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Die große Bundesligavorschau (1/6): Schalke, Freiburg, Leverkusen

19. August 2018 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Am Freitag, den 24. August startet endlich auch die Bundesliga in die neue Spielzeit. Der amtierende Meister FC Bayern München empfängt zum Auftakt in der heimischen Allianz Arena die TSG 1899 Hoffenheim, vorab liefern wir zu allen 18 Mannschaften die obligatorische ausführliche Vorschau auf die neue Saison. 

 

Im ersten Teil der Vorschau beschäftigen wir uns mit dem FC Schalke 04, dem SC Freiburg und Bayer 04 Leverkusen! 

 

FC Schalke 04

(letzte Saison: 2. Platz)

Nach der Seuchensaison 2016/17 haben die Schalker unter Neu-Trainer Domenico Tedesco in der letzten Spielzeit eine 180-Grad-Wende hingelegt und sich etwas überraschend die Vizemeisterschaft gesichert. Tedesco hat den Erfolg wieder zurück nach Gelsenkirchen gebracht und mit ihm auch eine gehörige Portion Euphorie im und rund um den Klub. Viele junge Spieler schafften unter dem 32-jährigen den nächsten wichtigen Entwicklungsschritt und obwohl einige Leistungsträger der vergangenen Saison den Verein in diesem Sommer verlassen haben, freut sich ganz Blau-Weiß auf die kommende Spielzeit. Denn neben dem Bundesligaalltag sind die Knappen auch endlich wieder in Europas Eliteklasse, der Champions League vertreten. Noch dazu hat Tedesco sein Arbeitspapier bis 2021 verlängert. Die Saison kann also beginnen.

 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: Suat Serdar (Mainz 05, 11 Mio.), Omar Mascarell (Real Madrid, 10 Mio.), Salif Sané (Hannover 96, 7 Mio.), Hamza Mendyl (LOSC Lille, 6 Mio.), Steven Skrzybski (Union Berlin, 3,5 Mio.), Mark Uth (Hoffenheim, ablösefrei), Benjamin Goller (eigene Jugend), Johannes Geis (FC Sevilla, Leih-Ende)

Abgänge: Thilo Kehrer (PSG, 35 Mio.), Benedikt Höwedes (Loko. Moskau, 5 Mio.), Coke (UD Levante, 1,5 Mio.), Leon Goretzka (Bayern München), Max Meyer (Crystal Palace), Luke Hemmerich (Erzgebirge Aue, alle ablösefrei), Pablo Insua (SD Huesca, Leihe), Marko Pjaca (Juventus Turin, Leih-Ende), Bernard Tekpetey (SC Paderborn), Donis Avdijaj (Willem II Tilburg)

 

Das neue Schalke

Als Domenico Tedesco im letzten Sommer offiziell als neuer Trainer vorgestellt wurde, wusste man noch nicht so recht, was man von diesem Schachzug von Christian Heidel halten soll. Klar, Tedesco hatte zuvor in Aue gute Arbeit geleistet. Doch würde das auch für das große, mitunter auch sehr unruhige Schalke reichen? Knapp ein Jahr später darf getrost festgehalten werden: Ja, es reicht und vielleicht sogar etwas mehr als das. Sicher, die gute letzte Saison muss erst einmal bestätigt werden. Der Trend der Knappen ist aber unverkennbar positiv. Junge Spieler wie Kehrer, Meyer, Harit oder auch McKennie machten einen gehörigen Schritt nach vorne in ihrer Entwicklung, noch dazu wurde die Defensive stabilisiert und zum Prunkstück der Schalker. Mit 37 Gegentoren stellte S04 die drittbeste Defensivreihe in der Bundesligasaison 2017/18.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Zwar hat mit Meyer, Goretzka und Kehrer viel Qualität den Vizemeister verlassen, doch Heidel und Co. haben in diesem Transferfenster ganze Arbeit geleistet. So stand der Transfer von Salif Sané schon sehr früh fest. Mit ihm haben sich die Schalker einen der besten Innenverteidiger der Liga gesichert, der keine großen Anlaufschwierigkeiten haben sollte. Mit den Verpflichtungen von Suat Serdar und Omar Mascarell wurden zudem zumindest auf dem Papier die Löcher gestopft, die durch die Abgänge von Goretzka und Meyer entstanden sind. Hinzu kommt der von seiner Leihe aus Sevilla zurückgekehrte Johannes Geis, der bei den Blau-Weißen allerdings keinen leichten Stand haben dürfte und den Verein möglicherweise sogar noch verlässt.

