HSV verlängert mit Bruchhagen – Ein Zeugnis nach dem ersten Jahr

20. Dezember 2017 | News | BY Christoph Albers

Vor ziemlich genau einem Jahr, am 14. Dezember 2016, wurde Heribert Bruchhagen zum Vorstandsvorsitzenden des Hamburger SV benannt. Nun entschied sich der Aufsichtsrat dazu seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2019 zu verlängern. Er bleibt also auch weiterhin der starke Mann des Vereins.

Nach einem Jahr zurück am Abgrund

Bruchhagen kam in einer schwierigen Zeit zum HSV, der Verein stand nach 14 Spielen mit nur zehn Punkten auf dem 16. Platz. Die Mannschaft hatte sich allerdings gerade etwas gefangen, nachdem sie nach zehn Spielen nur zwei Punkte gesammelt hatte und sich auf dem letzten Platz wiederfand. Bis zur Winterpause, die in der vergangenen Saison nach nur 16 Spielen anstand, kamen drei weitere Punkte dazu.

Dank einer starken Rückrunde, in welcher die „Rothosen“ stolze 25 Punkte sammelten (Platz 7 in der Rückrundentabelle), rettete sich der HSV im letzten Saisonspiel gegen den VfL Wolfsburg und schloss die Saison als 14. der Tabelle ab. Bruchhagen schien einige richtige Entscheidungen getroffen zu haben, die Geduld mit Trainer Markus Gisdol, die Verpflichtung Sportdirektor Todt und das Risiko im Winter gleich drei Spieler (Mavraj, Papadopoulos, Walace) für insgesamt 11,5 Millionen Euro zu verpflichten.

(Photo by Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images)

Im Sommer sollte dann der nächste Schritt folgen. Auf dem Transfermarkt gaben die Hamburger einmal mehr fast 20 Millionen Euro (bei Einnahmen von nur 5,5 Millionen Euro) aus und sahen sich gut gerüstet für die neue Saison. Mit dem Pokal-Aus in der ersten Runde gegen den VfL Osnabrück (trotz Überzahl), folgte die erste Ernüchterung aber bereits vor dem Ligastart. Dort gab es aber zwei Siege zum Auftakt, man stand plötzlich auf Rang 3 und endlich schienen es bergauf zu gehen. Vier Niederlagen später fand sich der HSV dann aber schon wieder im Abstiegskampf wieder und weilt dort bis zum heutigen Tage.

In diesem Jahr überwintert der HSV auf dem 17. Platz, einem direkten Abstiegsplatz. Ein Alptraum für den „Dino“ der Liga. Im Vergleich zum Vorjahr, hat man zwar zwei Punkte mehr, doch die Situation ist abermals prekär. Wie zum Zeitpunkt, als Bruchhagen kam. Das erscheint die Frage durchaus berechtigt zu sein, warum er nun eine Verlängerung bekommt.

Ist Bruchhagen der Richtige?

Der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas C. Peters begründet die Maßnahme wie folgt:

„Wir setzen auf Kontinuität und vertrauen Heribert Bruchhagen, dass er die anstehenden Aufgaben genauso angehen und erfolgreich bewältigen wird wie schon die Herausforderungen bei seinem Amtsantritt.“ [hsv.de]

Mit seiner Aussage spricht Peters einen sehr wesentlichen Punkt an, Bruchhagen scheint tatsächlich ein wenig Kontinuität in den sonst so unruhigen Verein einzukehren. Seitdem er im Amt ist, sitzt Markus Gisdol auf der Trainerbank und erhält die nötige Ruhe und Rückendeckung, um vernünftig zu arbeiten. Dass ein HSV-Trainer es länger als ein Jahr im Amt schafft, dürfte selbst für die größten HSV-Fans mittlerweile an ein Wunder grenzen. Auch der von Bruchhagen installierte Sportdirektor Todt scheint in seiner Stellung gefestigt zu sein, obwohl er in Sachen Kaderplanung noch nicht wirklich überzeugen konnte. Die enormen Verletzungssorgen und die finanziellen Schwierigkeiten des Vereins machen seinen Job sicherlich nicht leichter, doch die Engpässe im Kader waren schon vorher offensichtlich und die Verpflichtung des zuvor vereinslosen Sejad Salihovic war im Grunde ein Schuldeingeständnis.

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Dennoch scheint der Verein gut daran zu tun, erstmal ruhig zu bleiben, schließlich stellte sich der Erfolg auf andere Weise in den letzten Jahren bekanntermaßen auch nicht ein. Sollte der Abstieg wirklich akut drohen, wenige Spieltage vor dem Ende, muss diese Strategie nochmal auf den Prüfstein gestellt werden, doch momentan erscheint sie die beste Möglichkeit zu sein. Und Bruchhagen scheint der beste Mann zu sein, um das Schiff doch noch zurück auf Kurs zu bringen. Der Abstand auf das rettende Ufer beträgt auch immerhin nur zwei Punkte.

Heribert Bruchhagen beschreibt die Mission unterdessen gewohnt sachlich und untermauert damit die Argumentation:

„Wir befinden uns in einer sportlich ernsten Lage und werden uns im ersten Halbjahr 2018 wie schon im Vorjahr voll auf den Klassenerhalt fokussieren. Ich habe volles Vertrauen, dass wir dieses Ziel gemeinsam erreichen werden.“ [hsv.de]

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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