Thomas Tuchel über die „extreme Erwartungshaltung“ bei PSG und seine Zukunft

23. Dezember 2020 | Global News | BY Chris McCarthy

News | Fußball-Trainer Thomas Tuchel hat in einem Interview über die Erwartungshaltung rund um Paris Saint-Germain und seine Zukunft gesprochen.

PSG-Trainer Tuchel: „Hier ist auf jeden Fall eine extreme Erwartungshaltung“

Mit Paris Saint-Germain holte Thomas Tuchel (47) 2019/2020 das national Quadrupel. Doch war das genug? „Es hat ein Spiel gefehlt zum Champions-League-Sieg (0:1 gegen Bayern im Finale, d. Red). Und wir hatten nie so das Gefühl, dass wir die Leute jetzt auch mal überzeugt haben und sie unsere Leistung anerkennen. Es macht einen auch manchmal ein bisschen traurig oder sauer“, erklärt der Trainer im Interview mit Sport1.

Bei PSG strebt man nämlich nach mehr, und das hat negative Folgen, findet zumindest der 47-Jährige. „Hier ist auf jeden Fall eine extreme Erwartungshaltung im Klub und im Umfeld. Da hat man schon das Gefühl, dass die Wertschätzung dafür – gerade in der Liga – nicht so da ist, wie sie es zum Beispiel bei Bayern München ist. Das fehlt ein bisschen“, sagte er und betonte: „Ich finde es sehr schade für die Spieler, weil damit auch ganz seriöse Teamleistungen komplett weggewischt werden.“

Wie er und seine Mannschaft mit dem Druck umgehen? „Wir geben jeden Tag unser Bestes mit der bestmöglichen Energie. Widerstände machen dich auch während deiner Karriere stärker, weil du lernst, damit umzugehen. Du lernst, den Biss zu zeigen, kommst aus dem Selbstmitleid heraus. Wenn dich alle immer nur gut finden, dann wirst du auch nicht besser“, berichtet Tuchel.

Tuchel: Umstellung zu PSG war nicht einfach

Seit zweieinhalb Jahren ist Tuchel nun bei PSG. Er ist Umfeld und Arbeitsklima daher mittlerweile gewohnt. Am Anfang war das eine Umstellung, gerade im Vergleich zu seiner letzten Station Borussia Dortmund. „Das hat sich ganz ehrlich im ersten halben Jahr so angefühlt wie ‚bin ich jetzt noch Trainer oder bin ich Sportpolitiker, Sportminister von so einem Klub oder wo ist jetzt noch meine Trainerrolle?'“, erinnert er sich.

Es waren seine Spieler, die ihm die Anpassung vereinfacht haben. „Was mir wahnsinnig geholfen hat, sind irre viele Südamerikaner in der Mannschaft, auch im ersten Jahr schon. Die kriegst du körperlich, die kriegst du mit einer Umarmung, die kannst du mal festhalten, denen kannst du mal einen Kuss auf die Wange geben, einen Kuss auf die Stirn drücken. Die mögen das, die brauchen das“, sagt Tuchel.

Tuchel: „Ich weiß nicht, ob es immer höher, höher, höher sein muss“

Tuchels Vertrag bei PSG läuft im Sommer aus, bislang gab es keine Gespräche über eine Verlängerung und die Zeichen deuteten eher auf Abschied. Der ehemalige Mainzer bleibt gelassen. Für ihn ist es sekundär auf welchem Level es weiter geht, wenngleich der Ton der Champions-League-Hymne und die hohe spielerische Qualität natürlich ein Stück weit „süchtig“ machen.

„Ich weiß nicht, ob es immer höher, höher, höher sein muss“, sagt Tuchel und ergänzt: „Ich mag Fußball einfach. Und in einem Klub wie hier ist es nicht immer nur Fußball. An manchen Tagen denkt man sich, es könnte doch so einfach sein. Es war doch nur eine Auswechslung. Wieso ist das jetzt hier zwei Wochen das Thema? Ich denke mir da schon: Ich will doch nur Trainer sein.“

Das, wofür er Trainer geworden ist, könne er daher überall finden. „Überall, wo es einen halben Platz für mich zum Trainieren gibt und einen DVD-Player, um mir Videos zu machen. Im Kern liebe ich das Spiel, und die Befriedigung kann ich auf viele Art und Weisen als Trainer auch nochmal finden“, so Tuchel

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 (Photo by FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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