Anders sieht es bei Steven Skrzybski aus. Der Außenspieler kam für 3,5 Millionen Euro Ablöse von Union Berlin und verleiht dem Schalker Kader in der Offensive mehr Flexibilität. Bei den Berlinern war er das Herzstück der Mannschaft und überzeugte nicht nur aufgrund seiner starken 19 Scorerpunkte in 29 Ligaspielen. Auch die Verpflichtung von Hamza Mendyl bietet Tedesco deutlich mehr Spielraum auf den Außenpositionen. Der eigentliche Clou ist Heidel allerdings mit der ablösefreien Verpflichtung von Mark Uth gelungen. Der ehemalige Hoffenheimer bietet Tedesco mehr Variabilität im Sturmzentrum und stellt zu Burgstaller mehr als nur eine Alternative dar. Mit 14 Treffern in der letzten Saison zählte der 26-jährige zu den treffsichersten Stürmern der Liga. Und einen weiteren treffsicheren Knipser kann Schalke gut gebrauchen. Während die Defensive in der letzten Saison größtenteils stand, stellte das Team von Tedesco mit nur 53 erzielten Treffern die torärmste Offensive der Top-6 der Bundesliga. Uth könnte die Lösung für dieses Problem sein.

 

MVP Naldo und der nächste Schritt

Obwohl einige Leistungsträger der letzten Saison die Knappen verlassen haben, soll in dieser Saison der nächste Schritt erfolgen. Während das Festsetzen in der Spitzengruppe der Bundesliga das Primärziel der Schalker sein dürfte, möchte man sich auch international wieder zeigen. Die Champions-League-Teilnahme bietet die entsprechende Bühne dafür. Tedesco wird mit dieser neuen Herausforderung der Dreifachbelastung aus Liga, Pokal und Königsklasse vor eine interessante, aber auch schwere Aufgabe gestellt. Der Kader ist mit 27 Spielern breit genug aufgestellt, zudem könnte noch der eine oder andere neue Spieler bis zum 31. August dazustoßen (aktuelle Verhandlungen mit Bayerns Sebastian Rudy). Am Spielstil der Knappen wird sich vermutlich nicht viel ändern, der Fokus liegt klar auf einer kompakten Defensive, aus der dann effizient Nadelstiche nach vorne gesetzt werden sollen.

Mit Bentaleb, der in dieser Saison deutlich mehr Verantwortung übernehmen soll, Serdar, Mascarell und Harit stehen allerdings auch genügend Spieler im Kader, über die das Spiel gegen „kleinere“ Gegner durch Ballbesitz und längere Passstafetten dominiert werden kann. Insbesondere von Harit verspricht sich das Schalke-Lager einiges. Schon in der letzten Saison und auch bei der WM in diesem Sommer deutete der Marokkaner mehrfach sein großes Potential an. Weiter hinten wird Tedesco weiter größtenteils auf eine Dreierkette rund um Naldo bauen. Der mittlerweile 35-jährige Innenverteidiger spielt besser denn je und wurde vom 11-Freunde-Magazin zum Spieler der letzten Saison gewählt. Auch in dieser Runde wird Schalkes MVP wieder eine gewichtige Rolle in der Mannschaft einnehmen. Neben ihm dürfte Neuzugang Sané gesetzt sein, den dritten freien Platz in der Dreierkette teilen sich Stambouli und Nastasic.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Auf den Außenpositionen darf Schalke auch auf eine Art Neuzugang gespannt sein. Abdul Rahman Baba wurde zwar schon im Winter per Leihe in die Veltins-Arena geholt, doch schwerwiegende Verletzungen und Trainingsrückstände sorgten dafür, dass der Linksverteidiger nur am letzten Spieltag Einsatzminuten sammeln konnte. Doch nun ist er fit und konnte die Vorbereitung nutzen, um sich für die erste Elf zu empfehlen. Mit Mendyl hat Schalke zudem einen jungen talentierten Außenverteidiger aus Lille verpflichtet, der perspektivisch den Arrivierten Dampf machen soll. Insgesamt stimmt also die Mischung aus erfahrenen und jungen talentierten Spielern. Auch in dieser Saison erhofft man sich auf Schalke von Talenten wie Embolo, McKennie oder auch den Neuzugängen den nächsten Schritt. Mit Tedesco dürften sie dafür den passenden Mann an der Seitenlinie haben.

