitig.  Als Kovac-Ersatz wurde Adi Hütter verpflichtet. Dieser hatte im letzten Jahr die Young Boys aus Bern zum langersehnten Titel in der Schweiz geführt und nicht zuletzt durch seine hervorragende Arbeit mit jungen Spielern imponiert. Allerdings war er noch nie in einer europäischen Top-Liga tätig und hat nun gleich mit der Mehrfachbelastung zu kämpfen. Zusätzlich bleibt abzuwarten ob der neue Cheftrainer die starken Leistungen Kovacs bestätigen kann.  Zudem ist der Kader kurz vor Saisonbeginn trotz der Verpflichtung von Filip Kostic noch unausgewogen besetzt, es fehlt die Homogenität, auf manchen Position das gewisse Etwas. Zudem wurden Spieler wie Stendera, Fabian oder Falette aussortiert, aber noch kein Abnehmer gefunden. Bis zum 31. August wartet also noch eine Menge Arbeit auf Bobic, Hübner & co.

Player to Watch – Evan N’Dicka

Ein Achtzehnjähriger ist der zweitteuerste Einkauf der Frankfurter Historie. Nur Sebastian Haller hat im letzten Jahr noch mehr Geld gekostet, kam allerdings als ein kompletterer Spieler zu den Hessen. Nicht soN’Dicka, der definitiv noch den Status als Talent inne hat. Im Profibereich kann der junge Innenverteidiger nämlich erst auf 14 Ligaspiele für den französischen Verein AJ Auxerre – und das in der französischen Ligue 2. Die Eintracht, deren Scoutingabteilung in den letzten Transferperioden durchaus den ein oder anderen Treffer verbuchen konnte, baut aber auf den jungen Spieler – und sieht in der Ablöse kein großes Risiko.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Zunächst einmal bringt der Franzose einige fantastische Attribute mit. Mit einer Körpergröße von 1,92m verfügt N’Dicka über Gardemaß, ist im Kopfballspiel erwartungsgemäß stark und physisch vielen Gegenspielern überlegen. Besonders interessant macht ihn allerdings die enorme Geschwindigkeit ohne und sogar mit Ball. Dies in Verbindung mit seiner technischen Klasse am Ball machen ihn flexibel einsetzbar, auch Einsätze auf den Außenverteidigerpositionen sind denkbar. Zudem durchlief der mittlerweile 19-Jährige die komplette französische Nachwuchsförderung, die heutzutage ein Toptalent nach dem anderen produziert, spielt mittlerweile in der U20. Die hohe Ablösesumme zeigt auf jeden Fall, dass die Hessen mit ihm planen und ihm das Vertrauen schenken. N’Dicka dürfte ein wenig Zeit benötigen um sich zu akklimatisieren, hat aber das Potenzial um einzuschlagen.

90PLUS-Saisonprognose

Die Eintracht dürfte es dieses Jahr sehr schwer haben. Ein so großer Umbruch nicht nur im Kader sondern auch auf der Trainerposition ist generell schon schwer zu kompensieren. Wenn die Einnahmen dann noch ausbleiben, muss der Verein kreativ sein, junge Spieler einbinden. Zumindest der Verbleib von Ante Rebic sowie die Verpflichtung der spannenden Spieler N’Dicka und Torró versprechen positive Augenblicke im Laufe der Saison. Die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb dürfte für einige tolle Momentaufnahmen mit euphorisierten Frankfurter Anhängern sorgen, allerdings droht ähnlich wie beim 1. FC Köln eine Negativspirale. Der Kader wirkt zum jetzigen Zeitpunkt nicht so, als wäre er gerüstet um in zwei Wettbewerben Topleistungen abzurufen. Adi Hütter tritt in seiner Debüt-Saison zudem ein schweres Erbe an und es bleibt abzuwarten ob die Eintracht als Team weiter so einträchtig auftritt wie unter Kovac. Zuletzt muss noch erwähnt werden, dass in dieser Saison andere Teams der vermeintlichen Kragenweite Frankfurts, zum Beispiel Bremen und Stuttgart, auf dem Transfermarkt deutlich vielversprechender agierten. Für die Eintracht ist es ein gutes Jahr, wenn man mit dem Abstieg nichts zu tun hat. Doch das wird von vielen Faktoren, nicht zuletzt vom weiteren Agieren auf dem  Transfermarkt abhängig sein.

