U21-EM | Deutschland vs. Portugal: Krönt sich die „Mannschaft ohne Limits“?

6. Juni 2021 | Global News | BY Victor Catalina

Vorschau | Nach 2017 und 2019 führt Stefan Kuntz die deutsche U21 beim Turnier in Ungarn und Slowenien zum dritten Mal in Folge ins Finale. Dort will Deutschland gegen Portugal den dritten EM-Titel klarmachen. Doch davor wartet noch ein äußerst unangenehmer Gegner.

Anpfiff der Partie ist am Sonntag, 21:00 Uhr, Live auf Pro7

  • Deutschland: Je schwerer das Spiel, desto größer der Teamgeist – führt Stefan Kuntz die DFB-Elf zu seinem zweiten Titel im dritten Finale?
  • Portugal: Wiedergutmachung für 2015?
  • Bilanz zwischen beiden Mannschaften spricht klar für Portugal

Deutschland: Die Mannschaft ohne Limits

Nach dem 2:1 gegen die Niederlande bekam Nico Schlotterbeck eine Frage gestellt, die so oder ähnlich sicher auch vielen Fans durch den Kopf gegangen sein dürfte: „Hat diese Mannschaft Limits?“

Schlotterbecks Antwort: „Ich glaube, die Mannschaft hat kein Limit.“ Und immer, wenn sie eines zu erreichen droht, weiß sie sich trotzdem noch zu befreien. In der Gruppenphase verschuldete Finn Dahmen (23) im Duell mit Justin Kluivert (22) einen Gegentreffer. Lukas Nmecha (22) bügelte den Fehler in der 84. Minute aus. Gegen Dänemark ließ man vor allem in der ersten Halbzeit zahlreiche gute bis sehr gute Torgelegenheiten liegen. So wurde man rund 20 Minuten vor Schluss mit der Aufgabe betraut, den Dänen ihr erstes Gegentor des Turniers einzuschenken. Deutschland gelangen gleich zwei. Und auch im Elfmeterschießen ließ sich die Mannschaft nicht von Jonathan Burkardts (29) Fehlversuch aus der Ruhe bringen. Dahmen parierte zweimal, Paul Jaeckel (22) traf zum entscheidenden 6:5 und ermöglichte so das abermalige Duell mit Oranje, das die U21 am Donnerstag dank zweier Tore von Florian Wirtz (18) binnen der ersten siebeneinhalb Minuten 2:1 gewann.  

 

 

 

 

Hier zeigt sich wieder einmal der Teamgeist, der Stefan Kuntz‚ (58) Mannschaften schon in den vergangenen beiden Turnieren ausgezeichnet hat – und vielleicht in diesem noch ein Stück mehr. Ridle Baku (23/VfL Wolfsburg), Nico Schlotterbeck (21/Union Berlin) und Mateo Klimowicz (20/VfB Stuttgart) sind die einzigen im Kader, die in der Bundesliga für Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte auftreten. Im Vergleich dazu boten beispielsweise die Franzosen, Engländer oder Niederländer zahlreiche Akteure auf, die regelmäßig europäisch oder sogar Champions League spielen.

Für die U21 unter Stefan Kuntz ist es das dritte EM-Finale im dritten Versuch. Zuvor reichte es zu lediglich zwei Endspielteilnahmen, 1982 und 2009. Wobei man letzteres unter Horst Hrubesch (70) gewann. 2017 gab es den zweiten Erfolg, einen 1:0-Sieg gegen Spanien dank einer Kopfball-Bogenlampe von Mitchell Weiser (27). Zwei Jahre später revanchierten sich die Spanier und gewannen 2:1. Somit stehen für Kuntz sagenhafte zwei Niederlagen in drei Turnieren zu Buche. Nicht ausgeschlossen, dass es dabei bleibt. Denn Limits scheint diese Mannschaft keine zu kennen.

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Portugal: Erster Erfolg im dritten Versuch? – die Bilanz gegen Deutschland stimmt

Nicht minder erfolgreich als die deutsche U21 sind auch die Portugiesen. Im Herbst 2019 leistete sich die Mannschaft von Rui Jorge (48) zwei sieglose Spiele in Folge. Die Bilanz seitdem: Zwölf Spiele, zwölf Siege. Die Gruppenphase schlossen die Porugiesen vor Kroatien, der Schweiz und England als Erster ab. Wie die Dänen und die Spanier blieben auch sie ohne Gegentor.

Im Viertelfinale musste Portugal schließlich seine ersten und einzigen Gegentore hinnehmen. Gegen Italien führte man zwischenzeitlich 2:0 und 3:1, am Ende mussten die Esperanças in die Verlängerung und gewannen dort 5:3.Das Halbfinale war auf dem Papier eine klare Angelegenheit: Spanien war in sämtlichen Kategorien überlegen: 56 Prozent Ballbesitz, 89 Prozent Passquote, 20:8 Torschüsse, 4:1 aufs Tor. Aber es war genau der eine von Jorge Cuenca (21) abgefälschte Abschluss, der Portugal ins erste Finale seit 2015 brachte und das dritte insgesamt.

Bildquelle: imago

Damals unterlagen sie – etwas überraschend – den Schweden im Elfmeterschießen. Das Ticket in besagtes Finale löste Portugal gegen Deutschland. 5:0 gab es für die Mannschaft von Horst Hrubesch beim Turnier in Tschechien auf die Olmütz. Generell spricht die Statistik zwischen Deutschland und Portugal eher für die Portugiesen. Je drei Siegen für Deutschland und drei Unentschieden stehen sechs portugiesische Erfolge gegenüber – bei 22:16 Toren.

Trainer Rui Jorge ist schon seit 2010 im Amt und setzte auch bei seinem letzten Duell mit Deutschland 2015 auf ein 4-3-1-2. Daniel Bragança (22) zieht diesmal die Fäden im Mittelfeld. Vor ihm ist Fábio Vieira (21) dafür zuständig, die beiden Stürmer, Dany Mota (23) und Rafael Leão (21) einzusetzen. Ob es auch gegen diese unnachgiebige deutsche Mannschaft reichen wird, wird sich jedoch erst am Sonntagabend zeigen.

Prognose

Es ist ein Duell zwischen mannschaftlicher Geschlossenheit auf der einen Seite und höchster technischer Qualität auf der anderen. Allerdings haben beide Mannschaften im Laufe des Turniers bewiesen, dass sie das Metier des jeweils anderen auch beherrschen. In den ersten 20 Minuten spielte Deutschland die Niederländer phasenweise her – und Portugal musste gegen Spanien lange leiden, bevor zehn Minuten vor Schluss die Tür ins Finale doch noch aufging. Man darf ein äußerst hochklassiges und intensives Finale erwarten, bei dem auch eine Verlängerung oder mehr nicht ausgeschlossen ist.  

 

 

Mögliche Aufstellungen:

Deutschland: Dahmen – Ri. Baku, Pieper, N. Schlotterbeck, Raum – Maier, Dorsch, Özcan – Wirtz, Nmecha, Berisha

Portugal: Diogo Costa – Diogo Dalot, Diogo Queirós, Diogo Leite, A. Conte – Vitinha, D. Bragança, Gedson Fernandes – Fábio Vieira – Rafael Leão, Dany Mota

Photo: ANP ROBIN VAN LONKHUIJSEN/imago

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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