 

Player to watch: Suat Serdar

Vom Abstiegskampf in die Königsklasse: Suat Serdar hat in diesem Sommer einen gehörigen Aufstieg erlebt. Bei den Mainzern kämpfte er die letzten beiden Jahre immer gegen den Abstieg und gerade in der abgelaufenen Saison spielte sich der 21-jährige in den Fokus einiger großen Klubs. Letztlich erhielt Schalke den Zuschlag und somit wurde Serdar mit elf Millionen Euro Ablöse zum teuersten Neuzugang in diesem Sommer. Mit der Rückennummer acht beerbt er Leon Goretzka und auch spielerisch lässt sich die eine oder andere Parallele finden. Auch Serdar ist ein sogenannter Box-to-Box-Player, ein klassischer Achter, wie er selbst sagt. Doch der Mittelfeldmann kann auch auf der Sechs den Abräumer vor der Abwehr spielen.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Mit seiner Zweikampfstärke, seiner Dynamik und einem guten Abschluss bringt der Neuzugang nahezu alles mit, was es braucht, um auf lange Sicht das Erbe von Goretzka anzutreten. Hinzu kommt, dass die Entwicklung Serdars noch lange nicht abgeschlossen ist. Die positiven Eindrücke in der Vorbereitung haben die Hoffnungen der Schalker Anhänger bisher bestätigt. Serdar hat sich gut in die Mannschaft eingefügt und erzielte im Testspiel gegen den FC Southampton zudem ein sehenswertes Tor. Ob es allerdings am ersten Bundesligaspieltag zu einem Startelfeinsatz reicht, bleibt abzuwarten. Die Konkurrenz ist groß und Serdar soll sukzessive an die erste Elf herangeführt werden.

 

Die 90PLUS-Saisonprognose

Trotz der Abgänge von Goretzka und Co. kann Schalke entspannt auf die kommende Saison blicken. Heidel und Co. haben gute Arbeit auf dem Transfermarkt geleistet, nun bleibt abzuwarten, wie Tedesco und die Mannschaft mit der Dreifachbelastung umgehen können. In der Liga ist die erneute Qualifikation für die Champions League das Ziel. Ob es am Ende vielleicht sogar zu Rang zwei (oder mehr) reicht, hängt auch davon ab, wie sich die Konkurrenz aus Dortmund, Leipzig und Leverkusen in dieser Saison schlägt und wie schnell die Neuzugänge funktionieren. Das Bonbon ist sicherlich die Königsklasse. Auch hier möchten sich die Königsblauen entsprechend präsentieren. Es ist also alles angerichtet für den nächsten Schritt auf Schalke.

 

SC Freiburg

(letzte Saison: 15. Platz)

Die Breisgauer durchlebten eine schwierige Saison 2017/18, mussten bis zuletzt um den Klassenerhalt kämpfen. Abgänge von Schlüsselspielern wie Vincenzo Grifo und Maximilian Philipp waren kaum zu kompensieren, überdies sorgte die langfristige Verletzung des verlässlichen Torjägers Florian Niederlechner für weitere Probleme. Trainer Christian Streich konnte mit seiner Mannschaft nicht den Fußball spielen, den er gerne spielen lassen würde, schaffte am Ende aber trotzdem den Klassenverbleib. Die Ziele für die kommende Spielzeit sind klar, neben der fußballerischen Weiterentwicklung steht vor allem der frühzeitige Klassenerhalt im Mittelpunkt. Die Ruhe, die traditionell auch in schwierigen Situationen im Verein herrscht, könnte dafür entscheidend sein. 

