Lothar Matthäus über seine Karriere, den Trainerjob sowie die Rivalität mit Diego Maradona

29. November 2017 | Nationalelf | BY Steffen Gronwald

Im Exklusivgespräch mit Soccer Laduma, der bekanntesten Fußball-Zeitschrift Afrikas, spricht Lothar Matthäus ganz offen über seine größten Erfolge und Enttäuschungen als Spieler, den FC Bayern München, seine Position als Botschafter der Bundesliga und auch als Trainer.

 

Matthäus‘ Karriere – die Erfolge und Enttäuschungen

Im Gespräch mit Soccer Laduma Redakteur David Kappel, resümiert der Rekordnationalspieler Deutschlands ausführlich über seine Karriere als Spieler. Dabei geht er jedoch nicht nur auf die Erfolge ein, sondern auch auf die schmerzhaften Niederlagen in seinen zwei Champions League Finals.

Auf die Frage, was ihn stets angetrieben habe, nannte Matthäus „[den] Erfolg“. Er vergleicht dabei den Beruf des Fußballers mit dem des Journalisten. Dieser gebe sich auch nicht mit einer großen Story zufrieden, sondern arbeite an weiteren Geschichten und Hintergründen von und mit erfolgreichen Persönlichkeiten. Weiter sagt er:

„Ich wurde zum FIFA Fußballer des Jahres ernannt – das war eine große Ehre für mich, aber gleichzeitig auch eine große Verantwortung. Du hast die Ambition weiter zu machen, dies ist genau das, was Cristiano Ronaldo und Lionel Messi so stark macht. Sie wollen stets mehr erreichen.“

Der Siegeswille sei dafür verantwortlich, dass man immer weiter spielt. Insgesamt 26 Trophäen/Wettbewerbe konnte er im Laufe seiner Karriere gewinnen, darunter sowohl die Welt- und die Europameisterschaft, die Serie A, mehrmals die Bundesliga sowie zahlreiche individuelle Ehrungen wie den Ballon d’Or. Doch einen bestimmten Pokal durfte er nie in den Händen halten.

Die Rede ist vom wohl wichtigsten Wettbewerb auf Vereinsebene, der Champions League. Zwei Mal stand Matthäus im Finale, zwei Mal ging er als Verlierer vom Feld. Besonders bitter war dabei die Niederlage gegen Manchester United im Jahr 1999. Nachdem er ausgewechselt worden war, musste er das Fiasko von der Bank aus beobachten. Auf die Frage, wie man sich in solch einem Moment fühle, antwortete der ehemalige Bayern-Spieler:

Du fühlst dich leer, hilflos, enttäuscht. Aber das ist auch das Schöne am Spiel. Du lernst die schönen Tage zu feiern, aber auch den Umgang mit Niederlagen. Du kannst nicht immer gewinnen. […] Das ist ein Teil des Spiels.

Wobei hier festgehalten werden muss, dass die erste Final-Pleite gegen den FC Porto nicht minder bitter war, da die Bayern im europäischen Landespokal-Finale 1987 als klarer Favorit galten.

 

Über die Rivalität mit Diego Maradona

Kappel führt daraufhin an, dass ihn Diego Maradona jüngst in seinem Buch als den „größten Rivalen“ in seiner Karriere bezeichnet habe. Beide Weltstars duellierten sich vor allem in den späten 1980er Jahre in der Serie A. Der Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft spielte damals für den SSC Neapel, während der DFB-Spielführer hingegen für Inter Mailand tätig war.

Das Kompliment der argentinischen Legende macht den Weltmeister von 1990 stolz:

„Wir haben viele Duelle gehabt, nicht nur mit der Nationalmannschaft, sondern auch in der Serie A. (…) Wir haben damals zu den großen Stars im italienischen Fußball gehört. (…) Er war ein Genie, es war immer eine Ehre gegen in zu spielen. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich nicht allzu viele Spiele gegen ihn verloren habe, er war gegen meine Mannschaften häufig besser unter Kontrolle, als dies sonst der Fall war.“

Dem neutralen Beobachter sind in diesem Kontext vor allem die Finalspiele der Weltmeisterschaften 1986 und 1990 in Erinnerung geblieben. Zwar gewann Maradona das erste Endspiel, jedoch wurde er dabei weitestgehend von Matthäus ausgeschaltet. Vier Jahre später triumphierten hingegen der Deutsche und sein Team.

(Photo by Bongarts/Getty Images)

 

Über seine Rolle als Botschafter der Bundesliga und die Trainerposition

Die Rolle als Botschafter der Bundesliga genieße Matthäus, immerhin sei er „ein Kind der Bundesliga“, seine Hauptaufgabe sieht er darin allerdings nicht. Dennoch erledige er diese nach bestem Gewissen, denn die 17 Jahre in der Bundesliga, lassen ihn diese Aufgabe als „Herzensaufgabe“ sehen.

Kappel spricht Matthäus auch auf seine Zeit als Trainer an, fragt ihn nach seinen größten Erfolgen:

„Ich denke, andere sollten meinen Erfolg bewerten. Ich kann nur sagen, dass ich drei nationale Titel als Trainer gewonnen habe. Ich habe einen kleinen Verein in die Champions League gebracht und jungen Talenten geholfen bei großen europäischen Klubs zu landen. Das sind Sachen, die mich auszeichnen.“

Die Zeit als ungarischer Nationalcoach möchte Matthäus nicht missen, er spricht von einer „schönen Zeit“. Der heutige Sky-Experte ist stolz auf die Momente, die er mit seinen Spielern hatte, gerade der 2:0 Sieg mit Ungarn über Deutschland war für ihn „großartig“ und „einzigartig“:

Einen bevorzugten Wunschposten als Trainer hat Matthäus nicht, denn „Trainer zu sein ist kein Traumjob“, so der 56-jährige. Ebenso sei der Beruf des Fußballers ziemlich hart:

„Es sieht immer glorreich und schön aus […], doch du verpasst eine Menge. Es bedeutet viel Arbeit, viele Schmerzen für deinen Körper, zahlreiche Operationen. Du spielst nicht 90 Minuten lang Fußball und der Rest der Woche ist Party.“

(Photo by FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)

Über den Erfolg des FC Bayern München

Der Erfolg des FC Bayern München seit den 1970er Jahren lässt sich laut Matthäus recht einfach erklären. Die Erfahrung von Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Co. sei schlicht ausschlaggebend dafür, dass der Klub seit Jahrzehnten so erfolgreich ist. Harte Arbeit, viel Geschick und das richtige Handeln mit den Finanzen sei in Addition mit der Transferstrategie einfach passend:

„Das alles sind Faktoren, die einem Klub helfen sexy und erfolgreich zu werden.“

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images)

Steffen Gronwald

Steffen verfolgt primär den Vereinsfußball, fühlt sich im deutschen Ober- und Unterhaus zu Hause - verfolgt zugleich aber auch La Liga und die Premier League intensiv. Ob Offensivspektakel oder "park the Bus", fesseln tut ihn beides, zudem steht bei ihm auch der Schiedsrichter im Fokus. Seit 2016 bei 90PLUS.


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