AC Parma – das „Hipster-Team“ der 1990er Jahre

11. April 2020 | Global News | BY Marius Merck

Spotlight | In den 1990er Jahren galt die Serie A als die beste Liga der Welt. Damals mischte ein Klub im Konzert der Großen mit, welchem bei heutigen Maßstäben wohl die Herzen aller neutralen Fans zufliegen würden und der erst jüngst sein Comeback unter einem neuen Namen im Oberhaus feierte: Der AC Parma, heute als Parma Calcio bekannt.

Parma: Sacchi und Scala legen das Fundament

Hätte man vor zehn Jahren internationale Fußball-Fans über Borussia Dortmund befragt, hätten fachkundige Anhänger allenfalls den Champions-League-Sieg von 1997 hervorgehoben, ansonsten war der BVB nach der drohenden Insolvenz 2005 zu einer „grauen Maus“ verkommen. Nach der erfolgreichen Wiederauferstehung unter Jürgen Klopp sammelten die Dortmunder mit ihrer jungen Mannschaft und ihrem attraktiven Offensiv-Fußball zahlreiche Sympathien auch außerhalb Deutschlands. Oftmals fliegt gerade dem Underdog die Liebe der neutralen Massen zu. Dieses Phänomen ist keinesfalls neu, begrifflich kam für diese Erscheinung aber in diesem Zeitraum der Ausdruck „Hipster-Team“ hinzu. Unter jene Kategorie fallen außer dem BVB (2010-2013) beispielsweise UD Las Palmas (2016/17), Ajax (2018/19) oder in der laufenden Spielzeit Atalanta.

Hätte es diese Begriffsverwendung bereits in den 1990er Jahren gegeben, dann hätte man dort wahrscheinlich die Mutter aller „Hipster-Teams“ finden können: Die AC Parma. Der Klub aus der Region Emilia-Romagna wurde bereits im Jahr 1913 als Verdi AC gegründet, schaffte aber nicht den Sprung in die oberste Spielklasse. Lange dümpelte der Verein in den unteren Spielklassen herum, daran änderte auch die Fusion mit AC Parmense in den 1970er Jahren nichts.

Mit der Verpflichtung eines gewissen Arrigo Sacchi für den Trainerposten im Sommer 1985 sollten die Crociati jedoch eine bahnbrechende Entscheidung treffen. Der spätere Nationaltrainer Italiens führte den kleinen Klub zur Meisterschaft in der Serie C. Der heutzutage als einer der größten Vertreter seines Fachs anerkannte Übungsleiter ließ einen derart attraktiven Fußball spielen, dass ihn Milan von dem Zweitligisten abwarb, wo Sacchi für eine der erfolgreichsten Epochen der Fußball-Geschichte verantwortlich sein sollte.

Auch bei der nächsten Besetzung auf dem Trainerstuhl bewies Parma mit Nevio Scala ein glückliches Händchen. Unter dem späteren Trainer von Borussia Dortmund stieg man 1990 erstmals in die Serie A auf. In dem Kader tummelten sich mit den jungen Luigi Apolloni, Tomas Brolin oder Torhüter Claudio Taffarel bereits einige Akteure, denen große Karrieren bevorstanden. Zudem war es sicherlich nicht hinderlich, für einen Liga-Neuling finanziell etwas wettbewerbsfähiger durch den lokalen Hauptsponsor Parmalat zu sein. Der Nahrungsmittelkonzern erwarb eine Beteiligung in der Höhe von 45%. Schon das Premierenjahr schloss Parma auf einem beachtlichen sechsten Rang und der damit verbundenen Qualifikation für den Europapokal ab, doch es sollte noch viel besser kommen.

(Photo by Dino Panato/Getty Images)

Die Titelsammler

In der folgenden Spielzeit bestätigte das Team von Trainer Scala die Leistungen mit einem siebten Platz, das wahre Highlight fand aber in der Coppa Italia statt. Der Außenseiter gewann den Wettbewerb völlig sensationell gegen Rekordmeister Juventus durch ein 2:0 im Final-Rückspiel im heimischen Stadio Ennio Tardini, nachdem man noch in Turin mit 0:1 unterlag. Dadurch qualifizierte sich Parma für den Europokal der Pokalsieger und verstärkte sich unter anderem mit dem kolumbianischen Stürmer Faustino Asprilla (Atlético Nacional) qualitativ hochwertig. In der Saison 1992/93 drangen die Gialloblu dann endgültig in den Kreis der besten Mannschaften des Landes vor.

