AC Mailand: Opfert Gazidis Boban für Rangnick?

News | Ralf Rangnick wird als potenzieller Nachfolger von Stefano Pioli auf den Trainerposten beim AC Mailand gehandelt. Doch diese Personalie könnte mehr Bewegung nach sich ziehen, als gedacht.

Gazidis‘ erfolglose Zeit beim FC Arsenal

„Ein Fußballfunktionär der Marke ‚Weltklasse‘ mit sportlichem wie geschäftlichem Erfolg auf der ganzen Welt“. So stellte der AC Mailand im Oktober 2018 seinen neuen Vorstandsvorsitzenden Ivan Gazidis in einer Pressemitteilung vor. Weiter hieß es: „Unter der Führung von Herrn Gazidis genoss der FC Arsenal sowohl Erfolg auf, als auch Wohlstand neben dem Platz.“

Allein, das mit dem Erfolg ist eher Ansichtssache. Im November 2008 übernahm der Südafrikaner die Gunners. Gerade mal zweieinhalb Jahre zuvor hatte Arsène Wenger mit ihnen das Finale der Champions League erreicht und unterlag dem FC Barcelona 1:2. Davon sind sie im Moment ein gutes Stück entfernt. In der Liga stehen sie auf Platz 10, ihr letztes Champions League-Spiel datiert vom 7. März 2017, 1:5 gegen den FC Bayern. Und in der Deloitte Football Money League, einer Rangliste der umsatzstärksten Fußballvereine, sind sie vom 5. auf den 11. Platz zurückgefallen – ihr schlechtester Wert seit 2001. Dazu wurden unter seiner Führung Spieler wie Alexis Sánchez verkauft oder Aaron Ramsey ablösefrei gehen lassen.

Das neue Milan?

Er hinterließ Arsenal im Chaos. Und genau ein solches sollte er in Mailand nun helfen zu beheben. Gordon Singer, seines Zeichens Arsenal-Fan, sah in ihm den Auserwählten. Seinem Vater, Paul Singer gehört die Elliott Management Corporation, die Juli 2018 die Führung über den siebenmaligen Europapokalsieger übernommen hatte. Der bisherige Inhaber Li Younghong schaffte es nicht mehr, seine Schulden zurückzuzahlen.

Zusammen entschieden sich die Elliott Management Group und Gazidis für drei Ex-Spieler, die helfen sollten, den AC Mailand zurück zu altem Glanz zu führen: Leonardo, als Sportdirektor, Paolo Maldini, Leiter für sportliche Strategie und Entwicklung, sowie Gennaro Gattuso als Cheftrainer. Nach einem 5. Platz in der Vorsaison blieb von den dreien nur noch Maldini. Leonardo zog es nach Paris und Gattuso trainiert jetzt den SSC Neapel. Um Maldini einen Verbleib schmackhaft zu mache, wurde er zum technischen Direktor befördert. Mit Zvonimir Boban hat er einen weiteren Ex-Kollegen zur Seite gestellt bekommen.

Ihre größte Amtshandlung war die Einstellung von Marco Giampaolo als Nachfolger Gattusos. Ein Trainer, den sie aufgrund von Erfolglosigkeit nach gerade einmal sieben Spielen wieder entlassen mussten. Stefano Pioli heißt der Neue und seine Arbeit kann sich durchaus sehen lassen. Er hat die Lage rund um das San Siro beruhigt, steht auf Platz 7, drei Punkte und ein Spiel hinter Vor-Vorgänger Gattuso auf Platz 6. Dazu hat die Wiederverpflichtung von Publikumsliebling Zlatan Ibrahimovic nochmal zusätzlich zur Stimmungsaufhellung beigetragen.

Frust von allen Seiten

Pioli hat Milan wieder auf Kurs gebracht. Allein, mehr als ein Platzhalter scheint er nicht zu sein. Ivan Gazidis hat andere Pläne. Er will Ralf Rangnick ins San Siro holen – und entschied das kurzerhand über die Köpfe von Maldini und Boban hinweg. Letzterer ließ daraufhin seinem Frust in der Gazzetta dello Sport freien Lauf: „Die Tatsache, dass wir darüber reden müssen, bringt keinem etwas. Das Schlimmste ist, dass das Ganze in einer Phase passiert, in der sich das Team verbessert und man Stefano Piolis harte Arbeit sieht. Uns nicht einmal zu warnen, war respektlos und geschmacklos. Es war nicht der Milan-Stil. Zumindest nicht der Milan-Stil, den wir in Erinnerung haben. Wir haben bereits mit Gazidis gesprochen. Zum Wohle Milans ist es nötig, dass es so schnell wie möglich ein Treffen mit den Eigentümern gibt.