Harnik packt aus: „Vor Spielen habe ich manchmal Schweißausbrüche mit kaltem Schweiß bekommen“

26. Oktober 2020 | News | BY Victor Catalina

News | Seit dieser Saison spielt Martin Harnik (33) beim TuS Dassendorf – in der Hamburger Oberliga. Seine Profikarriere hat er beendet, zurück will er „zu 0,0 Prozent“.

Harnik: Machtkampf beim HSV hatte Einfluss auf die Mannschaft

Es ist erstaunlich ruhig um Martin Harnik geworden. Zur Saison 2018/19 wechselte der 68-malige österreichische Nationalspieler von Hannover 96 zu Werder Bremen, in der vergangenen Spielzeit war er an den HSV ausgeliehen. Nun hat er seine Profikarriere beendet und spielt in der Hamburger Oberliga beim TuS Dassendorf. Beim 7:1 gegen den FC Süderelbe kam er zu einem Jokereinsatz, beim 4:0 gegen Concordia fiel er mit Tor und Assist auf.

Im Interview mit Spox und Goal sprach Harnik nun erstmals über das Ende seiner Profikarriere und machte klar, dass eine Rückkehr für ihn definitiv nicht infrage kommt: „Ich sehe mich künftig zu nullkommanull Prozent im Profifußball.“

Einer der Gründe dafür, ist der Druck, den Harnik über die Jahre hatte. Vor allem, wenn er im Gespräch mit den Vereinsmitarbeitern mitgeteilt bekam: „Wenn ihr nicht aufsteigt, weiß ich nicht, ob ich nächstes Jahr noch einen Job habe. Jede Entwicklung wirkte sich auf meine körperliche Verfassung aus. Vor Spielen habe ich manchmal Schweißausbrüche mit kaltem Schweiß bekommen.“

Bildquelle: imago

Als Tiefpunkt seiner Karriere nennt Harnik den Abstieg mit dem VfB Stuttgart 2016, als er selbst in einem Formtief steckte und darüber hinaus auch mit diversen Verletzungen zu kämpfen hatte. Seine letzte Profisaison, das Leihjahr beim HSV sei ebenfalls eine große Herausforderung gewesen.

„Als ich meinen Vertrag unterschrieben habe, wirkte es so, als ginge alles in die richtige Richtung. Die Vereinsführung hat Hand in Hand mit den sportlichen Verantwortungsträgern gearbeitet. Wir haben auch eine gute Hinserie gespielt, aber dann kamen die Unruhen um die Person Bernd Hoffmann und alles hat seinen Lauf genommen. Es entstanden Machtkämpfe hinter den Kulissen und das hat sich auf die sportlichen Leistungen der Mannschaft ausgewirkt.“

Harnik: Werder-Abgang „emotionslos“ aber „fair“

Zur aktuellen Saison kehrte Harnik wieder nach Bremen zurück. Dort teilte man ihm mit, dass man nicht mehr mit ihm plant und er auch nicht mehr mit der Mannschaft trainieren solle. „Sie haben mich vor die Wahl gestellt, mit der zweiten Mannschaft oder zu Hause individuell zu trainieren. Auf Dauer wollte ich beides nicht.“

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Den Abschied selbst hat Harnik „emotionslos hingenommen“, fügte aber lobend hinzu: „Ich fand es sehr gut, dass der Klub fair mit mir umgegangen ist und mir offen mitgeteilt hat, dass ich keine Chance habe. Es hätte mich geärgert, wenn ich jeden Tag ehrlich um Einsätze gekämpft hätte, tatsächlich aber chancenlos gewesen wäre.“

Daraufhin war für ihn klar, „dass ich künftig alles meiner Familie und damit meinem Lebensmittelpunkt Hamburg unterordnen werde. Trotz einiger Anfragen von Zweitligaklubs gab es deshalb nur zwei Möglichkeiten für mich: Entweder wechsle ich fix zum HSV oder ich beende meine Profikarriere. Je länger ich über diese Frage nachdachte, desto mehr konnte ich mich mit einem Schlussstrich anfreunden.“

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Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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