In der Serie A musste man lediglich den Mailänder Klubs den Vortritt lassen. Darüber hinaus gewann Parma mit dem Europokal der Pokalsieger direkt den zweiten großen Wettbewerb in der Vereinshistorie. Im Wembleystadion setzten die Italiener sich durch Tore von Kapitän Lorenzo Minotti, Torjäger Alessandro Melli und Spielmacher Stefano Cuoghi mit 3:1 gegen Royal Antwerpen durch.

Der zahlungsfreudige Sponsor öffnete daraufhin die Schatullen, wodurch die sowieso starke Mannschaft Ausnahmespieler wie Nestor Sensini (Udinese) und Gianfranco Zola (Napoli) hinzugewinnen konnte. Der nächste Titel folgte nur wenigen Wochen nach dem Triumph in London im europäischen Supercup gegen Champions-League-Sieger Milan (2:1 nach Hin- und Rückspiel). Die Serie A 1993/94 schloss Parma dann auf dem fünften Platz ab, zudem kam das Team erneut ins Finale des Europokals der Pokalsieger, welches jedoch gegen Arsenal verloren ging.

(Mandatory Credit: Allsport/ALLSPORT)

Gewachsene Anziehungskraft

Damit in der kommenden Saison wiederholt solche Leistungen erreicht werden konnten, nahm das Management nun noch mehr Geld in die Hand. Die (späteren) Nationalspieler Dino Baggio (4,5 Mio EUR/Juventus), Stefano Fiore (Cosenza) und Fernando Couto (2,7 Mio EUR/FC Porto) wechselten im Sommer 1994 zu den Crociati. Die Investionen sollten sich auszahlen, auch wenn mit dem dritten Platz hinter Meister Juventus und Lazio der ganz große Wurf erneut nicht gelingen sollte.

Ebenso musste man sich im Finale der Coppa Italia den Bianconeri geschlagen geben. Dafür behielt Parma im UEFA-Cup-Finale 1995 gegen ebenjenen Konkurrenten durch zwei Tore von Baggio gegen seinen Ex-Klub die Überhand. Somit feierte der Verein bereits fünf Jahre nach dem Aufstieg schon den dritten (!) internationalen Titel! Hervorzuheben ist hierbei vor allem Zola, welcher eine überragende Runde spielte und in der Serie A 19 Mal traf.

Wie in den Jahren davor legte Parma auf dem Markt personell nach: Mit Weltfußballer Hristo Stoichkov (11 Mio EUR/FC Barcelona), Fabio Cannavaro (6,7 Mio EUR/Napoli) und Filippo Inzaghi (3 Mio EUR/Piacenza) unterschrieben vor der Saison 1995/96 prominente Namen bei dem aufstrebenden Verein. Außerdem wurde ein junges Torhüter-Talent namens Gianluigi Buffon mit einem Profivertrag ausgestattet, der damals 17-Jährige eroberte schon in der Vorrunde den Platz zwischen den Pfosten von Luca Bocci.

(Mandatory Credit: Shaun Botterill/Allsport)

Die Spielzeit verkam dennoch zu einer Enttäuschung. In der Serie A sprang lediglich der sechste Platz heraus, in den restlichen Wettbewerben scheiterte man ebenfalls früh. Der Verein sah diese Entwicklung als Anlass zur Veränderung und trennte sich im Sommer 1996 von Erfolgstrainer Scala. Dieser sollte ein Jahr darauf als Nachfolger von Ottmar Hitzfeld bei Borussia Dortmund krachend scheitern. Als neuer Mann an der Seitenlinie fungierte von nun Carlo Ancelotti, welcher bei seiner allerersten Station als Coach die AC Reggiana in die Serie A geführt hatte.

Umbruch unter Ancelotti

Ancelotti nahm direkt einen größeren Umbruch vor: Leistungsträger wie Zola (6 Mio EUR/Chelsea), Asprilla (7,6 Mio EUR/Newcastle United) oder Couto (5,5 Mio EUR/FC Barcelona) mussten weichen, zudem wurde die Zusammenarbeit mit dem exzentrischen Stoichkov nach nur einem (enttäuschenden) Jahr beendet. Den qualitativen Verlust sollten Neuzugänge wie EM-Shootingstar Enrico Chiesa (750.000 EUR/Sampdoria), Reynald Pedros (3,3 Mio EUR/Marseille) oder Mario Stanic (Club Brügge) auffangen. Die zwei größter Treffer auf dem Markt landete man allerdings mit den Verpflichtungen der absoluten Weltklassepieler Hernan Crespo (4,1 Mio EUR/River Plate) und Lilian Thuram (ablösefrei/AS Monaco). Ancelotti führte Parma wieder in die gewohnten Regionen, zum ersten Mal sicherte sich der Verein die Vizemeisterschaft mit nur zwei Punkten Rückstand auf – natürlich – Juventus.