 

TSG 1899 Hoffenheim

(letzte Saison: 3. Platz)

Im vergangenen Jahr spielte die TSG 1899 Hoffenheim zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte im internationalen Wettbewerb. Doch der Erfolg hierbei blieb aus, nach dem Aus in der CL-Qualifikation gegen Liverpool konnte man auch in der Europa League das Leistungsspektrum nicht vollends ausschöpfen und scheiterte bereits in der Gruppenphase. In der Liga gab es über die Saison hinweg immer wieder Höhen und Tiefen, doch letztendlich brachte Julian Nagelsmann sein Team auf einen bärenstarken dritten Tabellenplatz. Das Team wusste fußballerisch weiter zu gefallen, entwickelte sich sukzessive weiter und zeigte gerade im Schlussspurt der Rückrunde eine bemerkenswerte Leistung. Nun darf sich das kleine Dorf auf der größten internationalen Bühne des Vereinsfußballs, der UEFA Champions League, zeigen.

Zugänge: Kasim Adams (BSC Young Boys, 8 Mio.), Leonardo Bittencourt (1. FC Köln, 6 Mio.), Ishak Belfodil (Stand. Lüttich, 5,5 Mio.), Vincenzo Grifo (Bor. M’Gladbach, 5,5 Mio.), Joshua Brenet (PSV Eindhoven, 3,5 Mio.), Felipe Pires (Austria Wien, Leih-Ende), Joshua Mees, Benedikt Gimber (Regensburg, Leih-Ende), Joelinton (Rapid Wien, Leih-Ende), Baris Atik (Darmstadt, Leih-Ende), Marvin Schwäbe (Dynamo Dresden, Leih-Ende), Bruno Nazario (Guarani, Leih-Ende), Philipp Ochs (Bochum, Leih-Ende)

Abgänge: Benedikt Gimber (Ingolstadt, 1 Mio.), Marvin Schwäbe (Bröndby, 0,7 Mio.), Baris Atik (Dynamo Dresden, 0,6 Mio.), Joshua Mees (Union Berlin, 0,5 Mio.), Bruno Nazario (Atletico-PR, 0,1 Mio Leihgebühr), Mark Uth (Schalke, ablösefrei), Philipp Ochs, Aalborg, Leihe), Eugen Polanski (vereinslos), Serge Gnabry (Bayern München, Leih-Ende), Felix Passlack (BVB, Leih-Ende)

„Ich strebe immer nach dem Maximalen“

Während der ausgiebigen Saisonvorbereitung sprach TSG-Trainer Julian Nagelsmann in einigen Interviews über den möglichen Verlauf der nun startenden Punktrunde. Dabei gab der 31-jährige auch mutige Aussagen preis und sagte: „Ich strebe immer nach dem Maximalen. Und das Maximale ist der Meistertitel“ [via WELT]. Eine Aussage, die sowohl mit einem müden Lächeln als auch mit einer Portion Respekt in Deutschland aufgenommen wurde. Und eines darf man Nagelsmann mit Sicherheit glauben, und zwar, dass er diese Aussage absolut ernst meint. Der Übungsleiter steht vor seiner letzten Saison in Sinsheim und weiß seine Mannschaft richtig einzuschätzen. Nach dem Klassenerhalt 2016 stabilisierte er die TSG nicht nur, sondern führte sie 2017 direkt in den internationalen Wettbewerb. Im folgenden Jahr dann der Schritt in die Champions League, warum also nicht noch einmal verbessern?

(Photo by Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images)

Nagelsmann hat mit seiner Mannschaft auf dem Papier durchaus das Potenzial für eine weitere Steigerung, nicht nur er, auch seine Truppe gilt als jung, hungrig und erfolgsorientiert. Bevor er ab Sommer 2019 RB Leipzig übernimmt, hat er nun einiges mit der TSG vor. So soll es nicht nur beim anvisierten Sprung auf den Platz an der Sonne bleiben, auch in der Champions League möchte man sich durchaus etablieren. Den ersten Beweis kann die TSG am Freitag antreten, wenn es zum Saisonauftakt gegen den deutschen Rekordmeister geht. In der Vergangenheit konnten die Kraichgauer den Branchenprimus bereits häufiger ärgern – und das wird auch diesmal das Ziel sein. Nagelsmann will von Beginn an unter Beweis stellen, dass man ihn keinesfalls als „lame duck“ bezeichnen sollte.

Trotz anfänglichem Verletzungspech der Tanz auf drei Hochzeiten?

