Afrika Cup 2017 – Die 90PLUS Zwischenbilanz

27. Januar 2017 | News | BY Christoph Albers

Die Gruppenphase ist beendet, 24 der insgesamt 32 Spiele sind gespielt und morgen geht es schon weiter mit den K.o.-Spielen. Zeit für eine Zwischenbilanz und eine kleine Vorschau auf die kommenden Partien.

Das große Favoritensterben

Gabun, Algerien, Elfenbeinküste

Das hatten sie sich wahrscheinlich alle anders vorgestellt… Sie, das sind Gastgeber Gabun, Titelverteidiger Elfenbeinküste und „Starensemble“ Algerien. Jedes dieser Teams wurde im Vorfeld des Turniers zumindest als Mitfavorit auf den Titel gehandelt, doch für alle ist jetzt bereits nach der Gruppenphase Schluss. Die Enttäuschung ist logischerweise groß, erste Konsequenzen wurden bereits gezogen, beispielsweise ist Algeriens Coach, Georges Leekens, schon zurückgetreten.

Besonders bitter ist das Ausscheiden natürlich für Gastgeber Gabun. Zum einen natürlich, weil man im eigenen Land groß auftrumpfen und das eigene Volk verzücken wollte (was offensichtlich überhaupt nicht gelang, zum anderen, weil man nicht mal verloren, aber auch eben nicht gewonnen hat. Drei Remis, drei Punkte uns nur zwei Tore, deutlich zu wenig fürs Weiterkommen. Rückblickend wird ihnen daher besonders das erste Spiel ein Dorn im Auge sein, denn kassieren die Gabuner erst in der 91. Minute das Ausgleichtor gegen Guinea-Bissau (deren einziger Punkt). Hätten sie dieses Spiel über die Zeit gerettet und die drei Punkte mitgenommen, wäre ein Weiterkommen sicherlich mehr als möglich gewesen. Aber ihr merkt es selbst, ziemlich viel Konjunktiv… Immerhin die BVB-Fans dürfen sich freuen, dass Aubameyang unerwartet früh wieder da ist.

Auch die Algerier sind mit großer Hoffnung angetreten, auf dem Papier vollkommen zurecht, hatte man doch mit Mahrez, Slimani, Bentaleb und Co. eine Truppe mit enormer individueller Qualität zur Verfügung. Trainer Leekens hätte sogar noch mehr davon zur Verfügung gehabt, verzichtete aber freiwillig, vermeintlich im Sinne eines funktionierenden Kollektivs, auf Feghouli und Medjani. Ein Plan der aber mal so gar nicht aufging. Die Algerier haben es nicht hinbekommen ihre individuelle Qualität zu bündeln und als Team zu funktionieren. Selbst gegen die No-Name-Truppe Simbabwes reichte es nur aufgrund der individuellen Klasse von Riyad Mahrez, seines Zeichens Afrikas Fußballer des Jahres, zu einem 2:2 und einem Punkt. Gegen die deutlich schwächer besetzten, aber als Team funktionierenden Nachbarn Tunesiens setzte es dann eine 1:2-Niederlage, ein klares Zeichen. Zum Abschluss zeigte immerhin noch Slimani seine Klasse, gegen eine B-Mannschaft des Senegal (waren schon fürs VF qualifiziert). Sein Doppelpack reichte zu einem insgesamt trotzdem enttäuschenden 2:2. Ein völlig verdientes Ausscheiden und ein deutlicher Fingerzeig, woran es den Algerien mangelt.

Die Elfenbeinküste trat als Titelverteidiger an und konnte seiner Stellung in keiner Weise gerecht werden. Aber fairerweise muss man auch sagen, dass es nicht mehr die Mannschaft ist, die sie noch vor zwei Jahren war. Die „goldene Generation“ um die Toure-Brüder, Didier Zokora und Didier Drogba hat abgedankt und naturgemäß ein großes Loch hinterlassen. Mit Eric Bailly, Serge Aurier, Franck Kessie und Wilfired Zaha war zwar immernoch viel Talent im Kader vorhanden, aber es fehlte eine funktionierende Achse, die das Team stabilisiert und lenkt. Zudem sind einige Spieler wie Wilfried Bony oder auch Serey Die momentan nicht ganz auf dem Niveau, auf dem sie mal waren. Die „Elefanten“ müssen sich jetzt neu organisieren, um wieder in die Spur zu finden. Salomon Kalou beispielsweise ist nach dem Ausscheiden bereits aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. In der Gruppe musste man der DR Kongo und Marokko den Vortritt lassen, ein Remis gegen Erstere und eine Niederlage gegen Letztere, sowie ein 0:0 gegen Togo waren klar zu wenig, das Ausscheiden zweifelsohne verdient.

 

(Photo credit should read GABRIEL BOUYS/AFP/Getty Images)

Die Außenseiter

Guinea-Bissau, Simbabwe, Togo, Uganda

In jeder Turniergruppe gab es einen klaren Außenseiter, Guinea-Bissau in Gruppe A, Simbabwe in Gruppe B, Togo in Gruppe C und Uganda in Gruppe D. Schon im Vorfeld des Turniers war klar, dass keines dieser vier Teams eine ernsthafte Chance auf ein Weiterkommen haben würde (so auch unserer Vorschau zu entnehmen ;-)).

