European Conference League – was ist das eigentlich ? Ein Guide für Max Kruse und alle anderen

6. April 2021 | Trending | BY Yannick Lassmann

Spotlight | Die UEFA hat zur kommenden Spielzeit eine gewichtige Europapokal-Reform vorgenommen. Das Teilnehmerfeld der Europa League wird verkleinert. Dafür wurde mit der European Conference League ein neuer Wettbewerb eingeführt, dessen Ablauf hierzulande noch weitgehend unbekannt ist.

Kruse: „Conference League ? Ich weiß noch nichtmal, was das ist“

Union Berlin belegt derzeit Rang sieben in der Bundesliga. Dieser würde zur Teilnahme an der European Conference League berechtigen, wenn Borussia Dortmund oder RB Leipzig, die höchstwahrscheinlich ohnehin einen Startplatz im internationalen Geschäft erreichen werden, den DFB-Pokal gewinnen. Nachdem die Eisernen vor eineinhalb Wochen den 1.FC Köln mit 2:1 bezwangen, wurde Leistungsträger Max Kruse (33) zum neu geschaffenen Wettbewerb befragt und antwortete ehrlich: „Europa League hätte ich Bock drauf. European Conference League hätte ich irgendwie nicht so Bock drauf. Ich weiß noch nichtmal, was das ist.“ Auf die Spuren des dritten Europapokals – mit dem bislang nicht nur Kruse, sondern viele Fußballinteressierte kaum etwas anfangen können – wollen wir uns nun begeben.

(Photo: Imago/Matthias Koch)

Im Dezember des vergangenen Jahres verkündete die UEFA die Einführung der European Conference League. Sie kommt zur neuen Saison und soll vor allem den kleinen Vereinen eine Plattform geben. Präsident Alexander Ceferin (53) erklärte: „Es wird mehr Spiele für mehr Klubs geben, wobei mehr Nationalverbände in den Gruppenphasen vertreten sind.“ Dies spült wiederum mehr Geld in die Kassen der Vereine – und vor allem in die der UEFA. In der neugegründeten Conference League gehen 32 Mannschaften an den Start. Das Europa-League-Feld wird dafür von 48 auf 32 verschlankt, was der Verband als Aufwertung des Wettbewerbs verkauft. Da in der Champions League ebenfalls 32 Teams in der Vorrundengruppen antreten, erreichen insgesamt 96 statt der vorherigen 80 Vereine aus mindestens 34 statt 26 Nationalverbänden die Europapokal-Gruppenphase. Dementsprechend wurde der Conference-League-Modus konstruiert, auf den wir detailliert blicken.

Der Conference-League-Modus:

Komplizierte Qualifikation

Anders als in Champions oder Europa League ist kein Verein für die Gruppenphase gesetzt. Insgesamt bestreiten 184 Vereine aus allen 55 UEFA-Mitgliedsverbänden die in vier Runden aufgeteilte Qualifikation. Zu Beginn starten schon Mitte Juli 72 Mannschaften, die allesamt zu den kleineren Fußballnationen gehören. Darunter sind die Pokalsieger aus Andorra, Liechtenstein oder Gibraltar. Die Namhaftigkeit erhöht sich bereits in der 2. und 3.Qualifikationsrunde, wo Vertreter aus Portugal, den Niederlanden, Russland oder der Türkei in den Wettbewerb einsteigen. 26 Vereine erreichen aus diesen Begegnung letztendlich die Playoffs. Erst dort stoßen die Starter aus den fünf europäischen Top-Ligen (Premier League, La Liga, Serie A, Bundesliga und Ligue 1) hinzu. Dazu kommen noch drei Verlierer aus der Champions-League-Qualifikation, sodass in 17 direkten Duellen die Teilnehmer an der Gruppenphase ermittelt werden.

Besonders die Auftaktrunden dürften in eher kleineren Stadien über die Bühne gehen. (Photo: Imago/Marius Simensen)

Fünf weitere Starter werden über einen Meisterweg gefunden. In diesem Fall dient die Conference League als Auffangbecken für die gescheiterten Meister aus den nationalen Ligen in der Champions-League- und Europa-League-Qualifikation. Denn die fünf Verlierer der 3.Champions-League-Qualifikationsrunde treffen in Play-Offs auf die fünf Verlierer der 3.Europa-League-Qualifikationsrunde. Die übrigen zehn mitwirkenden Vereine ergeben sich aus den Verlierern der Playoffs zur Europa League.

Die Endrunde – dem Sieger winkt ein Europa-League-Startplatz

Die letztlich im September beginnende Gruppenphase verläuft unkompliziert. Die 32 Vereine werden in acht Gruppen mit jeweils vier Startern gelost. Sie ermitteln in Hin- und Rückspielen eine Abschlusstabelle. Der Erstplatzierte jeder Gruppe erreicht direkt das Achtelfinale, während die Zweitplatzierten in der Zwischenrunde antreten müssen. Dort messen sie sich mit Tabellendritten der Europa-League und ermitteln die restlichen Achtelfinalteilnehmer. Ab dann greift das gewohnte K.O.-System. Das erste Conference-League-Endspiel soll am 25.05.2022 in Tirana steigen. Der Gewinner erhält neben einem noch nicht enthüllten Pokal einen Startplatz für die Europa-League-Saison 2022/23.

Preisgeld und TV-Präsenz

Die Preisgeldverteilung veröffentlichte die für ihren Fokus auf die Champions League bekannte UEFA bislang noch nicht. Allerdings dürften die Summen noch geringer als in der Europa League ausfallen. Deshalb könnte das Interesse am Wettbewerb bei Vereinen aus den Spitzenligen eher begrenzt sein. Kruse fügte seinen oben genannten Worten noch an:„Da können andere spielen.“ Dem Urteil schließen sich längst nicht alle Vertreter aus der Bundesliga an. Sven Mislintat (48), Sportdirekor des VfB Stuttgart – dem aktuellen Tabellenachten, meinte:„Ganz ehrlich, wenn wir es schaffen, dann würden wir sie auch mit voller Inbrunst spielen.“

Max Eberl (47) äußerte sich ähnlich, obwohl er mit Borussia Mönchengladbach zuletzt Champions-League-Spiele gegen Real Madrid, Inter Mailand oder Manchester City erlebte:„Jeder Wettbewerb in Europa ist für Mönchengladbach ein Erfolg.“ Genauso werden zahlreiche Vereine aus kleineren europäischen Ligen denken, die von den Einnahmen aus der Conference League enorm profitieren dürften.

Die Begegnungen werden parallel zur Europa League ausgetragen. Der Anpfiff wird jeweils am Donnerstag um 18.45 und 21.00 Uhr ertönen. Die TV-Rechte sicherte sich RTL, das die Partien über den Hauptsender, den Spartensender NITRO sowie die Internetplattform NOW ausstrahlen wird. Mal schauen, ob wir Max Kruse nächstes Jahr dort sehen.

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Yannick Lassmann

Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.


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