Die TSG hat sich im Sommer sinnvoll verstärkt und mit Uth und Gnabry auch nur zwei ihrer Stammkräfte verloren. Die Mannschaft konnte nach der starken Saison zusammen gehalten werden und schaut nun als starkes Kollektiv gespannt auf die neue Saison. Die Neuzugänge um Adams, Bittencourt und Grifo gelten mitnichten nur der Quantität, sondern verstärken die TSG auf ihren jeweiligen Positionen ungemein. So kann sich jeder Hoffenheim-Fan auf eine breite, ausgewogene Mannschaft freuen, die mit einem Altersschnitt von 24,6 Jahren eine großartige Zukunft vor sich haben kann.

Dass die Breite des Kaders hinsichtlich der Dreifachbelastung absolut nötig ist, war wohl jedem klar, doch dass sie schon zum Saisonstart zwingend erforderlich, hat wohl nicht jeder erwartet. Mit Geiger, Rupp, Amiri und Demirbay fallen gleich vier Spieler auf der zentralen Mittelfeldposition bis auf Weiteres aus. Gerade hier wird Nagelsmann noch ein wenig an der idealen Ausrichtung herumbasteln müssen, bevor sich Ende September/Anfang Oktober das Lazarett etwas lichtet.

Im Laufe der Saison darf man gespannt sein, wie die TSG den Tanz auf den drei Hochzeiten personell verkraftet. Mit den angesprochenen Erwartungen innerhalb des Trainerteams bedarf es der optimalen Mischung aus Rotation und Leistungsdichte. Diese ist auf dem Papier im Kader zwar gegeben, dennoch bleibt es abzuwarten ob Nagelsmann auch hier erneut das richtige Rezept findet und so ein weiteres Kapitel seines Hoffenheim-Märchens zur Vollendung bringen kann.

Player to watch: Florian Grillitsch

Der junge Österreicher geht in seine zweite Saison mit der TSG, nachdem er im vergangenen Sommer ablösefrei aus Bremen kam. Nach leichten Startproblemen wusste er gerade in der Rückrunde auf sich aufmerksam zu machen und zu gefallen. In angesprochener Rückserie absolvierte Grillitsch nahezu alle Spiele von Anfang an, fehlte lediglich einmal gelbgesperrt. Auch in der Europa League kam er zu seinen Einsätzen, stand bei seinen drei Spielen immer in der Startaufstellung.

(Photo by Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images)

Für Grillitsch heißt es nun seine starke Rückserie zu bestätigen. Der Österreicher ist direkt zu Saisonbeginn immens gefordert und muss nach den diversen Ausfällen noch mehr Verantwortung übernehmen. Grillitsch überzeugt durch sein intelligentes Spiel, verfügt über eine sehr gute Übersicht, bewahrt die nötige Ruhe am Ball und gilt als beruhigender Faktor im intensiv-aggressiven Spiel von Julian Nagelsmann. Er ist ein elementarer Faktor im TSG-Mittelfeld, war eine der Entdeckungen der letzten Saison und muss sich nun mit der gestiegenen Erwartungshaltung auseinandersetzen. Insbesondere wenn er die Entlastung bekommt, die ihm Spieler wie Amiri oder Demirbay geben können, sollte er seine Form der letzten Saison bestätigen können.

90Plus Saisonprognose

Die TSG ist ein heißer Kandidat für die  vorderen vier Plätze, kann also definitiv um die Champions League kämpfen. Aufgrund ihrer hohen Qualität, der Kaderbreite und der ansehnlichen Spielweise kann man jeden Gegner in der Liga schlagen und braucht sich nicht zu verstecken. Spannend wird, wie Hoffenheim in die Saison startet und anschließend die Dreifachbelastung verkraftet. Der Auftaktkracher gegen die Bayern wird ein Wegweiser sein, um zu sehen, wo die Kraichgauer aktuell stehen. Julian Nagelsmann wird in seiner letzten Saison an der Seitenlinie in Sinsheim in jedem Fall alles dafür tun, um das Maximale zu erreichen und das Kapitel Hoffenheim mit einer weiteren Rekordplatzierung zu beenden.

 

Hertha BSC

(letzte Saison: 10.Platz)

Die Spielzeit 2017/18 verlief für die Hertha weitgehend ruhig und unaufgeregt. Am Ende der Saison hatte der Hauptstadtklub 43 Tore und 43 Punkte auf dem Konto, gewann 10 Spiele, verlor 11. Die Saison von Hertha BSC ließ sich also mit dem Wort „Mittelmaß“ sehr gut beschreiben, immerhin wurde der ganz große Abstiegskampf vermieden, dazu konnten sich junge Spieler auf der Bundesligabühne zeigen und große Fortschritte machen. Pal Dardai sitzt in Berlin zurecht fest im Sattel, fordert viel von seinen Spielern und will vor allem eines: mehr. Die Hertha wird aller Voraussicht nach auch in der kommenden Bundesligasaison kein absolutes Topteam und auch nicht für spektakulären Fußball bekannt sein, allerdings erwartet man sich Fortschritte in fast allen Teilbereichen, angefangen beim Spielaufbau, über die Systemvariabilität hin zu noch besseren Resultaten. 