 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: Luca Waldschmidt (Hamburger SV, 5 Mio.), Dominique Heintz (1. FC Köln, 3 Mio.), Philipp Lienhart (Real Madrid, feste Verpflichtung, 2 Mio.), Jerome Gondorf (Werder, 1,3 Mio.), Mark Flekken (MSV Duisburg, 0,8 Mio.), Brandon Borrello (Kaiserslautern, ablösefrei), Constantin Frommann, Keven Schlotterbeck (2. Mannschaft)

Abgänge: Caglar Söyüncü (Leicester, 20 Mio.), Aleksandar Ignjovski (Magdeburg, 0,6 Mio), Mats Möller Daehli (St. Pauli, 0,6 Mio), Rafal Gikiewicz (Union Berlin, 0,15 Mio), Lucas Hufnagel (Unterhaching, 0,1 Mio), Marc-Oliver Kempf (Stuttgart, ablösefrei), Georg Niedermeier (Melbourne, ablösefrei), Karim Guede (Sandhausen, ablösefrei), Patrick Klandt (Vereinslos), Julian Schuster (Karriereende), Vincent Sierro (St. Gallen, Leihe), Jonas Föhrenbach (Regensburg, Leihe), Mohamed Dräger (Paderborn, Leihe), Fabian Schleusener (Sandhausen, Leihe), Gaetan Bussmann, Bartosz Kapustka (Leihende)

 

 

Nicht bis zuletzt zittern

Seit Januar 2012 ist Christian Streich nun Trainer beim SC Freiburg und in den 6 1/2 Amtsjahren hat der 53-jährige bereits einiges erlebt, darunter großartige Resultate die zur Teilnahme an der Qualifikation für die Europa League berechtigten, aber auch einen Abstieg. Beim SC Freiburg baut man auf Streich, zwischen dem Trainer und den Vereinsverantwortlichen stimmt die Chemie, es könnte keinen besseren Übungsleiter für die Breisgauer geben. Nach der letzten Saison muss man zwar noch an einigen Stellschrauben drehen, die bisherige Transferbilanz gibt allerdings bereits Grund zur Hoffnung.

(Photo by Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images)

Es wurden gute Ergänzungen verpflichtet, die den Verein weiterbringen können. Mit Dominique Heintz soll der Abgang von Marc-Oliver Kempf aufgefangen werden, ob für Söyüncü noch ein Ersatz verpflichtet wird ist noch nicht sicher, Gondorf soll dem Mittelfeld Stabilität verleihen und Luca Waldschmidt die Offensive verstärken und für mehr Flexibilität sorgen. Zudem ist Florian Niederlechner nach seiner schweren Verletzung zurück und wird dafür sorgen, dass der Sportclub schwieriger auszurechnen ist. Die Abhängigkeit von Nils Petersen wird dadurch weniger, auch wenn es noch die ein oder andere Ergänzung geben dürfte.

 

Fragezeichen auf der Außenbahn

Doch trotz der bisher guten Ansätze hinsichtlich der Personalplanung gibt es weiterhin Fragezeichen, besonders auf der offensiven Außenbahn. Yoric Ravet, der im vergangenen Sommer aus der Schweiz kam und eine von Verletzungen durchzogene Saison hinter sich hat, hat sich in der Vorbereitung erneut verletzt, auch Neuzugang Borrello befindet sich noch längerfristig in der Reha. Mit Terrazzino, Kath und dem nicht auf der Außenbahn ausgebildeten Kleindienst sind die Flügelpositionen zurzeit nicht ausreichend besetzt, zumindest in qualitativer Hinsicht, gerade weil hinter Ravet noch ein grundsätzliches Fragezeichen steht.

Für Christian Streich wird es erneut darauf ankommen, dass in der Vorbereitung die notwendigen Grundlagen im konditionellen Bereich erarbeitet werden. Der SC Freiburg zeichnet sich vor allem durch seine läuferische Klasse aus, auch wenn Streich viel Wert auf die fußballerische Komponente legt, seine Mannschaft sich spielerisch befreien und strukturierte Angriffe vortragen soll. Gerade gegen individuell überlegene Gegner kann das aber nicht das einzige Mittel sein, wenngleich ein sauberes, direktes und einstudiertes Angriffsspiel für die Gegenangriffe förderlich ist.

(Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Im Mittelfeldzentrum ist die Aufteilung sehr ordentlich, Gondorf soll Haberer in spielerischer Hinsicht entlasten, sich punktuell in die Offensive einschalten. Mit Abrashi und Höfler stehen zwei Spieler mit einem defensiven Fokus im Aufgebot und auch Patrick Kammerbauer ist nach einem halben Jahr der Akklimatisierung nach seinem Wechsel aus Nürnberg durchaus ein größerer Einfluss zuzutrauen. In der Vorbereitung hinterließ er zumindest einen guten Eindruck.  Für Freiburg wird es wichtig sein einen guten Saisonstart hinzulegen. Im Vergleich zur vergangenen Saison mit dem frühen Pflichtspielstart in der Europapokalqualifikation kann die Vorbereitung nach Plan durchgezogen werden, Christian Streich der Mannschaft den gewohnten Rhythmus einimpfen.