(Mandatory Credit: Grazia Neri/ALLSPORT)

Die Saison 1997/98 sollte allerdings einen Rückschlag darstellen, nur mit viel Mühe qualifizierte sich Parma mit dem sechsten Platz für das internationale Geschäft, auch wenn das Sturmduo aus Chiesa und Crespo zusammen erneut über 20 Treffer erzielte. Als wesentlicher Grund für das schwache Abschneiden kann auch das dieses Mal fehlender Glück auf dem Markt ausgemacht werden, Spieler wie Jesper Blomqvist (5 Mio EUR/Milan) oder Adailton (1,5 Mio EUR/Guarani) verstärkten die Mannschaft nicht in der notwendigen Weise. Die Verantwortlichen zogen daraus ihre Lehren, trennten sich von Ancelotti und agierten nach der Weltmeisterschaft 1998 auf dem Mercato deutlich aggressiver.

Für Juan Sebastian Veron (17,5 Mio EUR/Sampdoria) bezahlte Parma eine klubinterne Rekordablöse, auch für Diego Fuser (6 Mio EUR/Lazio) und Rückkehrer Asprilla (6,6 Mio EUR/Newcastle United) wurde viel Geld in die Hand genommen. Als Ancelotti-Nachfolger wurde Roberto Malesani verpflichtet. Durch den vierten Platz unter ihm qualifizierte sich Parma erstmals in seiner Geschichte für die an der Team-Anzahl deutlich aufgestockte Champions League. Und nach einigen Jahren Pause gab es endlich wieder den Gewinn von Silberware zu feiern – und dies gleich in doppelter Hinsicht: Im Finale des UEFA Cups schlug man dank Toren von Chiesa und Crespo Olympique Marseille und gewann den Wettbewerb nach 1995 zum zweiten Mal. Auch die Coppa Italia wanderte dank zweier Crespo-Treffer in dieser Spielzeit wieder in die Emilia-Romanga.

(Mandatory Credit: Allsport UK /Allsport)

Schleichender Absturz

Nach dem zweifachen Triumph wurde der Malesani-Elf das Herzstück herausgerissen: Veron (30 Mio EUR/Lazio) wurde nach nur einem Jahr wegen des exorbitanten Angebots aus der Hauptstadt verkauft. Auch der jahrelange Torjäger Chiesa (10 Mio EUR/Fiorentina) trug nach dem Sommer 1999 nicht mehr das gelb-blaue Leibchen. Ferner verließen mit Fiore (10 Mio EUR/Udinese) und Sensini (7,5 Mio EUR/Lazio) zwei weitere elementare Stützen die „Gialloblu“.

Die Lücken wurden abermals mit prominenten Lösungen besetzt: Stars wie Marcio Amoroso (28 Mio EUR/Udinese), Ousmane Dabo (15 Mio EUR/Inter) oder Ariel Ortetga (4 Mio EUR/Sampdoria) wurden verpflichtet, schlugen allerdings nicht in der gewünschten Form ein. Zwar konnte zum Beginn der Saison erstmals der italienische Supercup gewonnen werden, die Saisonziele verpasste man allerdings mit dem fünften Rang und frühen Ausscheiden in den sonstigen Wettbewerben deutlich, obwohl alleine Crespo 22 Tore erzielte.

(Mandatory Credit: Grazia Neri/ALLSPORT)

Diese Leistungen weckten erneut das Interesse von Lazio an einem Akteur der Associazione Calcio, für die damalige Weltrekordablöse von 56 Millionen Euro verließ der vereinsinterne Rekordtorschütze Parma im Sommer 2000. Daneben wurden ebenso die Stammspieler Stanic (8,4 Mio EUR/Chelsea) und Baggio (7,5 Mio EUR/Lazio) verkauft. Auf der Zugangsseite setzte Parma in diesem Sommer den Fokus völlig auf Quantität: Sergio Conceicao (17 Mio EUR/Lazio), Johan Micoud (7,6 Mio EUR/Bordeaux), Sabri Lamouchi (7,8 Mio EUR/Monaco) oder Patrick M´Boma (6 Mio EUR/Cagliari) sollten die Abgänge ersetzen, ins Rampenlicht spielte sich mit 15 Toren aber vor allem der junge Marco Di Vaio. Schmerzhaft waren vor allem die investierten 25 Millionen Euro für Savo Milosovic (Real Saragossa) als Crespo-Nachfolger, welcher in Italien jedoch völlig floppte.

