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Barca, Bayern, Real – oder SGE? Wie könnte die Jovic-Zukunft aussehen?

17. April 2019 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Spotlight | Junge, torgefährliche Spieler für das Sturmzentrum gibt es nicht gerade wie Sand am Meer und wenn es sie gibt, dann machen sie schnell auf sich aufmerksam. Einer, der aktuell im Mittelpunkt des internationalen Interesses steht, ist Luka Jovic. Nach einer bereits soliden Saison 2017/18 (Acht Treffer und eine Vorlage in 927 gespielten Minuten), spielt der junge Serbe in der laufenden Spielzeit ganz groß auf. Durch seine fünf Tore gegen Fortuna Düsseldorf in der Hinrunde explodierte sein Bekanntheitsgrad über Nacht.

Beinahe wöchentlich tauchen neue Gerüchte über die Zukunft des 21-Jährigen auf, ein großer Verein nach dem anderen steigt in den Transferpoker ein. Eine Ablösesumme in Höhe von bis zu 70 Millionen Euro steht im Raum, Eintracht Frankfurt hofft währenddessen weiter auf einen Verbleib des Angreifers. Dabei gehört er der Eintracht noch gar nicht – unter Vertrag steh Jovic seit Anfang 2016 bei SL Benfica, in Frankfurt spielt er seit 2017 auf Leihbasis. Diese Leihe endet im Sommer, die Kaufoption über angeblich 12 Millionen Euro werden die Hessen aber laut eigener Aussage mit Sicherheit ziehen (Bruno Hübner gegenüber hr-sport). Fraglich ist, wie es danach weiter geht.

Verbleib bei den „Adlern“?

Eintracht Frankfurt ist wohl das Team der laufenden Saison. Der aktuell letzte deutsche Vertreter im Europapokal steht in der Bundesliga auf Platz vier und auch in der Europa League haben die Hessen noch die Chance auf das Halbfinale. Das Offensiv-Trio bestehend aus Luka Jovic, Ante Rebic und Sebastien Haller hat daran maßgeblichen Anteil. Zusammengerechnet steht dieses Trio in der Liga bei 59 Scorerpunkten, 23 davon gehen auf das Konto von Jovic. Einen solchen Spieler zu ersetzen ist gerade für einen Verein wie Eintracht Frankfurt, der – trotz zuletzt herausragender Leistung – sicher nicht zu den Top-Klubs Europas zählt, alles andere als einfach.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Trotzdem darf auch der wirtschaftliche Faktor nicht unterschätzt werden. Jovic ist aktuell in bestechender Form und wird von den ganz großen
europäischen Klubs gejagt. Dass ein solches, mögliches Wettbieten den Frankfurtern im nächsten Transferfenster 60-70 Millionen Euro einbringen könnte, scheint nicht unwahrscheinlich. Auch abzüglich der noch zu zahlenden Ablöse an Benfica wäre das eine ordentliche Summe für die
Eintracht, die es den Hessen erlaubt den Kader durch Reinvestition zu verstärken. Im Falle eines Verbleibes in Frankfurt müsste sich der Stürmer weiter auf seinem aktuellen Niveau zeigen, um sich auch nach Abklingen des momentanen Hypes für die ganz großen Vereine zu empfehlen. Dazu gehört auch und vor allem die Präsenz und die Leistung auf der internationalen Bühne, um im Blickfeld zu bleiben und die Aufmerksamkeit weiter auf sich zu ziehen. Gelingt das nicht, könnte für Jovic – aber auch die Eintracht – eine große Chance in diesem Sommer vorbeiziehen. Die Entscheidung ist also für alle Parteien schwierig.

Fredi Bobic zeigt sich kämpferisch

Zuletzt kursierten Aussagen des Vaters von Luka Jovic, wonach der Spieler dem FC Barcelona abgesagt hätte und einen Verbleib bei der Eintracht bevorzugen würde. Fredi Bobic musste dies im Gespräch mit „RTL“ aber dementieren und teilte mit, dass er mit Jovic‘ Vater sprach und der wiederum sagte, dass er diese Aussagen in dieser Art und Weise nicht tätigte. Stattdessen bestätigte Bobic das Interesse namhafter Vereine und dass ein Verbleib in Frankfurt nicht sicher ist. „Wenn etwas extrem Großes um die Ecke kommt – das ist aktuell nicht der Fall – kann es schon sein, dass wir ihn verlieren. (…) Es gibt halt auch Klubs, die dir garantieren, dass du jährlich in der Champions League spielen kannst“, so der Vorstand Sport im Interview mit dem Fernsehsender RTL.

Die aktuell am häufigsten genannten Interessenten heißen Real Madrid, FC Barcelona und Bayern München – also drei der größten Klubs, die der europäische Spitzenfußball zu bieten hat. Bobic will sich aber noch nicht geschlagen geben: „Trotzdem geben wir den Glauben und den Kampf nicht auf. Wir wären froh, wenn Luka weitermacht bei uns.“

Die Interessenten stehen Schlange – wer hat die Nase vorn?