 

Player to watch: Robin Koch

Der 22-jährige Innenverteidiger Robin Koch wechselte vor der vergangenen Saison vom 1. FC Kaiserslautern zu den Breisgauern und war bereits in seiner ersten Saison ein wichtiger Faktor. Koch absolvierte 26 Bundesligaspiele, stand ab dem 9. Spieltag in jeder Partie auf dem Platz. Koch, der auch im defensiven Mittelfeld spielen kann und dort insbesondere in der Rückrunde häufig eingesetzt wurde, erzielte zwei Kopfballtore, was vor allem bei den fußballerischen Schwierigkeiten der Freiburger elementar wichtig war, auch weil die Tore, wie zum Beispiel der Treffer beim Remis in Frankfurt, entscheidend waren.

(Photo by THOMAS KIENZLE/AFP/Getty Images)

Die 2. Saison für Koch in der Bundesliga könnte nun eine entscheidende werden. Seine Flexibilität sollte ein entscheidender Vorteil sein, Koch kann sowohl in einer Dreier- als auch in einer Viererkette eingesetzt werden, ebenso als Abfangjäger vor der Abwehr fungieren. Allerdings wird man abwarten müssen, ob nach dem Söyüncü-Abgang im Defensivzentrum, egal ob im defensiven Mittelfeld oder in der Innenverteidigung, noch einmal nachgelegt wird. Der 1,92m große Innenverteidiger hat sein volles Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft und es ist damit zu rechnen, dass er den Breisgauern zusammen mit Gulde und Heintz genügend Stabilität verleihen wird. Eine stabile Defensive ist der Schlüssel für eine entsprechend erfolgreiche Saison, die 56 Gegentreffer der vergangenen Saison sollen sich nicht wiederholen.

 

Die 90PLUS-Saisonprognose

Der SC Freiburg hat die notwendigen Vorkehrungen für eine ruhigere Spielzeit zum Teil bereits getroffen. Die ein oder andere Kaderanpassung könnte insbesondere durch die Einnahmen aus dem Söyüncü-Deal noch vorgenommen werden, ansonsten stehen die Vorzeichen für das Team von Trainer Christian Streich bereits ganz gut. Das Saisonziel Klassenerhalt ist realistisch und sofern die Breisgauer von den ganz großen Verletzungssorgen verschont bleiben und die kleinen Krisen, durch die man sich zweifelsohne navigieren muss, nicht in lange anhaltende Negativspiralen ausarten, könnte der Ligaverbleib bereits 2-3 Spieltage vor dem Ende der Saison fixiert werden. Insgesamt sollte eine Platzierung zwischen Rang 11 und 15 für den SC Freiburg herausspringen. Je früher man hinsichtlich des Klassenverbleibs auf der sicheren Seite ist, desto eher können auch in dieser Saison wieder junge Spieler integriert werden, denn auch das ist eines der Ziele von Christian Streich, dem dies in den vergangenen Jahren immer wieder gelang.

 

Bayer Leverkusen

(letzte Saison: 5. Platz)

Die „Werkself“ startete schwach in die vergangene Runde, so hatte die Mannschaft unter dem damals neuen Trainer Heiko Herrlich nach fünf Partien bereits drei Pleiten auf dem Konto. Danach fand sich jedoch das Team und man legte eine beeindruckende Serie hin: Im restlichen Kalenderjahr 2017 blieb man ungeschlagen und kletterte um die Weihnachtszeit auch endlich auf die europäischen Plätze. Doch sechs weitere Niederlagen in der Rückrunde verhinderten, dass sich Bayer im Kampf um die Top 4 einen gewissen Abstand erspielen konnte. Am letzten Spieltag war man auf eine Pleite von Hoffenheim oder Dortmund angewiesen und musste selbst in der Heimpartie gegen Hannover einen hohen Sieg erzielen. Der BVB ließ im direkten Duell bei der TSG tatsächlich Federn, doch Leverkusen gewann das Spiel gegen die 96er nicht mit der nötigen Anzahl von Treffern. So stand am Ende „nur“ die Qualifikation für die Europa League – ein Szenario, welches definitiv hätte vermieden werden können.