Trotz der großen personellen Veränderungen spielte Parma in der letzten Spielzeit von Maslani eine ansprechende Saison, qualifizierte sich mit dem vierten Platz zum zweiten Mal überhaupt für die Champions League und feierte mit dem Einzug ins Endspiel der Coppa Italia einen weiteren Erfolg, auch wenn dieses gegen die Fiorentina verloren ging. Mit diesem letzten Hoch setzte die Niedergang dann richtig ein. Es sollte sich zeigen, dass man in finanzieller Hinsicht lange über seinen Möglichkeiten agiert hatte (wie viele Klubs der Serie A in den 1990er Jahren). Aus diesen Gründen sah sich Parma nach im Sommer 2001 gezwungen, seine besten Spieler zu verkaufen.

(Photo by Henri Szwarc/Bongarts/Getty Images)

Synchroner Fall mit Parmalat

Für die Anhänger des Klubs dürften jene Wochen äußerst schmerzhaft gewesen sein, nahezu wöchentlich musste man den Abgang eines absoluten Stammspielers verkraften. Eigengewächs Buffon wechselte gemeinsam mit Thuram in einem Gesamtpaket von fast 90 Millionen Euro zu Juventus. Der BVB kaufte zudem Amoroso für 25 Millionen Euro, Conceicao wurde für 18 Millionen Euro an Inter abgegeben. Diese Verluste waren für die Mannschaft um den neuen Trainer Renzo Ulivieiri schlichtweg nicht zu verkraften, zum ersten Mal seit dem Aufstieg 1990 landete Parma nicht unter den ersten sechs Teams in der Serie A. Die Investitionen in Spieler wie Hidetoshi Nakata (29 Mio EUR/AS Roma), Martin Djetou (9,5 Mio EUR/AS Monaco) oder Alex (8 Mio EUR/Cruzeiro) konnten die entstandenen Lücken einfach nicht kompensieren.

Immerhin gewann Parma 2002 noch ein weiteres Mal die Coppa Italia, bevor mit Cannavaro (23 Mio EUR/Inter), Matias Almeyda (22 Mio EUR/Inter) oder Marco Di Vaio (21 Mio EUR/Juventus) weitere Eckpfeiler abgegeben werden musste. Das weiterhin gute Scouting in dieser Phase bremste den Fall dank der Verpflichtung des neuen Sturmduos aus Adriano (14,5 Mio EUR/Inter) und Adrian Mutu (10 Mio EUR/Hellas) und zwei weiteren Teilnahmen im UEFA Cup vorerst, doch auch die neuen Leistungsträger konnten wegen der finanziellen Lage nicht langfristig im Klub gehalten werden. Mit Frühjahr 2004 musste die AC Parma Insolvenz anmelden, da der Hauptsponsor Parmalat nicht mehr zahlungsfähig war.

(Photo by Grazia Neri/Getty Images)

Absturz in die Bedeutungslosigkeit

Unter dem neuen Namen FC Parma konnte der Verein zwar in der Serie A bleiben, musste sich in sportlicher Hinsicht dann aber nach unten orientieren. Zahlreiche Trainer kamen und gingen, während die sportliche Qualität immer weiter abnahm. So rettete sich der Klub in der Saison 2006/07 erst am letzten Spieltag vor der Serie B, schon ein Jahr später sollte dieser Unterfangen nicht mehr gelingen. Nach 18 Jahren in der Serie A musste Parma 2008 den Gang in die zweite Liga antreten. Man kehrte wieder recht schnell in das Oberhaus zurück und spielte auch noch einige gute Saisons.

Doch die finanziellen Probleme überschatteten nun regelmäßig die sportlichen Errungenschaften. So konnte man beispielsweise nicht die Früchte für einen starken sechsten Platz 2013/14 ernten, da man bei vielen Zahlungen im Rückstand war, weshalb die Spielzeit 2014/15 mit der Hypothek eines Punktabzuges begonnen werden musste. Im März 2015 wurde der Klub dann für bankrott erklärt, Parma durfte die Saison als Tabellenletzter immerhin noch beenden. Die Verbindlichkeiten beliefen sich zu diesem Zeitpunkt auf über 200 Millionen Euro. Daher wurde der FC Parma aufgelöst, unter dem Namen Parma Calcio 1913 startete der zweifache UEFA-Cup-Sieger im Sommer 2015 in der vierten Liga.