Um es kurz zu machen – so war es dann auch. Keiner der Vier schafft auch nur einen einzigen Sieg, alle schieden als Gruppenletzter (mit je einem Punkt) aus. Am besten verkaufte sich noch Simbabwe, ihnen gelangen immerhin noch vier eigene Treffer, acht Gegentore sind aber auch die Kehrseite. Bemerkenswert war aber, dass die ersten drei Teams (G.-B., Simbabwe und Togo) den vermeintlichen Mitfavoriten (oben angesprochen) jeweils ein Remis abringen konnten. Sie sind also gewissermaßen zum Zünglein an der Waage geworden und sind definitiv mitverantwortlich für das Favoritensterben. Mehr als eine Nebenrolle gibt es aber auch dafür nicht.

Die Viertelfinalisten

Burkina Faso, Kamerun, Senegal, Tunesien, DR Kongo, Marokko, Ägypten, Ghana

Zunächst mal, kein Team hat es geschafft alle neun Punkte in der Gruppenphase zu holen, immerhin drei Teams holten aber sieben Punkte. Senegal und Ghana waren zudem schon nach dem zweiten Spieltag für das Viertelfinale qualifiziert, waren daher insgesamt sehr souverän. Dem Senegal gelang dann im dritten Spiel, in B-Besetzung, ein respektables 2:2 gegen Algerien, während Ghana sich Ägypten geschlagen geben musste und sogar noch auf Platz 2 verdrängt wurde. Die Ägypter sind dabei als einziges Team komplett ohne Gegentor ausgekommen und untermauern damit ihre Qualitäten in Sachen Stabilität und Organisation. Allerdings gelangen ihnen, wie auch Ghana, nur zwei Tore, die wenigsten aller Viertelfinalisten. Dennoch ist gerade die Defensive erfahrungsgemäß der Grundstein für den Erfolg, besonders beim Afrika Cup. Die meisten Treffer gelangen dem Senegal, Tunesien und der DR Kongo mit je sechs eigenen Toren. Tunesien kassierte dafür aber auch gleich fünf Gegentore, die meisten aller Viertelfinalisten.

 

(Photo credit should read KHALED DESOUKI/AFP/Getty Images)

Ausblick

Am Samstag und am Sonntag stehen folgende Viertelfinal-Spiel auf dem Programm:

Burkina Faso vs. Tunesien

Ein Duell zweier Teams mit denen man nicht zwingend in der Runde der letzten Acht rechnen musste. Burkina Faso holte zunächst zwei respektable Remis gegen Gabun und Kamerun in der Gruppe und sicherte sich schließlich mit einem Sieg gegen Guinea-Bissau den Einzug ins Viertelfinale. Alles sehr anständig, aber kein wirkliches Ausrufezeichen dabei. Tunesien hingegen musste sich nur dem starken Senegal geschlagen geben und konnte sowohl Simbabwe, als auch Algerien besiegen. Tunesien schätzen wir stärker ein und gehen davon aus, dass ihnen der Sprung ins Halbfinale gelingt.

Senegal vs. Kamerun

Kamerun musste auf viele Top-Spieler verzichten, die Mannschaft ist nicht so namhaft besetzt wie früher, daher ist der Einzug ins Viertelfinale bereits ein Erfolg. Wie bei Burkina Faso, reichten ein Sieg gegen den Außenseiter Guinea-Bissau und zwei Remis zum Weiterkommen. Jetzt heißt der Gegner aber Senegal. Der Senegal ist für uns das stärkste Team im Turnier, di bisherigen Ergebnisse belegen das zudem eindrucksvoll. Die Mannschaft ist gut besetzt und ausbalanciert. Alles andere als ein Weiterkommen des Senegals würde uns doch sehr wundern.

DR Kongo vs. Ghana

Die möglicherweise schwierigste Begegnung im Viertelfinale für uns. Beide Teams konnten im bisherigen Turnierverlauf mit guten Ergebnissen überzeugen und verfügen über gute Einzelkönner. Das Team der Ghanaer ist möglicherweise etwas besser ausgeglichen. Für Ghana spricht zudem die große Erfahrung mit solchen Turnier, viele Spieler kennen das und sind schon weiter gekommen. Wir gehen von einem sehr engen Spiel aus, tippen im Zweifel aber auf Ghana.

Ägypten vs. Marokko

Die Ägypter waren in der Gruppe sehr souverän und haben mit Mo Salah einen Spieler in ihren Reihen, der ein Spiel allein entscheiden kann. Die gute Defensive haben wir ja bereits angesprochen. Marokko hat gezeigt, dass sie da sind, wenn es drauf ankommt. Zudem steht mit Herve Renard der amtierenden Sieger-Coach des Afrika Cups am Rand. Dennoch gehen wir davon aus, dass Ägypten eine Runde weiterkommt.

 

(Photo credit should read JUSTIN TALLIS/AFP/Getty Images)

Weiterer Turnierverlauf

Im ersten Halbfinale trifft der Sieger der Partie Burkina Faso – Tunesien auf den Sieger der Partie Ägypten – Marokko, im zweiten Halbfinale dann entsprechend der Sieger der Partie Senegal – Kamerun auf den Sieger der Partie DR Kongo – Ghana. Diese Spiele finden dann am kommenden Mittwoch bzw. Donnerstag statt.

Am 4. Februar findet dann das Spiel um den dritten Platz statt, das Finale wird am 5. Februar ausgetragen.

Wir bleiben dabei, für uns ist der Senegal der Favorit auf den Turniersieg. Die ersten drei Spiele haben uns in unserer Meinung bestärkt. Als Finalgegner vermuten wir Ägypten. Mehr dazu aber dann, wenn es soweit ist. ;-)

Bei 90PLUS bleibt ihr ansonsten natürlich auch weiterhin auf dem Laufenden!

 

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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