 

Die Transfers des Sommers:

Zugänge: Paulinho (Vasco da Gama, 18,5 Mio), Mitchell Weiser (Hertha BSC, 12 Mio), Isaac Kiese Thelin (Anderlecht, Leihgebühr 1 Mio), Lukas Hradecky (Eintracht Frankfurt, ablösefrei), Thorsten Kirschbaum (1. FC Nürnberg, ablösefrei), Sam Schreck, Tomasz Kucz, Jakub Bednarczyk (alle eigene Jugend), Aleksandar Dragovic (Leicester City, Leihende)

Abgänge: Bernd Leno (Arsenal, 25 Mio), Nikolas Lomb (Sandhausen, Leihe), Stefan Kießling (Karriereende), Marlon Frey, Vladlen Yurchenko (beide vereinslos)

 

Mehr Konstanz

Zum Jahreswechsel schien es tatsächlich so, als würde vor allem Bayer mit Schalke um die Vize-Meisterschaft konkurrieren. Das Team von Heiko Herrlich hatte einen wahren Lauf: Vor fünften Spieltag an blieb die „Werkself“ bis zur Winterpause ungeschlagen. Die vielversprechenden spielerischen Ansätze waren schon bei der Auftaktniederlage in München zu registrieren, mit jeder Partie wirkte die Mannschaft eingespielter. Herauszustellen ist auch aus diesem Zeitraum vor allem der beeindruckende 5:1 Erfolg bei Mönchengladbach.

Nachdem zum Auftakt der Rückrunde zuhause mit der zweiten Niederlage gegen die Bayern die lange Serie der Ungeschlagenheit riss, folgte ein herausragender 4:1 Sieg beim direkten Konkurrenten Hoffenheim. Nach dem Spiel im Kraichgau kletterten die Leverkusener erstmals auf den zweiten Rang. Zu diesem Zeitpunkt konnte man davon ausgehen, dass Bayer in der Saison 2018/2019 definitiv an der Königsklasse teilnehmen wird. Doch sechs Niederlagen in den letzten 13 Spielen zerstörten diese Annahme. Das Team verlor im Laufe der Rückrunde seinen Rhythmus und leistete sich unnötige Aussetzer: Gerade die Pleiten zuhause gegen Hertha (0:2) oder Stuttgart (0:1) sowie beim designierten Absteiger Köln (0:2) waren im Rückblick absolut vermeidbar.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Ein richtiger Tiefschlag folgte kurz vor dem Saisonende beim 0:4 in Dortmund. Dennoch bestand am 34. Spieltag bei oben erwähnter Konstellation immer noch die Chance und den ersten vier Teams zu landen. Doch das Spiel gegen Hannover stand sinnbildlich für die Leverkusener im vergangenen Jahr. Trotz eines vielversprechenden Starts und einer frühen 3:0 Führung, schaffte es die Mannschaft nicht gegen ein Truppe, für welche die Spielzeit gelaufen war, weitere Tore zu erzielen und hätte sich fast noch am Ende mit einer Punkteteilung begnügen müssen. Hätte man die Einstellung aus den ersten Minuten aufrecht gehalten, wäre das notwendige Ergebnis wahrscheinlich erzielt worden. Diese Problematik hat sich mehr oder weniger durch die ganze Runde gezogen. Genau dies will Bayer im kommenden Jahr besser machen.

 

Überangebot in der Offensive

Für den gerade einmal 18-Jährigen Paulinho überwies der Klub fast 20 Millionen Euro Ablöse nach Brasilien. Mit dem Neuzugang besitzt Herrlich nun eine weitere Alternative für den offensiven Mannschaftsteil. Genau da hat jedoch auch in der letzten Spielzeit nicht unbedingt der Schuh gedrückt. Mit Julian Brandt, Leon Bailey, Karim Bellarabi, Kai Havertz und nun eben auch Paulinho stehen fünf hochkarätige Optionen für die drei Positionen hinter der einzigen Spitze zur Verfügung. Wahlweise kann auch Torjäger Kevin Volland eine dieser Positionen bekleiden. Dieser konkurriert jedoch mit Lucas Alario, welcher in der Rückrunde immer besser in Fahrt kam, um den Platz in der Sturmmitte. Für die gleichen Position wurde auch Isaac Kiese Thelin, welcher nicht einen Teil des Namens der frisch pensionierten Vereinslegende Kießling trägt, sondern – zum Verdruss einiger Anhänger – auch gleiche seine alte Rückennummer 11 übernommen hat.

