Verkehrte Welt im Freitagsspiel

28. April 2017 | News | BY Manuel Behlert

Schaut man zu Beginn des 31. Spieltages auf die Ansetzung des Freitagsspiels und liest, dass Bayer 04 Leverkusen den FC Schalke 04 empfängt, freut man sich üblicherweise auf ein Topspiel. Diese beiden Mannschaften spielten in den letzten Jahren regelmäßig im oberen Tabellendrittel mit, haben in dieser Saison aber größere Probleme. In der BayArena geht es heute Abend um 20.30 Uhr nicht um den Europapokal, sondern gegen den Abstieg. Dass beide Mannschaften mit einer Serie aus 10-12 Punkten in den letzten 4 Spielen doch noch um Platz 7 mitkämpfen könnten, unterstreicht die wilde Saison in der Bundesliga.

Leverkusen gegen Schalke. Tabellenplatz 12 gegen Tabellenplatz 11. Nach 30 Spieltagen. Das ist eigentlich nur schwer zu begreifen, gerade weil beide Teams mit einem guten Kader und viel Euphorie in die Saison gestartet sind. Jetzt geht es nur noch darum sich aus der Abstiegszone zu befreien und im Sommer messerscharf zu analysieren, was man verändern muss.

Leverkusens turbulente Saison

Bayer 04 veränderte sogar während der Saison etwas. Man trennte sich nach schlechten Ergebnissen und nur vereinzelten Glanzleistungen von Roger Schmidt. Nachfolger wurde Tayfun Korkut, eine Entscheidung, die nicht nur im Umfeld von Bayer angezweifelt wurde. Ein Trainer, der in seinen letzten Stationen keine nennenswerten Erfolge feiern konnte, sollte in dieser prekären Situation eine Kursänderung vornehmen. Korkut wollte das Spiel von Leverkusen besser ausbalancieren, defensive Fehler vermeiden. Aber besser wurde es nicht. Mittlerweile tut sich sogar die Offensive richtig schwer, es fehlt an Ideen.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Dabei wollte Leverkusen im Konzert der „Großen“ mitspielen. Um die Champions League kämpfen. Doch nun wurde man in dieser Saison von Vereinen wie Hoffenheim, Hertha BSC und Freiburg überholt. Selbst der Rivale aus Köln spielt eine absolut sorgenfreie Saison und hat realistischere Chancen auf Platz 6 oder 7. 46 Gegentore in 30 Ligaspielen sind für eine Mannschaft mit diesen Ambitionen einfach zu viel. Tayfun Korkut hat über den Sommer hinaus keine Zukunft, spätestens jetzt sollte sich auch Rudi Völler hinterfragen, dessen nächster Schuss auf der Trainerposition absolut sitzen muss.

Mit einem Sieg Luft verschaffen

Nun kommt der Lieblingsgegner von Bayer in die BayArena. Das Hinspiel gewann Leverkusen mit 1:0, insgesamt wurden 4 der letzten 5 Spiele gegen die Königsblauen gewonnen. Für Leverkusen gilt es diese Serie weiterzuführen. Personell sind die größten Sorgen auch erst einmal verflogen. Zwar fehlt Lars Bender weiterhin und Calhanoglu ist nicht spielberechtigt, aber ansonsten sind alle Blessuren auskuriert, gerade Chicharito sollte wieder bei 100 % sein.

Dem Mexikaner merkte man zuletzt an, dass es ihm gerade im Aspekt Fitness noch an etwas fehlte. Seine Tore sind wichtig im Saisonendspurt. Der Vorsprung auf Platz 16 beträgt nur vier Punkte und die Werkself wäre nicht die erste Mannschaft, die sich mit einer Negativserie zum Schluss am Ende in eine ausweglose Situation manövriert.

Eine Saison mit Höhen und Tiefen

Die Schalker hielten im Gegensatz zu Bayer Leverkusen an ihrem Trainer fest. Das Gespann Heidel-Weinzierl vertraut sich und ist überzeugt, dass man zur kommenden Saison besser auftreten wird. Die laufende Saison begann mit einer Niederlagenserie, der Schalke heute noch hinterherläuft. Zwar wurden die Leistungen in der Folge nicht viel konstanter, aber man stabilisierte sich zumindest etwas. Unglücklich für Schalke ist die Tatsache, dass man immer dann, wenn die Chance bestand einen großen Schritt nach vorne zu machen, selbst einen Patzer einstreute.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Die Saison im DFB-Pokal war für Schalke akzeptabel, in der Europa League sogar mehr als das. Auch wenn man im Endeffekt in beiden Wettbewerben im Viertelfinale ausschied, so konnte man dort doch immerhin positives mitnehmen. Viele Verletzungen waren außerdem ein Aspekt, der zwar nicht als Ausrede dient, aber doch zumindest ein Mitgrund für die fehlende Konstanz ist. Teilweise musste Schalke ohne Huntelaar, Embolo, Di Santo, Choupo-Moting und Avdijaj gleichzeitig auskommen. Kritik ist dennoch berechtigt, denn Weinzierl hielt zu lange an einem System fest, für das er nicht die optimalen Spieler hatte.

Serie oder Kampf bis zuletzt?

Schalke ist im restlichen Saisonverlauf alles zuzutrauen. Ein Sieg beim Angstgegner in Leverkusen könnte noch einmal Kräfte freisetzen und die Mannschaft motivieren. Die Königsblauen setzen dabei vor allem auf das Heimspiel gegen Hamburg. Die restlichen verbleibenden Spiele müssen auswärts ausgetragen werden, bei unangenehmen Freiburgern und am letzten Spieltag bei womöglich ebenfalls noch kämpfenden Schanzern aus Ingolstadt.

Personell hat sich die Lage vor dem Spiel in Leverkusen zumindest ein bisschen entspannt. Zwar fehlen immer noch Embolo, Naldo, Baba, Neumann und Choupo-Moting, aber Leon Goretzka kann wieder auflaufen. Der Mittelfeldakteur, der unbedingt auf Schalke gehalten werden soll, ist immens wichtig für das Spiel von Trainer Weinzierl. Coke sollte auf rechts den Vorzug vor Kehrer erhalten, Kolasinac wird auch dabei sein können. Wenn nach oben noch etwas gehen soll, muss in Leverkusen gewonnen werden. Der Rückstand auf Platz 7 beträgt 4 Punkte, der Vorsprung auf die Relegation derer 6. Die Saison kann immer noch einigermaßen gerettet werden, bevor der Umbruch weiter vorangetrieben wird.

Mögliche Aufstellungen

Bayer Leverkusen: Leno – Hilbert, Toprak, Jedvaj, Wendell – Baumgartlinger, Kampl, Bellarabi, Brandt – Volland, Chicharito

Schalke 04: Fährmann – Coke, Höwedes, Nastasic, Kolasinac – Stambouli, Bentaleb, Goretzka – Caligiuri, Meyer (Schöpf), Burgstaller

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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