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Benfica-Verteidiger Grimaldo im Porträt: Zu Höherem berufen

4. September 2018 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Bis 2008 spielte Alejandro Grimaldo in der Jugend des FC Valencia, ehe er zum FC Barcelona wechselte. Dort durchlief er die berühmte Jugendakademie, entwickelte sich stetig weiter, gehörte ab 2012 zum Aufgebot der 2. Mannschaft. Den großen Durchbruch bei den Katalanen schafft er nicht, zu groß und zu gut war die Konkurrenz auf seiner Linksverteidigerposition. Im Januar 2016 unternahm er dann einen goldrichtigen Schritt und wechselte nach Portugal. 

 

Ein Schnäppchen für Benfica

Junge, beim FC Barcelona ausgebildete Talente zu verpflichten erwies sich in den letzten Jahren häufig als Glücksgriff. Das dachte auch Benfica, als man etwas mehr als 2 Millionen Euro für Alejandro Grimaldo auf den Tisch legte. Das Risiko? Kaum vorhanden. Das Potenzial? Dafür umso mehr. Trainer Rui Vitoria sah in Grimaldo eine sehr gute Ergänzung für die linke Defensivseite – und er sollte Recht behalten, auch wenn Grimaldo in der Rückrunde nur zwei Spiele in der höchsten portugiesischen Spielklasse absolvierte.

(Photo by Adam Hunger/Getty Images)

Das erste halbe Jahr diente vor allem der Akklimatisierung. Grimaldo wurde langsam aufgebaut, sollte sich zuerst einleben, die Philosophie des neuen Trainers verinnerlichen und die Mannschaft kennen lernen. Der Auftakt in der Spielzeit 2016/17 verlief dann absolut nach Plan. Grimaldo ging als Stammspieler in die Saison, war in den ersten acht Ligaspielen bereits an vier Toren direkt beteiligt, spielte sich fest. Doch dann kam der Rückschlag, als er aufgrund einer Schambeinentzündung lange ausfiel, von Mitte Oktober bis Anfang April kein Spiel absolvieren konnte.

 

Dauerhaft hohes Niveau 17/18

Als die Saison 2017/18 begann, wurde Grimaldo erneut außer Gefecht gesetzt, diesmal verpasste er die ersten Ligaspiele aufgrund einer Muskelverletzung. Er musste sich langsam an seine Topform heranarbeiten, guten Resultaten in der Liga standen schwache Leistungen in der Champions League gegenüber. Benfica verlor alle sechs Gruppenspiele, Grimaldo war einer der wenigen Lichtblicke, auch wenn er nur viermal zum Einsatz kam. In der Liga stellte er sein Können parallel aber schon wieder unter Beweis, er spielte eine konstante Saison, steigerte sich im Verlauf der Spielzeit sukzessive.

Als Grimaldo wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war wurde er zu einem der Dauerbrenner unter Rui Vitoria. Er spulte sein Pensum ab, war am Saisonende an 6 Treffern direkt beteiligt und hätte durchaus noch mehr Scorerpunkte sammeln können. Längst stand der Spanier auf dem Zettel eingier Topklubs, die Scouts, die von Natur aus häufig in Lissabon zu Gast waren, weil der Talentepool bei Sporting und Benfica viel hergibt, nahmen immer mehr Notiz von Grimaldo.

 

Technisch versierter Offensivverteidiger

Der 22-jährige kann seine langjährige Ausbildung beim FC Barcelona keinesfalls abstreiten. Der 1,71m große (oder kleine) Linksfuß ist technisch versiert, kann hervorragend mit dem Ball umgehen und ist offensiv ausgerichtet. Er versucht das Spiel permanent anzutreiben, sich am Kombinationsspiel zu beteiligen. Bei Benfica war man gut beraten die Ausstiegsklausel des Spaniers auf 60 Millionen Euro festzulegen, denn seinem Potenzial scheinen keine Grenzen gesetzt.

(Photo by FRANCISCO LEONG/AFP/Getty Images)

Die offensive Ausrichtung geht natürlich auch mit einem gewissen Defensivrisiko einher. Benfica spielt in der Liga in der Regel sehr dominant, ist in den meisten Spielen klarer Favorit. Dementsprechend fallen etwaige Defensivprobleme nur selten auf, in der Champions League oder in den Topspielen muss Grimaldo sich allerdings anpassen, lernen das Risiko entsprechend einzuschätzen und abwägen, wann er seine berüchtigten Offensivvorstöße einsetzt und wann nicht.

Mit 22 Jahren befindet er sich eben noch in jenem Entwicklungsprozess. Bei Benfica findet er zurzeit aber die ideale Umgebung vor um weiter zu reifen. Im Sommer war ein Wechsel zum SSC Neapel möglich, doch dieser zerschlug sich. Grimaldo scheint ohnehin gut beraten noch ein weiteres Jahr in Portugal zu verbringen, wo er mittlerweile hervorragend integriert ist und einen Stammplatz sicher hat. Hier will er seine Leistungen bestätigen, noch besser und effizienter werden. Der Anspruch, den er an sich selbst hat, ist hoch. Die Zielsetzung hinsichtlich der Zukunft ebenfalls.

 

Linksverteidiger sind immer gesucht

Alejandro Grimaldo weiß, dass der nächste Schritt in seiner Karriere möglichst zeitnah erfolgen sollte. Er muss in eine größere Liga wechseln und wird diese Chance wohl schon im kommenden Sommer bekommen, wenn er sein Leistungsniveau hält. Trotz eines Vertrags bis 2021 weiß man auch  bei Benfica, dass Grimaldo nur schwer zu halten sein wird, trotz der hohen Ausstiegsklausel, auf die man im Klub wohl bestehen wird. Der schwierige Linksverteidigermarkt ist für beide Parteien, also sowohl Grimaldo als auch Benfica, ein Vorteil.

Viele Topspieler in diesem Alter gibt es auf dieser Position nicht. Grimaldo bringt zudem noch eine gewisse Flexibilität mit, kann in mehreren Systemen, auch links vor einer Dreierkette spielen, weil er in der Offensive seine Stärken hat. Das macht ihn natürlich für zahlreiche Vereine interessant, die auf dieser Position entweder nicht ausreichend besetzt sind, deren Stammspieler in ein Alter kommen, in dem sie sukzessive ersetzt werden müssen oder die einen Abgang erwarten.

(Photo by EDUARDO MUNOZ ALVAREZ / AFP)

Grimaldo dürfte also ein sehr begehrter Spieler sein, der sich seinen Verein aussuchen und überall gute Chancen auf Einsätze haben könnte. Gleichermaßen wird aber auch Benfica profitieren, denn die Alternativen für potenziell interessierte Vereine sind gering, dementsprechend größer dürfte die Bereitschaft des Aktivierens der Ausstiegsklausel sein.

 

Prognose: Wechsel im Sommer 2019

Die große Qualität, das noch vorhandene Potenzial und die Faktoren hinsichtlich des Transfermarkts sprechen dafür, dass Grimaldo nicht mehr allzu lange für Benfica spielen wird. Der 22-jährige steht zwar noch am Anfang seiner Karriere, hat nach dieser Saison aber bereits drei Jahre in Lissabon hinter sich, muss den nächsten Schritt gehen und sich einer neuen Herausforderung und Konkurrenzsituation stellen. Wo dies sein wird, wird auch von den interessierten Vereinen abhängen und welcher dieser Klubs bereit ist die 60 Millionen Euro auf den Tisch zu legen, sofern Benfica, wie zu erwarten ist, darauf besteht. Ein Wechsel wäre aber folgerichtig.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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