Der FC Barcelona galt lange als heißer Kandidat im Wechselpoker um Luka Jovic. Zuletzt soll der Verein allerdings laut der spanischen Zeitung „Mundo Deportivo“ Abstand von einer Verpflichtung genommen haben. Grund dafür könnte vor allem die hohe Ablöse sein, denn für Frenkie de Jong haben die Katalanen bereits viel Geld ausgegeben, weitere Transferziele wie Mathijs de Ligt werden forciert. Rein fußballerisch würde Jovic wohl zum FC Barcelona passen, er ist ein sehr guter Abschlussspieler mit einer guten Technik, der sich bei der Eintracht auch immer wieder ins Kombinationsspiel einschaltet, zudem noch entwicklungsfähig ist.

(Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Auch Bayern München ist auf der Suche nach einem Offensivakteur, der einzige etatmäßige Stürmer des Rekordmeisters ist nach wie vor Robert Lewandowski. Allerdings hat dieser auch eine absolute Stammplatzgarantie, stand in dieser Saison mit nur einer Ausnahme in jedem Ligaspiel in der Startformation und führt die Scorerliste der Bundesliga auch in dieser Spielzeit an. Mit anderen Worten: An Lewandowski wird aktuell kein Vorbeikommen sein, im Falle eines Wechsels von Jovic an die Säbener Straße müsste sich dieser wahrscheinlich mit einer Backup-Rolle zufrieden geben, sollten die Münchener nicht ihr System ändern. Wahrscheinlicher ist die Verpflichtung von Timo Werner, der günstiger ist und mit dem sich der FC Bayern bereits einig sein soll. Trotzdem, unmöglich scheint der Transfer nicht. Niko Kovac kennt die Qualitäten von Jovic und soll sich intern für eine Verpflichtung stark gemacht haben,

Der dritte aktuell hoch gehandelte Interessent ist Real Madrid. Beim spanischen Topklub, der in dieser Saison einen Durchhänger hat, wird sich in der Offensive einiges ändern. Gareth Bale steht unter anderem vor einem Abgang, Karim Benzema wird nicht jünger und obwohl Real-Coach Zidane dessen Qualitäten mehrfach lobte, wird zumindest perspektivisch ein Ersatz für Benzema gesucht, zumal ein klassischer Backup-Stürmer ohnehin fehlt. Laut der „Marca“ ist Frankfurts Torjäger Jovic das Transferziel Nummer eins, die „Königlichen“ sollen ein Angebot in Höhe von 70 Millionen Euro bei der Eintracht hinterlegt haben. Außerdem seien beim Europa-League-Spiel gegen Benfica die Scouts des spanischen Rekordmeisters im Stadion gewesen, um sich einen letzten Eindruck des Serben zu machen. Jovic zeigte sich und traf zum zwischenzeitlichen 1:1, das „OK“ für eine Verpflichtung wurde daraufhin gegeben.


Die „Marca“ berichtet weiter, dass sich Real-Generaldirektor Jose Angel Sanchez bereits vor einigen Wochen mit Jovic-Berater Fali Ramadani in Madrid getroffen habe und verweist auf die guten Beziehungen zwischen den beiden Vereinen. In der Vergangenheit hatte Madrid wiederholt Spieler
nach Frankfurt abgegeben, unter anderem Jesus Vallejo und Omar Mascarell. Auch Trainer Zinedine Zidane soll ein Befürworter des Transfers sein, er könne sich Jovic auch neben Benzema in der Sturmspitze vorstellen. Alles in allem scheint Real Madrid wohl der aktuell wahrscheinlichste Kandidat zu sein, sollte Jovic Eintracht Frankfurt tatsächlich am Ende der Saison verlassen. Die „Königlichen“ haben Bedarf und verfügen über die finanziellen Mittel mehrere große Transfers zu tätigen, wollen sich breiter aufstellen und in der kommenden Saison neu angreifen.

Das könnte für Frankfurt sprechen

Aus dem Rennen ist Eintracht Frankfurt aber keinesfalls. Klar ist, dass eine Ablösesumme im Bereich jenseits der 60 Millionen Euro äußerst lukrativ für die Hessen ist und man nachdenken muss, wie man damit verfährt. Der Verein würde Jovic in diesem Fall wohl ziehen lassen, die Frage ist vor allem, was Jovic nach der Saison will. Eine dritte Saison in Frankfurt könnte vor allem dann, wenn die Champions League erreicht wird, für die Entwicklung des Spielers sinnvoll sein. Man darf nicht vergessen, dass 2020 eine Europameisterschaft ansteht, Serbien gute Chancen hat an dieser teilzunehmen und ein Jahr als Ergänzungsspieler bei einem Topklub nicht zwingend förderlich für die Stammplatzambitionen in der Nationalmannschaft wäre.

(Photo by Juergen Schwarz/Bongarts/Getty Images)

Weiterhin muss Jovic, wenn er die Situation nach der Saison zusammen mit seinem Berater analysiert, bedenken, dass Luis Suarez und Karim Benzema in den kommenden Jahren ohnehin ersetzt werden müssen und sowohl Real Madrid als auch der FC Barcelona mittelfristig 2 Stürmer verpflichten müssen. Topklubs haben immer Bedarf auf der Stürmerposition und wenn Jovic das macht, was er zurzeit konstant macht, nämlich Tore schießen wie am Fließband, wird es automatisch neue Offerten für den Spieler geben. Nur möglicherweise ist er dann noch etwas gereift, verfügt über mehr Erfahrung und noch mehr Selbstvertrauen. Die kommenden Wochen werden zeigen, wohin die Reise geht.

Jasper Glänzer

 (Photo by Emilio Andreoli/Getty Images)


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