Bundesliga | Trostlosigkeit, eine Lehrstunde und Last-Minute-Drama

8. April 2019 | Global News | BY Julius Eid

7 Awards | Auch der 28. Spieltag lieferte viel von dem, was die Bundesliga in dieser Saison ausmacht. Unvorhersehbarkeit, dramatische Spielentscheidungen in den letzten Sekunden einer Partie und einen Abstiegskampf gespickt mit erschreckend schwachen Auftritten der gefährdeten Teams. Bedeutet: Genug Material für unsere Awards.


Mainz-ist-nicht-der-FC-Bayern-Award

Wie unvorhersehbar der Fußball sein kann wird durch das Ergebnis des Freitagabendspiels perfekt unterstrichen. Noch in der letzten Woche sorgte Freiburg für eine kleine Sensation. Ein Remis gegen den Rekordmeister aus München erkämpften sich die Breisgauer, ein frühes Tor war dabei der Schlüssel. Doch der nächste Gegner kam aus Mainz und nicht aus München und wusste die Freude über das letzte Ergebnis schnell wieder zu zerstören. 5(!) mal schlugen die Mainzer zu, obwohl der SCF mehr Ballbesitz hatte – und zwar deutlich. Vom letzten Wochenende dürfte nun kaum noch jemand sprechen.

Lehrstunde-Award


Mit einer Sache hatte Lucien Favre am Samstag unbestritten recht. Die 5:0-Niederlage der Dortmunder war eine „Lehrstunde“. Eine Lehrstunde dafür, dass man in München immer noch für ängstliche Auftritte abgestraft wird, dafür, dass manch junger Spieler im schwarzgelben Dress noch einen weiten Weg vor sich hat. Und für den Trainer. Wie schon im Hinspiel traf der Schweizer bei der Besetzung des zentralen Mittelfelds eine grobe Fehlentscheidung. Mo Dahoud agierte als 10er und damit rückte Marco Reus in den Sturm, Götze auf die Bank. Ein Plan, der krachend scheiterte.

(Photo by CHARLY TRIBALLEAU/AFP/Getty Images)


Der Bosz-bleibt-Bosz-Award


Fast schon bemerkenswert ist, wie identisch Peter Bosz‘ deutsche Trainerstationen bis jetzt verlaufen sind. Auf eine Reihe euphorischer Offensivauftritte folgte stets die Ernüchterung. Was man beim BVB beobachten konnte, wird auch derzeit bei der Werkself sichtbar. Das 2:4 gegen Leipzig ist die dritte Niederlage in Folge, wieder einmal gab es 4 Gegentore für Bayer. Bosz‘ Spielidee scheint in Deutschland recht schnell seinen Glanz zu verlieren, die Spieler wirken zudem schnell nervös unter dem Niederländer. Noch hat der Trainer die Chance sich weiterzuentwickeln und seine Geschichte umzuschreiben, bevor sich auch der letzte Akt aus Dortmunder Zeiten wiederholt.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)


Der jetzt-aber-Award


Eine der gemeinsten (oder unterhaltsamsten, ganz nach persönlichem Gusto) Szenen des vorherigen Spieltags ereignete sich zwischen den Hoffenheimer Angreifern Kramaric und Belfodil. Einen Zentimeter bevor der Ball zu Belfodils Hattrick die Torlinie überquert hätte, rauschte Kramaric heran und stahl seinem Kollegen das Tor. Doch nur eine Woche später dürfte Belfodils Ärger verflogen sein. Beim souveränen Auftritt gegen Augsburg konnte der Ex-Bremer in nur 21 Minuten (61.-82.) einen lupenreinen Hattrick erzielen. Achja, Kramaric hat auch getroffen.


Last-Minute-Award


In dieser Saison besonders erfolgreich in den dramatischen Schlussphasen eines Bundesligaspiels ist vor allem Borussia Dortmund. Eine Statistik, die in Gelsenkirchen wohl nicht unbedingt für Begeisterung sorgen dürfte. Nach diesem Wochenende wird wohl dennoch erst einmal lange über einen anderen ärgerlichen Last-Minute-Sieg geschimpft werden. Denn nach einem ungestümen Einsteigen Serdars und dem damit verbundenen Platzverweis konnte die SGE in der Nachspielzeit des Spiels auch noch einen Handelfmeter erzwingen und damit in der 99. Minute das siegbringende 1:2 erzielen. Das bedeutete im Abstiegskampf einen Tiefschlag für die Schalker. Immerhin: Der VfB Stuttgart und der 1. FC Nürnberg trennten sich unentschieden, es wurde nicht viel Boden verloren.


120-Sekunden-Hoffnung-Award


Als Hannoveraner hat man es nicht leicht. Es herrschen Streitigkeiten zwischen Fans und Vereinsführung, Thomas Doll ist als Trainer schon jetzt so gut wie gescheitert und spätestens seit diesem Wochenende ist man fast ohne Hoffnung auf einen Nichtabstiegplatz. Obwohl der 1.FC Nürnberg und der VFB Stuttgart die Punkte teilten, konnten die Niedersachsen nicht profitieren, verloren sogar eben jenen Punkt weiter an Boden. Dabei sorgte Stürmer Weydandt in der 30. Minute für einen kurzen Hoffnungsschimmer, er erzielte das 1:0. Doch nur 120 Sekunden später glich Wolfsburg aus, dominierte das Spiel und gewann verdient. Mehr als 2 Minuten Hoffnung bleibt den Fans der „96er“ derzeit einfach nicht.


Trostlos-Award


Dieser Award könnte natürlich auch Hannover 96 gebühren, doch es gibt noch eine Mannschaft die an diesem Wochenende mal wieder eine enttäuschende Saison unterstrich. Der VfB Stuttgart. Mit großen Ambitionen war man in die Saison gestartet, die Realität sieht mit 21 Punkten aus 28 Spielen ganz anders aus. Dazu gibt es auch in Stuttgart genau wie in Hannover wiederkehrende Fanproteste gegen den Präsidenten. Auch bei den Schwaben läuft fast nichts rund. Deutlich zu sehen war dies auch an diesem Wochenende. Die fast schon abgeschriebenen Franken aus Nürnberg lieferten ein engagiertes Spiel gegen den VfB und führten völlig verdient mit 1:0. Stuttgart spielte erschreckend trostlos. Zwar konnte man nach VAR-Wirbel noch das Tor zum Remis erzielen, der Auftritt sollte trotzdem jedem Anhänger Sorgen bereiten. 

(Photo by Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images)

Julius Eid

Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


Ähnliche Artikel