„Natürlich Manchester United“, Liverpool macht’s möglich & das gefährlichste Duo aller Zeiten

9. März 2021 | Trending | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | Es war „natürlich“ Manchester United, das die Siegesserie von Manchester City am Wochenende beendete. Liverpool machte für Fulham Unmögliches möglich und Tottenham hat nun auch offiziell das gefährlichste Duo in der Geschichte der Premier League. 

„Natürlich Manchester United“-Award: Manchester City

21 Siege in Serie, 28 Spiele ohne Niederlage: Manchester City rollte in den vergangenen Monaten unaufhaltsam durch England und Europa. Ausgerechnet beim Stadtrivalen gab es am Sonntagabend ein abruptes Ende der Serie. Manchester United bezwang den Tabellenführer mit 2:0. Natürlich Manchester United.

Seit Beginn der Saison 2019/2020 haben die Cityzens ganze fünf Spiele im Etihad Stadium verloren – drei davon gegen die Red Devils. Darüber hinaus ist Ole Gunnar Solskjaer der einzige Trainer, der Pep Guardiola öfter bezwang (vier Mal) als ihm unterlag (drei Mal). Während Manchester City weiterhin das Maß aller Dinge ist und auch in den letzten Jahren kein Zweifel an der Vorherrschaft in der Stadt bestand, kommt das weniger überraschend. Die Partie am Sonntag lief so ähnlich ab, wie die letzten Siege ManUniteds. Denn die passive Rolle, die so gut wie jeder Gegner gegen die Skyblues einnimmt, liegt Solskjaers Mannschaft besonders: Abwarten, gut stehen und effizient kontern.

Manchester United begann dieses Mal allerdings überraschend mutig und giftig, verunsicherte damit die ungewohnt lethargisch wie schlampigen Hausherren. Die frühe Führung nach einem Elfmeter durch Bruno Fernandes passte ins Bild. Im Anschluss dominierte ManCity zwar die Partie, scheiterte aber an der eigenen Ungenauigkeit, aber vor allem an der herausragenden gesamtmannschaftlichen Defensivleistung.

„Liverpool macht es möglich“-Award: FC Fulham

Es ist keinen Monat her, da schien der direkte Wiederabstieg des FC Fulham unausweichlich. Zehn Punkte betrug der Rückstand auf das rettende Ufer am 13. Februar. Und obwohl die Form zuletzt stimmte, schien den Cottages nach zwei Siegen in Folge auch das nötige Glück zu fehlen, um einen letzten Angriff zu wagen. Gegen Crystal Palace gab es ein enttäuschendes 0:0, gegen Tottenham eine unglückliche 0:1-Niederlage. Zu allem Überfluss musste der Aufsteiger aus London am Sonntag zum amtierenden Meister an die Anfield Road.

Dort hatte Fulham zum letzten Mal vor neun Jahren ein Spiel gewonnen, einem Aufsteiger gelang hier sogar letztmals 2010 ein Dreier. Aktuell herrschen aber an der einst so angsteinflößenden Spielstätte des FC Liverpool andere Gesetze. Am Sonntag setzte sich die historisch schlechte Form der Mannschaft von Jürgen Klopp fort, es folgte erstmals seit 1954 die sechste Heimniederlage in Serie.

Dank einer herausragenden Mannschaftsleistung voller Energie, Wille und Courage gelang dem FC Fulham ein verdienter 1:0-Auswärtserfolg über die Reds. So beachtlich die Vorstellung und verdient der Sieg auch waren, das lag auch an der Verfassung des Gegners. Dieser FC Liverpool macht es derzeit nämlich möglich, dass ein Abstiegskandidat träumen und neuen Mut schöpfen darf. Fulham ist nun punktgleich mit Brighton (17.). Die dezimierte Klopp-Elf dagegen wirkte erneut zermürbt, platt und spielte wie eine Mannschaft, die dem Saisonende entgegenhinkt. Ein gefährlicher Zustand, beträgt der Rückstand auf Platz vier nun vier Punkte.

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„Gefährlichstes Duo aller Zeiten“-Award: Harry Kane and Heung-Min Son

Zugegeben, wir haben an dieser Stelle 2020/2021 bereits öfter über die Bestmarken von Harry Kane und Heung-Min Son gesprochen. Am Sonntag aber zementierten die beiden Angreifer von Tottenham ihren Status als das gefährlichste Duo in der Geschichte der Premier League. Beim ungefährdeten 4:1-Erfolg über Crystal Palace eroberten zwar die Doppelpacker Gareth Bale und Kane die Schlagzeilen, doch es war eine Vorlage von Son, die in die Rekordbücher eingeht.

In der 76. Minute legte der Südkoreaner nach einer schönen Flanke von Erik Lamela frei vor dem Tor auf Kane auf, der nur noch den Fuß hinhalten musste. Es war bereits das 14. Saisontor, dass Son und Kane in Co-Produktion erzielten. Damit wurde der bisherige Rekord von Alan Shearer und Chris Sutton (13) aus der Meistersaison der Blackburn Rovers 1994/1995 gebrochen. Und wir haben noch elf Spiele.

 

„Tuchel-Effekt“-Award: FC Chelsea

Als Thomas Tuchel an der Stamford Bridge anheuerte, hinkte der FC Chelsea den eigenen Erwartungen mächtig hinterher. Die als Mindestziel deklarierte Qualifikation zur Champions League war vier Punkte entfernt, Hoffnung auf Besserung gab es unter Frank Lampard kaum.