 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: Valentino Lazaro (6,5 Mio. Euro, Salzburg, fest verpflichtet), Pascal Köpke (2 Mio. Euro, Aue), Lukas Klünter (2 Mio. Euro, 1. FC Köln), Marko Grujic (Leihe, FC Liverpool), Javairo Dilrosun (ablösefrei, Man. City U23), Maurice Covic (Hertha II), Dennis Jastrzembski, Muhammed Kiprit, Dennis Schmarsch (Hertha U19), Marius Gersbeck (Leihende)

Abgänge: Maximilian Pronichev (Leihe, Aue), Nils Körber (Leihe, Osnabrück), Julian Schieber (ablösefrei, Augsburg), Genki Haraguchi (4,5 Mio. Euro, Hannover), Mitchell Weiser (12 Mio. Euro, Leverkusen)

 

Mehr Möglichkeiten für Pal Dardai

Die ganz großen Namen konnte Hertha BSC noch nicht verpflichten, allerdings verfügte der Kader aus der vergangenen Saison bereits über eine mehr als solide Basis, die weiter gefördert werden soll. Durch die Neuverpflichtungen ergeben sich für Trainer Pal Dardai aber gute Möglichkeiten um das System zu wechseln, auch innerhalb eines Spiels mit kleinen Anpassungen für Veränderungen zu sorgen, zumal noch ein Innenverteidiger verpflichtet werden soll. Gerade dieser zusätzlicher Spieler für das Abwehrzentrum könnte dafür sorgen, dass eine Dreierkette entsprechend des jeweiligen Gegners zum Mittel der Wahl wird. Topkandidat ist PSV-Verteidiger Luckassen, die Verhandlungen sollen laufen.

(Photo by Boris Streubel/Bongarts/Getty Images)

Doch auch abseits dieses möglichen Neuzugangs wurde ordentliche Arbeit geleistet. Weiser wurde durch den jungen Klünter ersetzt, mit Köpke ein in der 2. Liga zuverlässig treffender Stürmer als Ergänzung verpflichtet, zudem kam Dilrosun als dribbelstarke Flügelalternative, der vor allem perspektivisch als Gewinn angesehen wird. Auch die Leihe von Marko Grujic erscheint sinnvoll, weil risikofrei. Der Mittelfeldspieler bringt neben Zweikampfhärte und Physis auch eine gewisse technische Beschlagenheit mit, die er nun endlich konstant auf den Platz bringen soll. Auch hier verfügt Dardai nun über mehr Möglichkeiten, die er im Mittelfeldzentrum wohl auch benötigt, denn sowohl Vladimir Darida als auch vor allem Ondrej Duda hatten zuletzt häufig mit Verletzungen zu kämpfen.

Diese „kleinen“ Anpassungen könnten einen entscheidenden Effekt haben, denn das grundsätzliche Spiel der Berliner wird nicht revolutioniert. Pal Dardai lebt genau die Elemente vor, die er auch auf dem Platz von seiner Mannschaft sehen will. Dabei spielen die Bestandteile Disziplin, Einsatz, Wille und die nötige Ruhe eine entscheidende Rolle. Das in der letzten Saison teilweise etwas starr wirkende Offensivspiel soll durch mehr Flexibilität belebt werden, auch einen talentierten Spieler wie Dilrosun als Joker in der Hinterhand zu haben kann, ebenso wie der durch Köpke befeuerte Konkurrenzkampf, für einen zusätzlichen Schub sorgen.

 

Fehlt es dennoch an individueller Klasse?

Man kann zwar mit dem Transferfenster der Hertha durchaus zufrieden sein, dennoch sind noch offene Fragen zu beantworten. Mit der Luckassen-Verpflichtung würde die Defensive stehen und sich qualitativ und quantitativ auf einem guten Level befinden, auch das Mittelfeldzentrum ist gut besetzt. Doch in der Offensivabteilung ist das nicht der Fall oder zumindest von vielen Faktoren abhängig. Mathew Leckie, der in den vergangenen Jahren zumindest nicht permanent für seine Konstanz auf dem hohen Niveau bekannt war, muss die guten Eindrücke aus der Vorsaison, die zweifelsohne vorhanden waren, nicht nur bestätigen, sondern im Idealfall auch noch übertreffen. Lazaro benötigt eine starke Saison, Kalou muss seinen Platz finden, Ibisevic weiter für Tore sorgen und so effizient wie möglich spielen.