Im defensiveren Bereich des Mittelfeld hat sich im Sommer nichts getan. Hier kann Herrlich weiterhin auf Lars Bender, Dominik Kohr und Julian Baumgartlinger zurückgreifen. Sorgen bereitet in dieser Hinsicht Charles Aranguiz, welcher zurzeit mit Knie- und Achillessehnenproblemen zu kämpfen hat. Wann der Chilene wieder einsatzfähig ist, kann aktuell noch nicht prognostiziert werden.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Zwischen den Pfosten gab es im Sommer eine kleine Zäsur: Bernd Leno hat den Verein nach sieben Jahren in Richtung (der Bank bei) Arsenal verlassen. Die 25 Millionen Euro Ablöse waren aus wirtschaftlicher Sicht für Bayer vernünftig, vor allem da mit Lukas Hradecky ein ablösefreier Nachfolger verpflichtet werden konnte. Der Finne zeigte in den letzten Jahren herausragende Leistungen bei Eintracht Frankfurt und dürfte den Abgang von Leno auffangen können. Daneben wurde mit Thorsten Kirschbaum ein weiterer Keeper unter Vertrag genommen. Für die rechte defensive Außenbahn wurde für 12 Millionen Euro U21-Europameister Mitchell Weiser unter Vertrag genommen, was bei dem sowieso schon unzufriedenen Benjamin Henrichs sicher mit weniger Freude aufgenommen wurde. Daneben kehrt Aleksandar Dragovic von seiner Leihe bei Leicester an den Rhein zurück.

 

Player to watch: Julian Brandt

Der deutsche Nationalspieler ist in dieser Kategorie sicherlich kein Geheimtipp mehr, dennoch steht der 22-Jährige vor einer entscheidenden Saison. Im April überraschte der umworbene Youngster mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bei Bayer bis 2021. Wahrscheinlich ist dieser Schritt auch besser für Brandt, denn den Schritt zum Leistungsträger, welcher an einem schlechten Tag des Teams die Offensive auch mal alleine schultert, hat er in Leverkusen bisher (noch) nicht geschafft. Die Anlagen dazu besitzt der gebürtige Bremer allemal.

(Photo by Adam Pretty/Bongarts/Getty Images)

In den letzten drei Spielzeiten erzielte er drei Mal hintereinander genau 14 Scorerpunkte, das sind durchaus ansprechende Werte, entsprechen in der Regel jedoch „lediglich“ einem überdurchschnittlichen Bundesliga-Spieler. Von seinen Anlagen wird Brandt in der öffentlichen Wahrnehmung jedenfalls über einem solchen Spieler gesehen. Diesen Beweis muss Brandt noch erbringen – am besten in der kommenden Saison, welche mit einer CL-Teilnahme für seinen Verein endet. Angesichts seiner restlichen Vertragslaufzeit wird dann höchstwahrscheinlich ein lukrativer Wechsel ins Ausland kommen, denn er sich in dem eben beschriebenen Szenario so auch wirklich verdient hätte.

 

90PLUS-Saisonprognose

Die Qualifikation für die Königsklasse muss ganz klar das Ziel des Vereins sein. Bayer hat im Sommer all seine begehrten jungen Leistungsträger wie Brandt, Bailey oder Havertz (bisher) halten können, aus der Stammelf hat lediglich Leno die „Werkself“ verlassen. Mit Hradecky hat Bayer in dieser Hinsicht einen fantastischen Ersatz ohne Ablöse bekommen. Herrlich kann auf den identischen Kader der vorherigen Saison zurückgreifen, welcher mit Thelin, Weiser und Paulinho noch weitere qualitative Ergänzungen hinzugewinnen hat. Wenn das Team es schafft, nicht nur in einer Halbserie konstant aufzutreten, dann ist eine Platzierung unter den ersten Vier auf jeden drin.


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