Doch Tuchel hat die Blues regelrecht transformiert. Am Montagabend blieben die Londoner auch im neunten Ligaspiel unter dem deutschen Trainer ohne Niederlage, holten beim bequemen 2:0-Erfolg über Everton den sechsten Dreier seiner Amtszeit.

Mit dem Wechsel zu einer Dreierkette hat Tuchel der Mannschaft deutlich mehr Ordnung und Stabilität eingehaucht, in den neun Spielen gab es lediglich zwei Gegentore. Darüber hinaus spielt sich nun auch die Offensive immer besser ein. Gegen die Toffees wusste auch Top-Neuzugang Kai Havertz endlich zu überzeugen.

Chelsea wird langsam zu der Mannschaft, die man sich nach dem aggressiven Transfersommer erhoffte und hat nun Platz vier beansprucht. Der Tuchel-Effekt ist in vollem Gange.

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„Handballspieler“-Award: Erik Pieters

Beim glücklichen 1:1 des FC Burnley zu Hause gegen den FC Arsenal wurde Erik Pieters für die Hausherren zu so etwas wie dem Matchwinner. Das lag allerdings nicht unbedingt an seinen fußballerischen Fähigkeiten. Doch der Reihe nach. Nachdem die Gunners auf dem besten Weg schienen, problemlos alle drei Punkte mitzunehmen, schenkte Granit Xhaka kurz vor der Pause die Führung her. Der Schweizer setzte tief im eigenen Strafraum zum Querpass und schoss Chris Wood an; der Ball kullerte zum 1:1 ins Tor.

Nach der Pause und einer langen Schockstarre der Londoner kam Pieters ins Spiel. Arsenal begann auf den Sieg zu drücken und scheiterte gleich zwei Mal am Arm des Verteidigers. Beim ersten Mal versuchte Nicolas Pépé sich im Strafraum durchzusetzen, indem er den Ball anhob, doch Pieters streckte den Arm aus und blockte das Spielgerät ab. Video-Referee Kevin Friend sah es nicht mal für notwendig, Schiedsrichter Andre Marriner um eine Betrachtung der Szene zu bitten, obwohl der Arm aktiv in Richtung Ball ausgefahren wurde. „Wenn das kein Elfmeter ist, ehrlich, dann muss jemand zu uns ins Training kommen und es uns erklären. Es kann nicht klarer sein“, sagte Arsenal-Trainer Mikel Arteta bei der BBC.

Doch es wurde noch frustrierender. In Mitten eines rasanten Sturmlaufs der Gäste zog abermals Pépé aus wenigen Metern direkt ab. Wieder war es Pieters, der scheinbar mit seinem Arm den Ball an die Latte lenkte. Marriner entschied auf Rot und Elfmeter. Dieses Mal schaltete sich VAR ein und überstimmte den Unparteiischen. Zurecht. Pieters spielte den Ball mit der Schulter, was regelkonform ist.

Wie so oft in diesem Jahr scheiterte Arsenal an sich selbst, aber auch zwei Mal am Aluminium, den aufopferungsvoll verteidigenden Clartes, dem VAR und zu guter Letzt dem verkappten Handballspieler, der seiner Mannschaft einen Punkt rettete.

 

„Aufatmen zum Jubiläum“ – Award: FC Southampton und Ralph Hasenhüttl

Wie die Vorsaison glich auch 2020/2021 für Ralph Hasenhüttl und den FC Southampton einer Achterbahnfahrt. Dieses Mal legten die Saints einen beachtlichen Saisonstart hin, nur um sich später im Abstiegskampf zu finden. Im letzten Jahr war es umgekehrt. Das obligatorische 0:9 war trotzdem dabei.

Zu seinem 100. Spiel als Cheftrainer des FC Southampton konnte der Österreicher allerdings aufatmen. Nach zehn Spielen ohne Sieg gab es beim hochverdienten 2:0 über Sheffield United endlich wieder einen Dreier. Der Absturz wurde gebremst, Platz 18 ist bequeme zehn Punkte entfernt. „Der erste Sieg nach solch einer langen Zeit ist immer der schwerste“, sagte Hasenhüttl bei der BBC und ergänzte: „Jetzt müssen wir uns weiter verbessern.“

„So nah und doch so fern“ – Award: West Bromwich Albion

Als Sam Allardyce am 14. Spieltag das Ruder bei West Bromwich Albion übernahm, war das rettende Ufer nur drei Punkte entfernt. Doch der Negativtrend war bereits eingeleitet und die allgemeine Vermutung, dass der Kader für die Premier League schlichtweg zu wenig Qualität hat, wurde schonungslos bewahrheitet.

Zuletzt zeigte die Mannschaft Fortschritte. Allerdings nicht genug. Am Wochenende gab es ein 0:0 gegen Newcastle, ein Spiel, das man eigentlich gewinnen kann und muss, wenn man den Klassenerhalt noch irgendwie schaffen will. Es passte daher ins Bild der vergangenen Wochen. WBA holte aus den letzten fünf Spielen zwar mehr Punkte (6) als in den zehn Spielen zuvor (5), insgesamt aber ist das eben zu wenig.

”Wir hatten in den letzten Spielen sicherlich genügend Chancen für zwölf Punkte“, sagte Allardyce bei der BBC und musste zugeben: „Wir waren immer so nah und doch so fern.“ Eine Aussage, die sich auch auf den Verbleib in der Premier League bezieht.

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Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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