Natürlich kommen erneut talentierte, junge Spieler nach, besonders Jastrzembski zeigte in der Vorbereitung, dass er das Niveau hat um der Mannschaft zu helfen, aber die zahlreichen Spieler, die mittlerweile in der Offensive im Aufgebot stehen, haben eher eine Auswirkung auf den quantitativen Aspekt, nicht auf die Qualität in der Spitze. Können Esswein, Jastrzembski, Köpke, Palko Dardai und Dilrosun wirklich Spiele entscheiden? Welcher dieser Spieler kommt konstant durch die Saison? Und wie wird Pal Dardai mit unzufriedenen Spielern umgehen, die es zweifelsohne geben wird? All das sind noch unbekannte Variablen. Einen „Königstransfer“ in der Offensive gibt es jedenfalls nicht – und der hätte, bei gleichzeitigen  Verkauf- oder Leihgeschäften, keinesfalls geschadet.

 

Player to Watch: Arne Maier

Mit seinen Leistungen in der vergangenen Saison setzte der junge defensive Mittelfeldspieler Arne Maier ein Zeichen. Doch nicht nur damit: Im Verlauf der Rückrunde verlängerte das Hertha-Talent seinen Vertrag beim Klub vorzeitig bis 2022. Maier fühlt sich wohl, hat ein gutes Verhältnis zu Pal Dardai und bekommt Spielpraxis auf einem  hohen Niveau. Die Grundvoraussetzungen für eine positive Entwicklung eines Spielers in diesem Alter sind also gegeben, darüber hinaus war bereits die letzte Saison eine Erfolgsgeschichte, Maier spielte in seinem ersten Profijahr in 32 Pflichtspielen – eine beeindruckende Quote.

(Photo by Ottmar Winter/Bongarts/Getty Images)

Doch nicht nur das. Der 19-jährige überzeugte und spielte phasenweise beeindruckend konstant. Seine Qualitäten sind vielseitig, Maier ist laufstark, kann im Aufbauspiel das Tempo clever variieren, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Für einen Spieler seiner Altersklasse ist er schon sehr reif, spielt abgeklärt und scheint vor allem auch einen klaren und durchdachten Karriereplan vor Augen zu haben. Die Entscheidung bei der Hertha zu bleiben wurde bewusst getroffen. In Berlin spielt er in seinem gewohnten Umfeld, wird nach schwächeren Leistungen oder einer schlechteren Phase besser aufgefangen, bekommt das Vertrauen geschenkt.

Dass Maier nicht ewig bei der Hertha spielen wird ist nicht nur ihm selbst, sondern auch den Verantwortlichen bereits seit längerer Zeit klar. Wohin der Weg von Maier führen wird, bleibt abzuwarten. Zuzutrauen ist es ihm jedenfalls, dass er den richtigen Schritt zur richtigen Zeit erkennen und auch gehen wird. In der Saison 2018/19 muss Maier die starken Leistungen der Vorsaison bestätigen, es wird mehr von ihm erwartet. Der 19-jährige muss Schritt für Schritt in eine Führungsrolle hineinwachsen, dabei von den erfahrenen Kollegen lernen und seinen Einfluss auf dem Platz sukzessive erhöhen. Er wird sehr gute Chancen auf einen Stammplatz haben und wenn er das Vertrauen auf dem Platz zurückzahlt, kann er seine Vorsaison noch einmal deutlich übertreffen und die Scoutingabteilungen anderer Klubs in Verzückung bringen.

 

90PLUS-Saisonprognose

Am Ende der Vorsaison betrug der Abstand auf Platz 6 genauso zehn Punkte wie der Abstand auf Platz 16. In der Hauptstadt will man den Abstand zu den oberen Tabellenregionen nach Möglichkeit verkürzen – ob das gelingt bleibt abzuwarten. Die Möglichkeiten im Kader sind etwas größer, der ganz große Wurf auf dem Sommertransfermarkt ist aber nicht gelungen. Damit eine bessere Saison resultiert müssen die Topspieler ihre Leistungen konstant abrufen, die jungen Spieler die viel zitierte jugendliche Unbekümmertheit an den Tag legen und zudem dürfen die Leistungsträger nicht langfristig ausfallen. Im Endeffekt sieht es, betrachtet man alle Vorzeichen, eher danach aus als würde sich die Hertha erneut mit dem Mittelmaß begnügen müssen – vielleicht ja zumindest mit besseren fußballerischen Ansätzen.


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