Der Verein hat den harten Gang durch die unteren Ligen mit Bravour absolviert und ist seit 2018 wieder im Oberhaus vertreten. Bevor der Spielbetrieb der laufenden Saison wegen der Corona-Pandemie unterbrochen wird, stand der Klub auf einem respektablen achten Rang. Im Gegensatz zu dem Lage vor 30 Jahren versucht sich der Klub vor allem mit zahlreichen jungen Leih-Spielern wieder in der Serie A zu etablieren, was bisher von gut funktioniert. Man scheint aus der Vergangenheit gelernt zu haben, dafür was Fall nach der goldenen Epoche einfach zu hart.

(Photo by Alessandro Sabattini/Getty Images)

Eine Dynastie

Und dennoch kann man heute auch mit stolz auf diese Dekade zurückblicken. Der AC Parma gehörte über die gesamten 1990er Jahren zu den besten Mannschaften in Europa. Ging man in diese Dekade noch als ein Liga-Neuling, konnte man an deren Ende auf sieben (!) Titel (2x UEFA Cup, 1x Europapokal der Pokalsieger, 1x Europäischer Supercup, 2x Coppa Italia, 1x Supercoppa) blicken. Der Titelsammlung fehlen dabei lediglich die Meisterschaft und die Champions League. Zudem darf bei dieser schon herausragenden Bilanz nicht außer Acht lassen, dass der Verein auch noch einige Endspiele in den Wettbewerben verlor, weshalb gar eine noch größere Ausbeute möglich gewesen wäre.

Trotzdem dürfte Parma auch noch heute bedauern, dass man es nie schaffte den Scudetto zu gewinnen. Dabei hatte das vorhandene Personal fraglos die Qualität dafür. Man muss sich nur eine Mannschaft aus folgenden Namen vorstellen: Buffon, Thuram, Cannavaro, Sensini, Baggio, Veron, Micoud, Chiesa, Zola, Adriano, Crespo …

Kaum ein anderer Verein konnte auf ein solch herausragendes Scouting blicken, Parma war das Sprungbrett für zahlreiche Welt-Karrieren: Sacchi und Ancelotti gehören heute zu den erfolgreichsten Trainern aller Zeiten. Buffon, Cannavaro und Thuram zählten auf ihren Positionen zu den besten Spielern der Welt und können sich darüber hinaus auch noch als Weltmeister bezeichnen. Zola, Crespo, Veron oder Micoud sind grundsätzlich Namen, welche dauerhaft mit dem Attribut Weltklasse verbunden werden.

(Mandatory Credit: Grazia Neri/ALLSPORT)

Und hier verdeutlicht sich auch die rückwirkende Einordnung als sogenanntes „Hipster-Team“. Diese können ihren Kern in der Regel nicht langfristig in dieser Gestalt zusammen halten. Häufig brechen sie nach der guten Phase aufgrund des geweckten Begehrlichkeiten zusammen, da Spieler nach größeren Ambitionen (und Verträgen) streben. Man darf sich in diesem Zusammenhang ungefähr ausmalen, wie sich beispielsweise BVB-Manager Michael Zorc von 2012 bis 2016 gefühlt haben. Dass Dortmund trotz dieser Hindernisse heute definitiv als europäischer Top-Klub eingeordnet wird, ist eher außergewöhnlich.

Ein wichtiger Faktor ist dabei auch, die auf einmal finanziellen Möglichkeiten bedacht einzusetzen. Da dies in Parma nicht geschah und man zudem völlig abhängig von einem Unternehmen war, entstand über die Dauer des Erfolgs kein finanzielles Fundament, welches es Klub erlaubte, wirklich langfristig zu planen. Für die sportliche Hochphase von immerhin etwas mehr als einer Dekade und den zahlreiche Highlights in der Vereinschronik bezahlte Parma letztendlich einen hohen Preis, welcher fast die gesamten Klub auf ewig ausgelöscht hätte. Die Erinnerungen an die sportlichen Sternstunden verbleiben jedoch für immer.

(Photo by BORIS HORVAT/AFP via Getty Images)

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(Mandatory Credit: Allsport UK /Allsport)

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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